Der baden-württembergische Energiekonzern und Erneuerbare-Energien-Projektentwickler Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat gemeinsam mit dem britischen Ölkonzern BP die im Mai bekannt gegebenen Planungen für die Installationen von schwimmenden Offshore-Windturbinen mit einer Erzeugungskapazität von bis zu drei Gigawatt nun konkretisiert. Demnach haben die Partner in der entsprechenden Ausschreibung für Windparks in der See um Schottland für zwei Seeprojektgebiete geboten, in denen sie insgesamt 2,9 GW installieren wollen.
Dabei soll das Konsortium 11,65 Milliarden Euro investieren und die Windstromproduktion mit einer zur Wasserstoffproduktion kombinieren sowie einer Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge an Land. Die Wasserstoffproduktion erfolgt demnach in einer eigens projektierten Elektrolyseanlage, die aus am besten überschüssigem Windstrom zu Zeiten geringen Strombedarfs an Land und geringer Strompreise den emissionsfrei und vielseitig nutzbaren Energieträger erzeugt. Mit grünem Wasserstoff lassen sich Fahrzeuge tanken, chemische Industrieprozesse durchführen oder durch Rückverstromung in erzeugungsarmen Wetterphasen ohne Wind oder Sonne die Netzeinspeisung stabilisieren oder ausgleichen. Wasserstoff dient damit in den Planungen vieler Länder als wertvolles Mittel für die Sektorenkopplung, damit die im Stromsektor schnell zunehmende Erzeugung grüner Energie auch im Wärme- und Verkehrssektor die Energiewende vorantreibt. Ebenfalls gilt die Elektromobilität als wichtiges Mittel zur Sektorenkopplung.
Beide Partner stellten auch in Aussicht, Hunderte ehemalige Beschäftigte aus der Öl- und Gasindustrie umzuschulen und ihnen Jobs in den Projektarbeiten zu beschaffen. BP will seine globale Zentrale für Offshore-Windenergie in Schottland eröffnen.
EnBW hatte sein Interesse an schwimmenden Windparks bereits früher bekundet. Im vergangenen Jahr testeste das Unternehmen zudem eine schwimmende Zwillingsturbine aus der Entwicklung des Windenergieingenieurdienstleisters Aerodyn. Das Schwimmfundament trug hierbei zwei identische und voneinander diagonal abgespreizte, mit Stahlseilen auf dem Schwimmfundament und untereinander abgespannte Turbinen, die sich selbstständig passiv durch die Windströmung mit dem Rotor in den Wind ausrichten. Die Tests fanden erst in einem Baggersee bei Bremerhaven, dann in der Ostsee statt. Zudem plant EnBW bereits einen schwimmenden Windpark vor der Küste Kaliforniens.
Ebenfalls jetzt oder in den vergangenen Tagen meldeten zudem weitere große Energiekonzerne und Windparkentwickler ihrerseits Gebote für riesige schwimmende Windparkprojekte. So will der irische Energieversorger ESB zwei Ein-GW-Projekte ebenfalls vor Schottland vorantreiben und hat dafür Gebote abgegeben. Zusammen mit dem norwegischen Ölkonzern Equinor plant ESB bereits ein 1,6-GW-Projekt vor der irischen Küste. Ebenfalls im Juli meldete Equinor selbst ein Gebot für eine Projektierung für schwimmende Windkraft vor Schottland wohl in GW-Größe. Mit dem internationalen Joint Venture Vårgrønn hatte Equinor bereits im Mai die Zusammenarbeit bei einem geplanten GW-Projekt vor Norwegen besiegelt. Auch RWE gab im Juli bekannt, sich an der Ausschreibung in Schottland für Seegrundflächen zur Entwicklung von Windparks beteiligt zu sein, bekundete sein generelles Interesse an Investitionen in schwimmende Windkraft weltweit, ohne aber sich zur Technologie der Gründung für die schottische Ausschreibung zu erklären – ob auf dem Seeboden aufgestellte oder schwimmende Fundamente geplant sind. Am 16. Juli hatten bereits der schottische Projektierer SSE im Verbund mit dem niederländischen Ölkonzern Shell bekannt gegeben, für das erste Projekt eines großformatigen schwimmenden Offshore-Windparks vor Schottland geboten zu haben. 2022 will Schottland das Ergebnis der Ausschreibung bekannt geben. Der bisher größte schwimmende Windpark ist mit 30 Megawatt der 2017 in Betrieb genommene Windpark Hywind Scotland, den Equinor zusammen mit dem arabischen Konzern Masdar betreibt.