Softwareanbieter Volytica und Batterie-Optimierer Enspired haben sich zusammengeschlossen, um Batteriespeichern eine optimale Positionierung im Börsenstromhandel zu ermöglichen.
Welche Hürden sehen Sie derzeit bei der Monetarisierung von Großbatteriespeichern?
Jürgen Pfalzer: Großbatteriespeicher bieten enormes Potenzial für Monetarisierung, aber Betreiber stehen vor mehreren Hürden. Jede Batterie verhält sich anders, und die Garantiebedingungen der Hersteller sind primär auf den Schutz des Assets ausgelegt. Das führt dazu, dass viele Speicher samt Erlöspotenzial nicht optimal genutzt werden. Unsere Handelsalgorithmen ermöglichen einen flexiblen Einsatz der Batterie, ohne die Garantiebedingungen zu verletzen, und so ein vollständiges Ausschöpfen des Potenzials.
Wie genau können Ihre Handelsalgorithmen für bessere Erträge sorgen?
Claudius Jehle: Mit unserer Batterieüberwachungssoftware ist der Batteriezustand jederzeit sichtbar. Betreiber und Besitzer erhalten klare und verlässliche Angaben über die Performance-Parameter der Batterie, beispielsweise die verfügbare Energie und Degradationsrate des derzeitigen Nutzungsprofils, sowie Aussagen über Sicherheit. Gerade bei Lithium-Eisenphosphat-Batterien ist genaues State-of-Charge-Management, das heißt die Ermittlung des tatsächlichen Energieinhaltes, entscheidend, denn: Aufgrund ihrer elektrochemischen Eigenheiten fällt es der lokalen Überwachungstechnik oft schwer, exakt zu bestimmen, wie viel noch drin ist – eine Katastrophe für jeden Trader. Durch Nachjustierung an zentraler Stelle kann diese Unschärfe korrigiert werden. Unabhängig davon ermöglicht unsere Lösung, vor allem im Zusammenspiel mit Enspired, die Umsetzung von Betriebsstrategien, die den Verschleiß und damit die Kosten pro Energiedurchsatz berücksichtigen.
Lässt sich der Ertrag dadurch steigern, dass man mehr Daten aus den Batterien zur Verfügung hat?
Jürgen Pfalzer: Mehr Ertrag ist möglich, wenn wir die Batterie exakt innerhalb der Garantiebedingungen betreiben, anstatt mit Annäherungswerten wie etwa durchschnittlichen Zyklen pro Tag zu arbeiten. Wir vergleichen verschiedene Fahrweisen unter Berücksichtigung des Degradationsmodells: Degradation wird dabei als Kostenfaktor betrachtet und die Informationen von Volytica helfen uns, die optimale Balance zwischen maximalem Erlös und minimalem Verschleiß zu finden. Dies erhöht sowohl den aktuellen Ertrag als auch den künftigen Wert der Batterie.
Was ist mit dem „höheren“ Wert des Assets gemeint?
Claudius Jehle: Mit zunehmendem Verschleiß sinken der Wert und die Profitabilität der Batterie. Die Kombination unserer Lösungen optimiert den Ertrag des Speichers über die gesamte Lebensdauer, sprich nicht nur den Umsatz, sondern auch den Gewinn. Damit wird erstmals eine Balance zwischen kurzfristigem Umsatz und langfristigem Werterhalt geschaffen.
Zudem wird der stationäre Speicher kontinuierlich überwacht, was nicht nur dem Betreiber zusätzliche Sicherheit gibt, sondern auch Stakeholder wie Versicherungen und Investoren überzeugt.
Warum gibt es Betriebsbedingungen für Garantien und was bedeuten sie für den Betrieb von Batteriespeichern?
Claudius Jehle: Die Hersteller garantieren in der Regel eine Restkapazität von 60 bis 80 Prozent über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Diese Garantie ist an oft enge Betriebsbedingungen wie maximale Ladezyklen, Lade-/Entladeraten, Betriebstemperatur und diverse andere Faktoren geknüpft. Wir ermöglichen ein optimales Ausreizen dieser Grenzen bei gleichzeitiger Kontrolle der Verschleißrate, damit Langlebigkeit und letztlich Profitabilität.
Wie weit kann ich meinen Speicher „ausreizen“, ohne die Garantiebedingungen zu verletzen?
Jürgen Pfalzer: Das Ziel ist, den Speicher innerhalb der technischen und garantierten Grenzen so intensiv wie möglich zu nutzen, ohne die Batterie unnötig zu belasten. Mit präziseren Daten zum tatsächlichen State of Charge können Betreiber die verfügbare Energie optimal nutzen und dabei die Betriebsgrenzen genau einhalten. Dies ermöglicht es, den Speicher bis an die maximal zulässigen Bedingungen zu betreiben, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Warum ist das Thema Degradation in der kommerziellen Optimierung so komplex?
Jürgen Pfalzer: Das liegt daran, dass es sich um nichtlineare Probleme handelt, die Echtzeitdaten benötigen und viele Einflussfaktoren berücksichtigen müssen. Wir führen täglich 8.000 bis 10.000 Optimierungsläufe durch, um verschiedene Szenarien zu bewerten. Dabei wird die Degradation als Kostenfaktor in die Optimierung integriert. Unsere hauseigene Software löst diese Herausforderung, da es keine fertigen Lösungen am Markt gibt. Darüber hinaus haben wir unseren Ansatz zum Patent angemeldet, um sicherzustellen, dass unsere Kunden nachhaltig von der Technologie profitieren.
Welche Rolle spielen Batteriediagnose und Handelsoptimierung in der effizienten Nutzung von Großspeichern?
Claudius Jehle: Batterien werden häufig nicht zu ihrem vollen Potenzial genutzt, da Betreiber sich oft auf pauschale Herstellerangaben verlassen. Kontinuierliches Batterie-Monitoring liefert präzise Daten zu Anomalien, Stresslevel, State of Health, Ladezustand, Restwert und so weiter und ermöglicht es, Batterien effizienter und schonender zu betreiben.
Jürgen Pfalzer: Unsere Handelsalgorithmen zielen darauf ab, kurzfristige Erlöspotenziale voll auszuschöpfen. Die Integration der Batteriedaten ermöglicht uns, die Flexibilität der Speicher besser zu nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen. So können Betreiber ihre Anlagen näher an den tatsächlichen Leistungsgrenzen betreiben. Das Ergebnis: mehr Profit und effizientere Nutzung vorhandener Kapazitäten.
Für mehr Informationen und Fragen steht Enspired auf der E-World in Essen zur Verfügung. Halle 3, Stand 30116, 11. bis 13. Februar 2025.