Derzeit schreitet der Offshore-Ausbau in Deutschland so schnell voran wie nirgends sonst. Sieben Windparks in Nord- und Ostsee sind Windparks mit rund 2.300 MW
Leistung sind im Bau oder bereits fertig installiert und warten noch auf ihren Netzanschluss. Aber was ist danach? Viele Planer schrecken vor Problemen zurück, die unter anderem durch die künftige Gesetzgebung im EEG entstehen. Was dagegen getan werden kann, haben Experten auf der Offshore-Konferenz OBMC in Rendsburg Anfang Juli diskutiert und in Handlungsempfehlungen umgewandelt. Auch ERNEUERBARE ENERGIEN hat mit diskutiert.
Heute sind die Empfehlungen als "Rendsburger Appell" an die Politik überreicht worden. Welche Problemfelder wurden benannt?
Befürchtet wird von den Offshore-Experten aus der Industrie, dass die vorgesehenen Ausschreibungen nicht zu niedrigeren, sondern zu höheren Kosten führen. Begründung: "Ausschreibungen stellen jedoch per se strenge und formal umfangreiche Verfahren dar. In den bei Offshore-Projekten zu erwartenden Größenordnungen dürfte daher mit einem hohen formalen und bürokratischen Aufwand zu rechnen sein, der die Geschwindigkeit des Ausbaus weiter vermindert. Auch deshalb könnten Ausschreibungen zu einer Abnahme der Akteurs-Vielfalt führen." Empfohlen wird bezüglich der Ausschreibungen, dass Pilotprojekte frühzeitig gestartet werden, Praxiserfahrungen gesammelt und
Auslandserfahrungen berücksichtigt werden. Damit nimmt der Appell auch Bezug auf die Schwierigkeiten, die in anderen Ländern wie Brasilien und Frankreich mit Ausschreibungen aufgetreten sind.
Ein Henne-und-Ei-Problem sind die Kosten: Die Branche steht unter dem Druck, die derzeit noch viel zu hohen Offshore-Kosten zu senken. Aber um hier erfolgreich agieren zu können, sind zunächst Innovationen erforderlich. Und Neuentwicklungen, unerprobte Technologien und Prototypen bedeuten zunächst einen höheren Kostenaufwand. Diesen jedoch zu leisten, ist für viele Firmen bei der angespannten finanziellen Situation kaum möglich. Auch das Risiko wird zudem gescheut. "Die Bereitschaft, innerhalb der Offshore-Branche in Innovation und Forschung zu investieren, sinkt auch angesichts der für die Branche sehr kurzfristig gesetzten rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Innovative Entwicklungen und Konzepte finden zudem nur schwer Umsetzungspartner, da sie stets mit hohen Kosten verbunden sind." heißt es in dem Appell.
Empfohlen werden Investitionen in Forschung und Entwicklung: Dazu sollten Forschungs- und Entwicklungskooperationen von Hochschulen und der Industrie
intensiviert und durch Maßnahmen des Bundes und der Länder unterstützt werden! Im Bund und den Ländern sollte ein Koordinator für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben für
die Offshore-Branche etabliert werden. Zudem sollten Netzwerke für Entwickler mit innovativen Ideen vom Bund und den Ländern geschaffen
und ausgebaut werden, um ihre Innovationen zur Marktreife zu führen. Hohe Versicherungskosten sollten durch staatliche Unterstützung, z. B. durch Garantien und
Bürgschaften, minimiert werden. So die Handlungsempfehlungen im Rendsburger Appell bezüglich der dringend erforderlichen Forschung.
Zuverlässige gesetzliche Rahmenbedingungen über das Jahr 2018 hinaus - das ist eine weitere Empfehlung:
"Dazu sollte(n)
- bis zum Jahresende 2014 die Rahmenbedingungen für das Strommarktdesign von der
Bundesregierung festlegt und transparent kommuniziert werden!
- mittelfristig Offshore-Strom in den Regelenergie-Markt integriert werden! Dazu sollte die
Bundesregierung entsprechende Vergütungs- und Anreizstrukturen entwickeln!
- ein Rahmen entwickelt werden, um neue Märkte und Handelsprodukte für Offshore-Strom
zu schaffen! Dazu sollte zeitnah die Verordnungsermächtigung des Bundes im EEG 2014
genutzt werden, um alternative Vermarktungsformen zu ermöglichen!
- Einspeisetarife im EEG 2014 genutzt werden, um einen geregelten Übergang für mögliche
Ausschreibungsmodelle zu schaffen, wenn diese notwendig werden!
- die Offshore-Branche durch die Bundesregierung über geeignete Foren und
Kommunikationsplattformen in den Gestaltungsprozess eingebunden werden!
- lange Projektzyklen von Offshore-Windparks generell bei Veränderungen an gesetzlichen
Rahmenbedingungen und bei der Einführung des Ausschreibungsmodells im Besonderen
berücksichtigt werden!
- eine mittelfristige Harmonisierung von Planung, Gesetz und Umsetzungsinstrumenten mit
der EU und anderen Mitgliedstaaten, die Offshore Wind nutzen, berücksichtigt und aktiv
eingefordert werden!
- einheitliche Rahmenbedingungen und Standards auf europäischer Ebene etabliert und ein
einheitlicher Wettbewerbsrahmen geschaffen werden!"
Weitere Problemfelder und Handlungsempfehlungen in dem Appell beziehen sich auf den Netzausbau an Land und auf See. Auch hier wünschen sich die Akteure mehr Investitionssicherheit. Wie die Politik die Vorschläge umsetzen wird, bleibt abzuwarten. (Nicole Weinhold)