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„Auf jeden Kilometer, auf den wir verzichten können, verzichten wir gern“

Die Tagung „Zukünftige Stromnetze“ schaut auch in diesem Jahr auf die vergangenen und bevorstehenden Entwicklungen rund um den Ausbau des Stromnetzes. Neue Herausforderungen, die durch einen erhöhten Anteil erneuerbarer Energien geschaffen werden, brauchen technische und regulatorische Antworten. Wie diese aussehen, diskutieren Netzbetreiber, Energieversorger und Forschende mit Politik und Regulierungsbehörden. Einen Einblick gaben Volker Oschmann, Ministerialdirektor im Bereich Energie beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWLK) und Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA). 

Netzausbau geprägt von beseitigten Abhängigkeiten 

Volker Oschmann legte den Weg seit Beginn der Legislaturperiode dar. Besonders einschneidend sei hierbei der Beginn des russischen Angriffskriegs gewesen. Daraufhin seien die Abhängigkeiten vom russischen Gas beseitigt worden, gleichzeitig habe man die Verteuerungen durch die Verwendung von LNG und durch die Inflation gespürt. Dennoch seien die Netze stabil gehalten worden. Mithilfe von Weiterentwicklungen in der Regulatorik hat man große Fortschritte machen können. 2024 seien mit 1700 Kilometern rund fünf mal so viel Übertragungsnetz im Bau als im Jahr 2021. Zudem hat man das Bestandsnetz weiter optimiert und Redispatch-Maßnahmen effizienter bewerkstelligt. Auf der Verteilnetzebene sei die gesetzliche Grundlage für einen vorausschauenden Ausbau gelegt und Modernisierungen angeschoben worden. Mithilfe der Roadmap Systemstabilität hat man zudem einen Fahrplan, welche Maßnahmen bei welcher Menge erneuerbarer Energien notwendig sein werden. 

Fünf Themenfelder für die Zukunft

Der Blick nach vorne richte sich nach Oschmann besonders auf fünf Themenfelder. Die Kosten für den Ausbau seien gestiegen und somit müsse ein kosteneffizienter Ausbau angestrebt werden. Zudem brauche es netzdienliche Kapazitäten zum Beispiel an Speichern und die Systemsicherheit müsse weiter erhöht werden, beispielsweise mit dem Blick auf Stromspitzen. Weiterhin gehe es Oschmann um einen weiteren Ausbau auf beiden Ebenen und weitere Verfahren zur Beschleunigung.  

Bundesnetzagentur arbeitet an neun Strängen

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, teilte die Arbeit der Regulierungsbehörde in neun Stränge auf. Als Erstes gehöre dazu die steigende Einspeisung von erneuerbaren Energien, die weiter verfolgt werden sollte. Verbunden damit gebe es jedoch eine „Explosion“ an Netzanschlüssen in der Quantität und Qualität. Um diese aufzulösen, braucht es mehr Beschleunigung.

Für den Netzausbau selbst gebe es handfeste Probleme und Erfolge. Der Ausbau von Übertragungsnetz und Verteilnetz werde durch die Bundesregierung und deren Maßnahmen unterstützt, sodass 13-mal mehr Netze durch die Bundesnetzagentur genehmigt werden würden im Vergleich zu 2021 und auch sich der Bau vervielfacht hat. Die Grundlage für den Ausbau sei die gegebene Sicherheit. Ebenso begünstige der Ausbau den Transport durch einen geringeren Preis. Außerdem spielen für Müller die Netzkostenbelastung für die Fairness und die Frage nach Stromgebotszonentrennung auf der internationalen Dimension eine wichtige Rolle.

Kostendimension wichtig für Netzentwicklungsplan 

In den nächsten Wochen würden von der Bundesnetzagentur Szenariorahmen aufgezeigt werden, woran sich der Netzentwicklungsplan anschließt. „Auf jeden Kilometer, auf den wir verzichten können, verzichten wir gern“, sagte Müller, um die Kostendimension zu verdeutlichen. Außerdem gibt der Plan die Integration von Gas und Wasserstoff in den Stromnetzausbau an. Effizienz sei zu erreichen, da in Konsultationsverfahren mit der Branche die wichtigen Stellschrauben erkannt worden seien. Abschließend müssen Speicherkapazitäten netzdienlich sein und für Flexibilitäten werden das bidirektionale Laden eine wichtige Rolle spielen. Gefragt nach Dunkelflauten beteuerte Müller, dass viele Backupkapazitäten in Deutschland zur Verfügung stehen würden. Dennoch schürt das Thema Angst und Sorge.