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30 GW Offshore 2030: Sieben GW kommen jetzt hinzu

Die Bundesnetzagentur hat gerade die Zuschläge für vier ausgeschriebene Offshore-Windpark-Flächen in Nord- und Ostsee erteilt: drei Flächen in der Nordsee mit jeweils zwei Gigawatt Kapazität und eine in der Ostsee mit einem Gigawatt Kapazität. Pro Fläche haben jeweils mehrere Bieter Gebote mit einem Gebotswert von null Cent pro Kilowattstunde abgeben. Damit verzichten sie auf eine Förderung. Für diesen Fall sieht das Windenergie-auf-See-Gesetz ein dynamisches Gebotsverfahren vor. Der Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft pro Fläche hat jeweils den Zuschlag erhalten.

Die aktuelle Vergabe von vier Offshore-Windpark-Flächen in der Deutschen Nord- und Ostsee durch die Bundesnetzagentur mit einer Kapazität von sieben Gigawatt sei ein großer Schritt für die Energiewende. „Sie bringt uns dem Ziel deutlich näher, bis 2030 mindestens 30 Gigawatt Offshore Wind zu installieren. Und sie ebnet den Weg für ein neues Wirtschaftswunder durch Offshore-Wind, ausgelöst durch Milliarden-Investitionen in den Offshore-Wind-Ausbau“, sagt BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm. Europaweit sind für die geplante Installation von 400 Gigawatt Offshore-Wind bis 2050 sogar Investitionen in Höhe von über einer Billion Euro zu erwarten.

„Die erfolgreichen Bieter BP und Total Energies zeigen mit ihren Geboten in Höhe von 12,6 Milliarden Euro ihr starkes Engagement für den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen die Wirtschaftlichkeit der Offshore-Wind-Technologie und das Vertrauen der Investoren in den deutschen Markt. Diese Investitionen sind von enormer Bedeutung für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung“, kommentiert BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm die Auktionsergebnisse.

Die zwei Nordsee-Standorte von BP, die sich 130 km und 150 km vor der Küste befinden und eine Wassertiefe von 40 Metern verzeichnen, haben eine potenzielle Gesamtkapazität von 4 GW. Vorbehaltlich erforderlicher Genehmigungen wären dies die ersten Offshore-Windprojekte von BP in Deutschland, die voll und ganz mit der Strategie von bp hin zu einem Integrierten Energieunternehmen und der vorgesehenen Kapitalzuordnung übereinstimmen. BP will die Entwicklung, den Bau und Betrieb dieser fest im Grund verankerten Offshore-Windprojekte leiten, deren Netzanschluss Ende 2030 vorgesehen ist. Die globale Offshore-Wind-Projektpipeline von BP umfasst nun insgesamt bis zu 9,2 GW netto.

Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President Gas & Low Carbon Energy bei BP, sagte, dass die Zuschläge einen Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP in Deutschland bildeten. „Der erneuerbare Strom, den wir produzieren wollen, wird die große Nachfrage, die wir in unseren Produktionsbetrieben erwarten, mit einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen bedienen. Dies schließt unsere Produktion von grünem Wasserstoff und Biokraftstoffen, den Ausbau von E-Mobilität sowie die Dekarbonisierung der Raffinerien ein.“ 

630 Millionen Euro für Naturschutz

Erstmals bezahlen Offshore-Projektträger 12,6 Milliarden Euro für die Nutzungsrechte von Windpark-Flächen und stellen dem Staat 630 Millionen für den Meeresnaturschutz zur Verfügung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertet dies als wichtiges Signal für den Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland. Das Ausschreibungsverfahren für 7.000 Megawatt Offshore-Windenergie hatten zwei Tochtergesellschaften der BP sowie die Unternehmen North Sea OFW N12-1 und Baltic Sea OFW für sich entschieden. Von dem insgesamt zweistelligen Milliardenbetrag gehen 90 Prozent in die Reduzierung des Strompreises und je fünf Prozent – also jeweils 630 Millionen Euro – in den Meeresnaturschutz sowie die nachhaltige Fischerei.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, sagt, es sei erfreulich, dass sich der Wind nach nun mehrjähriger Ausbauflaute endlich wieder drehe. „Windstrom auf See ist mittlerweile wirtschaftlich so attraktiv, dass sich die Projektträger für den Zugriff auf die Meeresflächen gegenseitig überbieten. Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch. Begrüßenswert ist auch, dass insgesamt 630 Millionen dem Meeresnaturschutz zu Gute kommen. Nun kommt es auf die sinnvolle Nutzung dieser Gelder an. Minister Habeck und Ministerin Lemke müssen jetzt zeitnah und in Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen ein Konzept erarbeiten, das konkrete Maßnahmen darlegt.“

Im internationalen Vergleich liegen die bezuschlagten Gebote über den im Vereinigten Königreich und in den USA ermittelten Benchmarks und übertreffen die zuletzt in Irland und Litauen beobachteten niedrigeren Bewertungen deutlich. Aus Sicht des BWO hätte das Geld sinnvoller verwendet werden können: Mit den Geboten von insgesamt 12,6 Milliarden Euro hätten zusätzlich rund 3,6 Gigawatt an Offshore-Windparks errichtet werden können. Bei gängigen Erträgen solcher Flächen hätte das Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe ersetzt werden können, um damit CO2 Emissionen in Höhe von 11,8 Millionen Tonnen pro Jahr einzusparen – mehr als doppelt so viel, wie ein Tempolimit von 120 km/h eingespart hätte.

„Nun gilt es, die industriepolitischen Grundlagen zu schaffen, damit die Gewinner der Auktionen ihre Projekte erfolgreich umsetzen können. Die hohe negative Gebotskomponente setzt die Wertschöpfungskette zusätzlich unter Druck. Wir benötigen geeignete Rahmenbedingungen, um die absehbaren Engpässe in der Wertschöpfungskette zu beseitigen, etwa bei der industriellen Kapazität für den Bau von Windenergieanlagen, Fundamenten und den dafür benötigten Errichterschiffen. Die angekündigte Nationale Hafenstrategie muss einen entsprechenden schwerlastfähigen Ausbau der deutschen Meereshäfen einplanen, um auch hierzulande für eine starke Wertschöpfung und Beschäftigung durch Offshore-Wind sorgen zu können“, fügt Thimm hinzu.

Derzeit sind rund 8,3 Gigawatt Offshore-Windenergie in der deutschen Nord- und Ostsee installiert. Die bezuschlagten Offshore-Windparks mit einer Kapazität von sieben Gigawatt sollen im dritten Quartal 2030 auf nicht voruntersuchten Flächen fertiggestellt und an das Stromnetz angeschlossen werden und dazu beitragen, das Ziel von mindestens 30 Gigawatt Offshore-Wind in Deutschland bis 2030 zu erreichen.

Die Nordsee-Anrainerstaaten der Europäischen Union haben sich im Frühjahr 2023 zum Ziel gesetzt, bis 2050 eine Kapazität von 300 Gigawatt Offshore-Wind in der Nordsee zu installieren. Hinzu kommt das Vereinigte Königreich mit perspektivisch weiteren 100 Gigawatt Offshore-Wind. (nw)