Der Projektierer IBC Solar aus Bad Staffelstein entwickelt derzeit ein Konzept für Solarparks, die direkt für Energiegenossenschaften zugeschnitten sind. Denn sie bekommen eine Einspeisevergütung, die laut EEG festgelegt ist, ohne vorher in die Ausschreibungen gehen zu müssen. Schließlich leisten diese Solarparks nur 750 Kilowatt. Damit liegen sie unter der Bagatellgrenze, die die Bundesregierung im neuen EEG festgelegt hat, ab der der Einspeisetarif versteigert wird.
Vorkaufsrecht für die Genossen
Eine erste konkrete Anlage ist auch schon in Planung. Auf dem 110 Meter breiten Randstreifen der A7 in Neusitz bei Ansbach haben die Oberfranken eine Fläche gepachtet, auf der der Solarpark gebaut werden soll. Im Pachtvertrag ist wiederum ein Vorkaufsrecht des Solarparks für lokale Energiegenossenschaften festgelegt, die derzeit in Gründung sind. Für die Genossen hat das nicht nur den Vorteil, dass IBC Solar die gesamte Projektentwicklung, sondern auch die gesamten Risiken bis zur Fertigstellung der Anlage trägt.
Vergütung für über 20 Jahre
Wenn die Energiegenossenschaft den Solarpark kaufen sollte, geht der Betrieb an sie über. Die Genossen bekommen – da die Anlage im Januar 2017 in Betrieb gehen soll und bis dahin kaum eine Absenkung der Einspeisetarife zu erwarten ist – eine Vergütung von 8,91 Cent pro Kilowattstunde. Die Einspeisevergütung wird dann für 20 Jahre für jede Kilowattstunde produzierten und eingespeisten Solarstrom gezahlt. Da die Vergütung außerdem für das gesamte Restjahr bezahlt wird, in dem die 20 Jahre abgelaufen sind, bekommen die Energiegenossen auch für das gesamte Jahr 2037 auch noch die Einspeisevergütung.
Gute Rendite erwartet
Der prognostizierte Ertrag liegt jährlich bei etwa 1.000 Kilowattstunde pro Kilowatt installierter Leistung. Damit produziert der Park jedes Jahr 750 Megawattstunden, womit die Genossenschaft am Ende der Laufzeit gut 1,4 Millionen Euro erlöst hat. Abzüglich der Investitionssumme und der Wartungs- und Betriebskosten haben die Planer von IBC Solar eine gute Eigenkapitalrendite ausgerechnet. In der Regel liegen diese zwischen vor und sechs Prozent. In Neusitz wird sie wohl eher am oberen Ende dieser Spanne liegen. Denn die Investitionen in den Netzanschluss halten sich in Grenzen, weil der Solarpark in der Nähe des Netzanschlusspunkts liegt und damit die Wechselstromleitung nicht zu lang ist. Zudem können die Module direkt nach Süden ausgerichtet werden und erwirtschaften somit den höchstmöglichen Ertrag.
Möglichkeiten ausschöpfen
IBC Solar will mit dem Angebot konkret ein Angebot für Energiegenossenschaften entwickeln und dabei die Möglichkeiten des EEG ausschöpfen. Diese bieten die 750-Kilowatt-Bagatellgrenze und die im neuen EEG festgelegte erweiterte Flächenkulisse. Auf diese Weise wollen die Franken die Akteursvielfalt bei der Energiewende zu erhalten, wenn schon die Bundesregierung de facto darauf keinen sonderlichen Wert legt. „Der Solarpark Neusitz dient dabei als Pilotprojekt und Modell für eine möglichst stark standardisierte Anlagenplanung“, erklären die oberfränkischen Projektierer. „Durch diese kann die Wirtschaftlichkeit der Solarparks optimiert und damit auf die Bedürfnisse von Energiegenossenschaften abgestellt werden. “
Angebot für Energiegenossen
Für größere Projekte hat Greenpeace Energy ein Angebot entwickelt. Dabei geht es darum, die Risiken für Energiegenossenschaften zu minimieren, die durch die Teilnahme an Ausschreibungen entstehen. Denn anders als bisher haben die Energiegenossenschaften nicht nur das Risiko bei der Projektentwicklung zu tragen, sondern sie wissen auch nicht, ob sie eine Einspeisevergütung für das entwickelte Projekt bekommen. Dieses Risiko haben große kommerzielle Bieter zwar auch. Doch können diese das Risiko auf verschiedene Projekte verteilen. „Wenn diese mit einem Projekt keinen Zuschlag bekommen, legen sie die Entwicklungskosten auf die anderen Projekte um, mit denen sie Erfolg hatten. Damit vermeiden sie das Totalausfallrisiko, das Energiegenossenschaften haben, die in der Regel nur mit einem Projekt ins Rennen gehen“, erklärt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy.
Greenpeace Energy verteilt das Risiko
Dieses Risiko übernimmt jetzt der Ökoenergie versorger mit seinem neuen Angebot. Denn Greenpeace Energy übernimmt Beteiligungen an verschiedenen Bürgerenergieprojekten und verteilt das Risiko für jedes einzelne Projekt auf alle anderen geplanten Anlagen, die in die Ausschreibungen gehen. Das Angebot gilt derzeit allerdings nur für Windkraftanlagen. Für Solarparks gilt es derzeit noch nicht. Aber wenn genügend Anfragen kommen, könne man es auch auf die Photovoltaik ausweiten, erklärt Sönke Tangermann. (Sven Ullrich)