Welche Bedeutung hat die Messe für Schleswig-Holstein?
Daniel Günther: Die Husum Wind ist die Leitmesse der Branche der erneuerbaren Energien. Ihre Strahlkraft reicht weit über Schleswig-Holstein hinaus. Schon lange geht es neben der Windenergie auch um die Energiewende und den Klimaschutz. Das spiegelt der diesjährige Titel der Messe, „Transforming Energy“, sehr gut wider.
Genau das geschieht in Schleswig-Holstein übrigens schon seit vielen Jahren: Der Transformationsprozess von der fossilen Energieerzeugung hin zu einer dekarbonisierten Erzeugung mit Erneuerbaren und der kompletten Umstellung aller Sektoren wird bei uns vorgedacht. Das gelingt uns auch dank der innovativen und risikobereiten Branche hier im Norden.
Haben Sie eine Erinnerung an eine bestimmte Husum Wind?
Daniel Günther: Ich kann mich noch gut an den Orkan 2017 erinnern. Damals mussten vier Messehallen geräumt werden – es war einfach zu viel Wind …
Wie beurteilen Sie die Windkraft in Schleswig-Holstein?
Daniel Günther: Unsere schwarz-grüne Koalition ist bei der Windkraft absolut im Plan. Schleswig-Holstein ist weiterhin das Land, das die größte Menge an Windkraft an den Start bringt. Schon jetzt weisen wir in den Planungen zwei Prozent der Landesfläche für Wind aus und wir sind auf dem besten Weg, die zehn Gigawatt installierte Leistung, die wir uns als Ziel für 2025 vorgenommen haben, zu erreichen. Laut Koalitionsvertrag sollen es bis 2030 15 Gigawatt sein. Das werden wir mit den überarbeiteten Plänen auch sicherstellen, außerdem stehen mit Ausnahme der Abstände zur Wohnbebauung die Kriterien bei der Ausweisung von Windflächen noch einmal auf dem Prüfstand, um zu schauen, wo noch mehr Flächen gewonnen werden könnten. Wir gehören in Schleswig-Holstein also zu den absoluten Vorreitern in Deutschland und die Position wollen wir weiter ausbauen.
Welche Projekte in Ihrem Bundesland finden Sie besonders bemerkenswert?
Daniel Günther: Im echten Norden gibt es eine breit gefächerte Branche und viele aktive und innovationsfreudige Unternehmen. Wir haben spannende Projekte mit zukunftsweisenden Ideen im Land, die zeigen, wie die Energiewelt von morgen aussehen kann und die zum Teil auch deutlich machen, wo wir Veränderungen brauchen.
In Schleswig-Holstein haben sich viele Firmen früh auf den Weg gemacht, zum Beispiel mit Projekten, die EE-Strom für die Wasserstofferzeugung nutzen oder mit Ladesäulen für die E-Mobilität in ländlichen Gebieten – sogar auf eigene Kosten. Diese Freude, weiterzudenken, die Zukunft mitzugestalten und dafür sogar eigene Risiken einzugehen, finde ich bemerkenswert.
Welchen Tipp haben Sie für Bundesländer, in denen die Regierung scheinbar Angst vor der Bevölkerung beim Thema Windenergie hat?
Daniel Günther: Ich habe den Eindruck, dass das Thema Windenergie generell sehr positiv gesehen wird, auch, wenn die Windkraft vielleicht nicht überall so selbstverständlich ist und so breit getragen wird wie bei uns in Schleswig-Holstein. Ich bin aber davon überzeugt, dass man die Menschen mitnehmen kann, wenn man vernünftig und nachvollziehbar erklärt, wie wir gemeinsam die Transformation der Energiesysteme gestalten und welchen Nutzen sie selbst davon haben.
Die Energiewende und der Klimaschutz sind das größte Transformationsprojekt unserer Zeit und diese Herausforderung können wir nur gemeinsam schaffen. Deswegen müssen wir deutlich machen, warum wir den Ausbau der Netze und der Erneuerbaren brauchen, und wie wir sie in anderen Sektoren nutzen können.