Lange Zeit lag das Segment der gewerblichen Photovoltaikdachanlagen brach. Doch inzwischen entscheiden sich immer mehr Gewerbetreibende für den selbst produzierten Solarstrom, auch wenn immer noch die Sonnensteuer, also eine EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch, fällig ist. Der Projektierer und Systemanbieter Wirsol aus dem badischen Waghäusel hat in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe solcher Anlagen gebaut. Das jüngste Projekt, das das Unternehmen projektiert und errichtet hat, steht in Heidelberg.
Auf einem der Dächer des Herstellers von Dosiertechnik und Wasseraufbereitungsanlagen Pro Minent haben die Installateure von Wirsol 552 Module mit einer Gesamtleistung von 140 Kilowatt montiert. Vier Wechselrichter speisen den auf dem Dach erzeugten Strom ins Hausnetz des Unternehmens ein.
Amortisationszeit so kurz wie möglich halten
Es ist die erste Pilotanlage für den Heidelberger Kunden. Denn das Unternehmen hat schon angekündigt, weitere Generatoren errichten zu wollen, wenn dieser den Vorstellungen und Vorgaben entspricht. Eine dieser Vorgaben war, dass der Solarstrom möglichst komplett im Unternehmen verbraucht wird. Schließlich ist der Strombedarf von Pro Minent recht hoch und der Solarstrom ist preiswerter als die Energie aus dem Netz. „Unser Ziel war es, den hohen Energiebedarf unseres Unternehmens durch den Eigenverbrauch möglichst weitgehend selbst zu decken und gleichzeitig die CO2-Emissionen deutlich zu senken“, erklärt Andreas Dulger, Geschäftsführer von Pro Minent. Um die Amortisationszeit der Anlage so kurz wie möglich zu halten und dabei die meisten Einsparungen zu erwirtschaften, ist es notwendig, möglichst viel des vorher bezogenen Netzstroms durch preiswerten Solarstrom zu ersetzen. Deshalb wurden die Module auch in Ost-West-Ausrichtung aufgeständert. Denn dadurch sinkt zwar der Gesamtertrag der Anlage leicht, aber die Stromerzeugung ist besser über die gesamten Tagesstunden verteilt. Dadurch kann Pro Minent diesen besser ins der Produktion verbrauchen. Die Investitionssumme für diese Anlage wird sich bereits nach wenigen Jahren amortisiert haben.
Ästhetik spielt eine Rolle
Doch es gab noch weitere Voraussetzungen. „Die Herausforderung dieses Projekts bestand außerdem darin, die hohen Anforderungen unseres Partners Pro Minent an Qualität und Ästhetik, die das Unternehmen genauso auch an seine eigenen Produkte stellt, zu erfüllen“, erklärt Johannes Groß, Vertriebsleiter von Wirsol. „Die benötigte Fläche der Anlage beträgt 910 Quadratmeter und befindet sich auf einem Flachdach mit Lichtschächten. Diese galt es, ästhetisch in die Anlage zu integrieren.“ Das ist durchaus gelungen. Denn die Projektierer haben die Anlage so geplant, dass die Module mit den Lichtschächten harmonisieren. Auch die Begrünung des gesamten Daches wird ästhetisch kaum durch die Solaranlage beeinträchtigt.
Direktvermarktung mit übernommen
Ein weitere Aufgabe, die die Projektierer des Energiedienstleisters Wirsol bei dieser Pilotanlage lösen mussten, resultiert aus dem Umstand, dass es sich am Heidelberger Standort um eine Direktvermarktungsschnittstelle handelt. Das ist mit komplexen technischen Herausforderungen verbunden. Dafür lieferte Wirsol nicht nur die erforderliche Hardware, sondern auch die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen. Ebenso mussten Wechselrichter auf dem Dach montiert werden, deren richtiger Standort nicht immer leicht zu finden ist, da es nicht nur auf die Entfernung zu den Modulen, sondern beispielsweise auch auf die thermischen Bedingungen ankommt.
285 Kilowatt fürs Baustofflager
Eine ähnliche Anlage, nur doppelt so groß, hat Wirsol ereits vor einigen Wochen im badischen Karlsdorf-Neuthard, nordöstlich von Karlsruhe, in Betrieb genommen. Dort haben die Monteure des badischen Photovoltaikprojektierers auf dem Dach des süddeutschen Zentrallagers des Baustoffhändlers I amp;M insgesamt 1.056 Module mit einer Gesamtleistung von 285 Kilowatt installiert. Dort liegen die Module allerdings dachparallel auf dem leicht geneigten Trapezblechdächern. Trotzdem erreicht der Baustoffhändler einen Eigenverbrauch von 60 Prozent, auch aufgrund der Tatsache, dass Stromverbrauch und Solarstromproduktion in die gleichen Zeiten fallen. „Mit der neuen Anlage können wir nun über ein Viertel unseres Strombedarfes selbst produzieren und so fast 170.000 Kilogramm CO2 pro Jahr einsparen“, erklärt Marko Erndwein, Geschäftsführer des I amp;M Zentrallagers Süd. Dadurch können wir so unsere Kosten nicht nur langfristig erheblich senken, sondern auch unseren Teil zur Energiewende beitragen.“
Displays zeigen die Stromproduktion an
Doch damit gibt sich das Unternehmen nicht zufrieden. Um noch mehr Solarstrom zu verbrauchen, werden künftig Funktion und Ertragsdaten der Solarstromanlage auf Großdisplays im Eingangsbereich des Unternehmens anschaulich erklärt. Sie präsentieren die Leistungsdaten der Photovoltaikanlage und machen den Solarstrom so sichtbar. Durch die Möglichkeit der Visualisierung von Einspeisung und Verbrauch seien darüber hinaus die Chancen, Energieeinsparpotenziale auszuarbeiten und dann umzusetzen, sehr hoch.
Hier waren die Anforderungen anders als in Heidelberg. „Die weitläufigen Hallen machten die Anpassung des Brandschutzkonzeptes notwendig“, sagt Johannes Groß von Wirsol. „Neben der mittlerweile etablierten Direktvermarktungsschnittstelle und dem dazugehörigen Direktvermarktungsvertrag war es zudem zuvor unabdingbar die kundeneigene Trafostation auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Solche Anpassungen sind später für den Betrieb der Photovoltaikanlage elementar wichtig.“ (Sven Ullrich)