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An was für Batterieprojekten arbeitet ABO Wind derzeit?
Patrik Fischer: Die Projektpipeline von Abo Wind beläuft sich derzeit auf rund 19 Gigawatt in 16 Ländern; ein Gigawatt davon sind Batteriespeicher. Wir arbeiten sowohl an Stand-Alone- als auch an Hybridprojekten, und wir nehmen eine steigende Nachfrage aus den verschiedenen Ländern wahr. An besonders großen Projekten arbeiten wir im Vereinigten Königreich und in Irland. Im Juni haben wir in Nordirland unsere erste große Batterie ans Netz gebracht. Der 50-Megawatt-/25-Megawattstunden-Speicher leistet Netzdienste unter dem so genannten DS3 Scheme. In Deutschland wollen wir noch in diesem Jahr drei Stand-Alone-Speicher mit zusammen 45 Megawatt errichten. Die Funktion dieser Batterien wird die Lastspitzenkappung auf Netzebene sein.
Sie haben bereits zwei Beispiele genannt. Was sind konkrete Anwendungen für Batteriespeicher, was ist das Gängige?
Patrik Fischer: Batteriespeicher spielen eine zentrale Rolle für die Energiewende: Sie versetzen volatile Erneuerbare-Energie-Parks in die Lage, jederzeit bedarfsgerecht Strom zu liefern. Bereits die Kombination aus Wind- und Solarenergie bringt eine deutliche Verstetigung. Ein dazu geschalteter Batteriespeicher schafft dann einen optimalen Energie-Park. Ein konkreter Anwendungsfall in Deutschland sind die Innovationsausschreibungen: Noch in diesem Jahr werden wir zwei Projekte anschließen, bei denen ein Photovoltaik-Generator parallel mit einem Batteriespeicher betrieben wird. Allerdings sind dort symmetrische Netzdienstleistungen noch nicht möglich, da die Batterie nicht aus dem Netz gespeist werden darf. Nur dann könnte sie die volle Leistungsfähigkeit und Netzdienlichkeit entfalten.
Lohnt sich das Geschäft auch in Ländern, in denen es keine Innovationsausschreibungen wie in Deutschland gibt?
Patrik Fischer: Ja. Die fossilen Energiepreise steigen weltweit. Viele Industriekunden fragen sich, wie sie Versorgung aus erneuerbaren Energien verstetigen können, um sich langfristig verträgliche Preise zu sichern. Gas wird knapper und teurer. Das macht Erneuerbare noch attraktiver und die Kombination mit Batterien noch wettbewerbsfähiger.
Stichwort Industriekunden: Für die ist das Ganze auch eine lohnende Geschichte?
Patrik Fischer: Für Industriekunden kann vieles eine Rolle spielen. Zunächst sollten sie die Möglichkeiten prüfen, eine Aufdachanlage oder Freiflächenanlage zu installieren, um günstigen Strom selbst zu erzeugen. In Deutschland gibt es darüber hinaus den Paragrafen 19 der Netzentgeltverordnung, der eine gleichmäßige Energieversorgung honoriert. Das heißt, man kann Netzentgelte sparen, wenn man den eigenen Netzanschluss gleichmäßiger nutzt („7000-Stunden-Regel“). Ein Großabnehmer, der mehr als zehn Gigawattstunden im Jahr verbraucht, erreicht eine jährliche Ersparnis im sechsstelligen Bereich. Ein Batteriespeicher hat sich bereits nach wenigen Jahren amortisiert.
Welche Aspekte müssten sich noch regulatorisch ändern, um die Nutzung von Batteriespeichern weiter zu verbessern?
Patrik Fischer: Die politischen Entscheider müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Batteriespeicher ein ganz zentrales Element der Energiewende sind. Nur so kriegen wir die Verstetigung und die Integration der Erneuerbaren in die bestehenden Netze tatsächlich langfristig hin. Dafür sind drei Dinge wichtig: Bei Hybridkraftwerken, also der Kombination von Wind- oder Solaranlagen mit Batterien, sollte es möglich sein, dass die Batterie auf jeden Fall auch aus dem Netz gespeist werden kann, ohne dass der gesamte Park dadurch seine Grünstromeigenschaft verliert. Das bedeutet, das Ausschließlichkeitsprinzip muss in seiner Definition angepackt werden. Nur dann kann die Batterie ihre Leistungsfähigkeit und Netzdienlichkeit vollständig entfalten. Zweitens haben wir Flaschenhälse für den Ausbau der Erneuerbaren insgesamt. Eine sehr knappe Ressource sind die Anschlusspunkte. Hier ist es wichtig, dass man richtig rechnet und nicht immer nur die nominale Leistung als Anschlussleistung betrachtet, sondern das realistisch einschätzt. Nur wenige Prozent der Zeit pro Jahr erbringt ein Windkraftwerk oder eine Solaranlage tatsächlich ihre Nennleistung. Das gilt insbesondere für Photovoltaik, bei der die Auslegung zum Teil die DC installierte Leistung berücksichtigt. Hier kann der Netzanschluss kleiner dimensioniert und somit mehr pro Netzverknüpfungspunkt angeschlossen werden. Das ist entscheidend. Wir könnten viel mehr leisten und verstetigte Energie anschließen, wenn wir den Grid Code entsprechend anpassen. Auch hinsichtlich der Messung in den Genehmigungsverfahren sind wir in vielen Märkten noch relativ am Anfang.