Der Mineralölkonzern Total will sich in der Energiewende neu positionieren. Das Unternehmen baut inzwischen schon regelmäßig Ökostromanlagen und neue Systeme, auf denen die zukünftige Energieversorgung beruhen wird. Dazu gehören auch Speicheranlagen. Die bisher größte, die Total im Portfolio hat, ging Ende Dezember 2021 ans Netz.
27 Container voller Speicher
Die Anlage steht in Dunkerque an der Küste des Ärmelkanals im Département Nord. Sie besteht aus 27 Speichercontainern, die der französische Hersteller Saft Batteries konfektioniert hat. Jeder dieser Container fasst eine Strommenge von 2,5 Megawattstunden. Die gesamte Anlage hat eine nutzbare Speicherkapazität von 61 Megawattstunden. Dazu kommt noch eine Leistungselektronik, die in der Lage ist, den zwischengespeicherten Strom mit einer Leistung von 61 Megawatt ins Netz zu drücken.
Speicher liefert Regelleistung
Denn das ist die Aufgabe der Anlage. Sie wird den sicheren Betrieb des französischen Übertragungsnetzes absichern, vor allem in den Wintermonaten, wenn aufgrund der vielen Elektroheizungen die Stromnachfrage in Frankreich immens ist. Die Aufgabe des Speichers ist es, nicht nur in diesen Zeiten Primärregelleistung zur Verfügung zu stellen. Diese wird notwendig, wenn die Frequenz im Netz von den vorgegebenen 50 Hertz abweicht. Liegt sie darunter, liefert der Speicher Strom ins Netz, liegt sie darüber, speichert er den dann überschüssigen Strom ein. Außerdem wird er die Integration von immer mehr volatil produzierenden Ökostromanlagen ermöglichen, indem er die Schwankungen der Solar- und Windstromerzeugung ausgleicht, wie Vinvent Stoquart, als Vizechef bei Total verantwortlich für die erneuerbaren Energien, betont.
Weitere Projekte geplant
Bis zur vollständigen Inbetriebnahme hat es allerdings etwas gedauert. Denn Total hat bereits im Februar 2020 den Zuschlag im Rahmen einer Ausschreibung durch den französischen Übertragungsnetzbetreiber RTE bekommen. Im Januar 2021 ging dann der erste Teil der Anlage mit einer Leistung von 25 Megawatt ans Netz. Es ist aber noch längst nicht das Ende der Kooperation von Total und Saft. „Mit dem Erfolg dieses Projekts und der Expertise von Saft zu Entwicklung von Energiespeichern beabsichtigt Total Energies seine Speicherlösungen in Ländern einzusetzen, in denen das Unternehmen auch erneuerbare Energien entwickelt“, sagt Stoquart.
Vier Gigawatt bis 2025 sind das Ziel
Hierbei spielt Frankreich auch eine Rolle. Denn das Unternehmen hat schon damit begonnen, hier ein Portfolio an Solaranlagen aufzubauen. Bis 2025 soll es auf vier Gigawatt anwachsen, wie Thierry Muller, Geschäftsführer von Total Energies Renewables France, sagt. Das jüngste Projekt entstand in Gien im Département Loiret in der Region Centre-Val de Loire. Dort hat Total auf einer Fläche von 75 Hektar einen Solargenerator mit einer Leistung von 55 Megawatt errichtet. Dieser wird aufgrund der guten Sonneneinstrahlung jedes Jahr etwa 64 Gigawattstunden Strom liefern – und das mindestens 30 Jahre lang. Denn für diesen Zeitraum ist der Betrieb der Anlage geplant.
Lokale Wertschöpfung im Blick
Der Betrieb wird von lokalen Fachkräften übernommen. Außerdem wurde die Anlage mit Bürgerbeteiligung errichtet. So haben 212 Einwohner des Départements Loiret und der umliegenden Départements insgesamt 2,2 Millionen Euro in den Solarpark investiert. „Damit unterstreicht Total abermals sein Bestreben, die Entwicklung von Ökostromanlagen in Partnerschaft mit den Regionen umzusetzen“, betont Thierry Muller.
Außerdem haben umfangreiche Naturschutzmaßnahmen den Bau begleitet. So wurde ein Fledermausquartier entwickelt und ein Teich angelegt, um die Entwicklung der Amphibienpopulation zu unterstützen.
707 Megawatt in Ausschreibungen platziert
Die Anlage ist nur ein Schritt auf dem Weg, die vier Gigawatt Solarstromleistung zu errichten. Aber weitere Projekte sind schon in Planung. So hat Total mit Solarprojekten mit einer Gesamtleistung von 51 Megawatt in den Ausschreibungen im November 2021 gut punkten können. Diese acht Anlagen sollen im Jahr 2023 ans Netz gehen. Insgesamt steigt die Anlagenleistung, die Total erfolgreich durch die Ausschreibungen bringen konnte, damit auf 707 Megawatt. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen damit der zweitgrößte Entwickler von Solaranlagen in Frankreich.
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