Während der Markt in Großbritannien für die Photovoltaikbranche in den letzten Monaten eher von Unsicherheit gekennzeichnet war, bekommt die Solarthermie von London eine gute Förderung. Jetzt hat die britische Regierung sogar noch mal nachgelegt und die Mittel für die Premiumzahlungen für erneuerbare Wärme weiter aufgestockt. „Wir erhöhen die Förderung von 15 Millionen auf 25 Millionen Pfund“, verkündet der britische Klimaschutzminister Greg Barker. Das sind umgerechnet 29,9 Millionen Euro.
Das sogenannte Renewable Heat Premium Payment-Program (RHPP) beinhaltet einen Preisnachlass beim Kauf einer solarthermischen Anlage in Höhe von 300 Pfund (358 Euro) sowie Rabatte für andere Technologien. Die Förderung kommt gut an und wird rege genutzt, wenn auch nicht ganz ausgeschöpft. Bis einschließlich 20. März dieses Jahres wurden 6.412 Haushaltsgutscheine im Gesamtwert von 4,8 Millionen Pfund vergeben. Außerdem haben 37 Unternehmen des sozialen Wohnungsbaus davon profitiert. Sie bekamen insgesamt 4,8 Millionen Pfund und installierten damit etwa 1.100 Anlagen. Das System scheint sein Ziel zu erreichen, denn „zweifellos ist eines der Haupthindernisse, die die Menschen davon abhält, den Schritt hin zu einer Heizung auf der Basis erneuerbarer Energien zu wagen, sind die im Voraus fälligen Kapitalkosten“, erklärt Karen Lawrence von der Verbraucherberatung Energy Saving Trust.
Kommunen und Sozialwohnungen in Förderung mit einbezogen
Bisher war das RHPP hauptsächlich für private Eigentümer von solarthermischen Anlagen gedacht. „Zum 1. Mai integrieren wir kommunale Konzepte und wir berücksichtigen mehr Anlagen auf sozialen Wohnungsbauten, so dass die Bewohner davon profitieren können“, kündigt Greg Barker an. „Menschen, die noch auf teures Öl oder auf Elektroheizung angewiesen sind, sollten darüber nachdenken, sich für das Premium Payment-Program zu bewerben, um ihre Energierechnung langfristig zu senken,” sagt er. „Mit der Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien wollen wir nicht nur unseren Kohlendioxidausstoß begrenzen, sondern es soll auch dazu beitragen, einen Markt für die Entwicklung, den Verkauf und die Installation von solarthermischen Anlagen oder Wärmepumpen zu schaffen.“
Insgesamt sieht das RHPP sieben Millionen Pfund für Haushaltsgutscheine vor. Außerdem stehen acht Millionen Pfund für kommunale Projekte zur Verfügung. Die Gemeinden können sich an einem Wettbewerb beteiligen, um an die Fördermittel zu kommen. Sie sollen kommunale Gruppen ermutigen, eine solarthermische Anlage zu installieren. Das restliche Budget wird dann für sozialen Wohnungsbaugesellschaften ausgeschrieben.
Noch keine langfristige Förderung der privaten Haushalte
Die Branchenvertretung im Königreich begrüßt zwar die Entscheidung, die Mittel für das RHPP aufzustocken, kritisiert aber das zu langsame Vorankommen der Regierung bei der Integration der privaten Haushalte in die reguläre langfristige Förderung, dem Renewable Heat Incentive (RHI). Die existiert momentan nur für Industrie-, Büro- und öffentliche Gebäude. Betreiber von Solarthermieheizungen auf solchen Gebäuden bekommen derzeit 8,5 Pence (9,6 Cent) pro Kilowattstunde erzeugter Wärme. Die Vergütung ist für 20 Jahre garantiert. Ab Oktober dieses Jahres sollen auch die privaten Haushalte in dieses System einbezogen werden. Die konservativ-liberale Regierung in London hat jetzt schon mal eine Verschiebung des Termins auf November angekündigt und wird dafür von der Solar Trade Association heftig kritisiert. Sie wirft der Regierung von die Förderung für private solarthermische Anlagen nicht schnell genug zu vergeben. Schließlich machen die den größten Teil des Solarthermiemarktes in Großbritannien aus.
Eine erste Beratung hat das Kabinett jetzt hinter sich, bei der es die Möglichkeit untersuchte, das Budget der RHI im Zaum zu halten. Die nächste Beratung ist für den Sommer angesetzt. Dazu sollen auch Vertreter der Solarthermiebranche über ihre Erfahrungen befragt werden, kündigt Barker an. Allerdings könnten die Budgetberatungen auch dazu führen, dass die Tarife gesenkt werden, wenn es mehr Nachfrage gibt. Ein endgültiger Budgetplan soll dem Parlament im November vorliegen.
Das Risiko wird belohnt
Derweil existiert für die Photovoltaikbranche endlich wieder Sicherheit. Denn am nachdem ein Berufungsgericht die Klage des Energie- und Klimaschutzministeriums zurückgewiesen hat, stehen seit 3. März die neuen Einspeisetarife fest, mit denen die Investoren kalkulieren können. Das Ministerium ging am 4. Januar gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofes vom 15. Dezember 2011 in Berufung. Das Gericht hatte die Einführung niedrigerer Einspeisetarife vor dem Ende der offiziellen Anhörung über das Programm als gesetzwidrig abgelehnt. „Das ist das Ende dieses besonders turbulenten Kapitels für die britische Solarbranche“, freut sich Paul Barwell, Chef der STA. „Wir freuen uns, dass diejenigen, die seit dem 12. Dezember 2011 investiert und Photovoltaikanlagen installiert haben, jetzt Sicherheit haben.“ Für die hat sich das Vabanquespiel gelohnt, denn die Betreiber, die ihre Photovoltaikanlage jetzt erst ans Netz bringen, erhalten eine sehr viel niedrigere Einspeisevergütung. (Sven Ullrich)