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Geschäftsmodelle für Stadtwerke

Regelleistung im Verbund vermarkten

Stadtwerke sind immer wieder auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, um im Zuge der Energiewende nicht unter die Räder zu kommen. Neben der Vermarktung von Solaranlagen und dem Betrieb von Wind- und Photovoltaikkraftwerken sind es vor allem die energienahen Dienstleistungen, die von vielen Stadtwerkekunden nachgefragt werden und mit denen sich die kommunalen Versorger ein festes Standbein in der Energiewelt von morgen aufbauen können. Eine dieser Dienstleistungen ist die Vermarktung von Regelenergie. Denn für den einzelnen Betreiber ist die Vermarktung seiner Anlage als Regelleistung viel zu aufwändig. Auf der anderen Seite kann er zusätzlich Geld verdienen, wenn er anbietet, seine Anlage abzuregeln, wenn zu viel Strom im Netz vorhanden ist. „Hier können wir als örtlicher Energieversorger helfen und den produzierten Strom auch auf den Regelenergiemärkten für unsere Kunden vermarkten und so einen weiteren Mehrwert mit den Analgen erzielen“, betont Uwe Diephaus, Leiter der Vertriebsabteilung der Stadtwerke Huntetal.

BHKW ins Portfolio aufgenommen

Der Versorger im niedersächsischen Diepholz weiß, wie so etwas funktioniert. Denn sie betreiben das Geschäft schon länger. Jüngst haben die Stadtwerke eine weitere Anlage in ihr Regelenergieportfolio aufgenommen. Die Anlage eines landwirtschaftlichen Betriebs ist das erste Blockheizkraftwerk, dessen Leistung sie am Regelenergiemarkt verkaufen. Die Biogasanlage wird ausschließlich mit Substraten des Milchviehhofes befeuert und deckt mit einer Leistung von 515 Kilowatt den Stromverbrauch des Unternehmens. Jetzt kommt eine weitere Einnahmequelle dazu.

730 Megawatt Anlagenleistung im Bestand

Doch selbst mit einem üppigen Portfolio an Anlagen hätte ein Stadtwerk allein keine Chance am Regelenergiemarkt, an dem die Generatorleistung im Maßstab von mehreren Megawatt gehandelt wird. Wenn sich viele Stadtwerke allerdings zusammen tun und ihre Leisutng gemeinsam anbieten, haben sie eine realistische Chance, auch zum Zuge zu kommen. Dazu hat die Stadtwerke-Kooperation Trianel eine Handelsplattform aufgebaut, über die die Leistung von Anlagen vieler angeschlossener Stadtwerke am Regelenergiemarkt verkauft wird. Im Sekundärregelpool des Aachener Stadtwerkeverbunds liegen inzwischen 730 Megawatt Regelleistung. „Diese bündeln wir im Flexpool und können so für die Kunden der Stadtwerke attraktive Zusatzerlöse erzielen“, sagt Philipp Dennis Niederhagen, Fachbereichsleiter Trading amp; Organisation bei Trianel. Die Aachener selbst bekommen ihre Leistung von den Stadtwerken bereitgestellt und agieren komplett im Hintergrund. Sie bündeln nur die einzelnen Anlagen und binden sie an eine zentrale Leitwarte in Aachen an. Trianle übernimmt dann auch die komplette Abwicklung. Die Aachener vermarkten nicht nur die Regelleistung bei den Ausschreibungen, sondern managen auch den Bilanzkreis und steuern die Anlagen, wenn die Regelleistung abgefordert wird.

Abschaltbare Lasten mit vermarkten

Über den Flexpool wird ausschließlich Sekundärregelleistung angeboten, die monatlcih ausgeschrieben wird. Das ist Leistung, die bei Netzschwankungen innerhalb von fünf Minuten vollständig bereitstehen muss. Sie löst dann die Primärregelleistung ab und muss für 15 Minuten geliefert werden. Im Flexpool vermarktet Trianel neben Blockheizkraftwerken auch Biogas- und Biomassekraftwerke und Anlagen, die mit Klär-, Deponie- und Grubengas betrieben werden. Zusätzlich nehmen die Aachener auch abschaltbare Lasten in ihren Sekundärregelpool auf, so dass die Stadtwerke nicht nur Dienstleistungen für Erzeugungsanlagen in ihrem Versorgungsgebiet anbieten können, sondern auch für Industriebetriebe, die für ihre Flexibilität des Stromverbrauchs eine leistungsspezifische Vergütung bekommen. (Sven Ullrich)