Es werde „KI in allen Hallen“ geben, sagte Hannovers Messechef Jochen Köckler am Mittwoch in einer Informationsveranstaltung für die Einstimmung auf die ab Sonntag mit dem traditionellen Kanzlerbesuch beginnenden Industriemesse. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe AG erklärte, worum es nach Meinung des Veranstalters geht: Es gebe für Europa „gerade noch die Chance AI mitzugestalten“, sagte Köckler. „Am Ende geht es immer um Wettbewerbsfähigkeit“, und die fünftägige Messe mit ihren 4.000 Ausstellern werde zeigen, was deutsche und europäische Unternehmen bei der international AI genannten Künstlichen Intelligenz (KI) technologisch und weltwirtschaftlich beisteuern können und wollen.
Mit großen Ausstellungsbereichen für Smart Manufacturing, Digital Ecosystems und Energy for Industry trägt die Messe dieser Ausrichtung der deutschen Industrie auch Rechnung – neben Ausstellungsbereichen für Druckluft- und Vakuumtechnik, für Innovationen durch Ingenieure in Teile- und Konzeptentwicklung sowie für Konzepte zur Zukunft und Handel und Investitionen weltweit. Ein sogenannter Application Park dargestellt als eine Ausstellungsfläche ist Schauplatz für Vorführungen von Robotiklösungen wie zum Beispiel ein Laserschweißen durch Roboter oder eine energetisch nachhaltigere und umweltgerechtere Produktion von Batteriezellen wie ja zum Beispiel für Grünstrom-betriebene Elektroautos.
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Auch speziell die Wasserstoff-Erzeugung, die Lagerung des emissionsfreien Energieträgers H2 und dessen Transport und schließlich Nutzung spielen eine große Rolle in der kommenden Woche. Der Stahlhersteller Salzgitter wird in dessen Ausstellungshalle 13 beispielsweise dessen Pläne und Konzepte für die Herstellung grünen, also emissionsfrei erzeugten Stahls darstellen.
Insbesondere werde zudem auch die Sektorenkopplung ein Thema sein, dessen technologische Umsetzung über eine bezahlbare und verlässliche Energieversorgung der Industrie entscheiden werde, sagte Köckler auf eine Frage von ERNEUERBARE ENERGIEN. Zur Sektorenkopplung gehört die Umwandlung von Elektrizität in Wasserstoff mittels Elektrolyse zur Nutzung der im Strom gespeicherten Energie in anderen Energieversorgungssektoren wie dem Verkehr. Aber auch Umwandlungen von Wärme- in elektrische Energie und umgekehrt sind Sektorenkopplungen, die demnach auf der Hannover-Industriemesse eine Rolle spielen könnte. Und auch wenn Erneuerbare-Energien-Technologien auf der Industriemesse keine Hauptrolle spielen, zählt das Ausstellendenverzeichnis der Messe 428 Unternehmen, die erneuerbare Energien als einen ihrer Zwecke bezeichnen.
Gastland ist dieses Mal das nordamerikanische Kanada. Dies sehen Veranstalter und auch die zur Vertretung ihrer Industrie angereisten Politiker und Vertreter der öffentlichen Verwaltung wie die Direktorin für Innovation, Wissenschaft und wirtschaftliche Entwicklung, Christina Bilyk, als besondere Chance zu einer besonderen Zeit. „Uns erwartet eine Woche der Zuversicht“, sagte Köckler mit Verweis auf die außen- und handelspolitischen Bremsen, die sich für das nördliche Nachbarland der USA derzeit aufgrund der scharfen Zölle-Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump ergeben. Europa und nicht zuletzt deutsche Industrieunternehmen böten sich als Partner mit viel Innovationskraft stattdessen an.
„Diese Veranstaltung ist ein Fest für Kanadas visionäre Technologien und unser Engagement für globale Innovation und Nachhaltigkeit“, ließe sich François-Philippe Champagne, Finanzminister von Kanada, vorab zitieren. Bei der Vorabpräsentation zählten hierzu Bilyk und der Chef des Clusters für fortgeschrittene Produktionstechnologien NGen Canada, Jayson Myers, vor allem auch die Wasserstofftechnologie.
Zwei „Pavillons“ seien außerdem auf „nachhaltige Energie-Entwicklung“ und Energiespeicher fokussiert sowie auf Entwicklungen von Biomaterialien für die Fertigung.
Wie sehr die außenpolitische Entwicklung unter Donald Trump das Interesse für die Industriemesse in Deutschland beeinflussen, belegte Myers beispielhaft mit dem nach der Wahl plötzlich aufgeflammten Interesse kanadischer Wirtschaftsunternehmen an einer Teilnahme. So hätten sich innerhalb der vergangenen zwei Monate alleine 80 Unternehmen neu für die Teilnahme an der Hannovermesse entschieden.
Kanada gehört mit einem Anteil der erneuerbaren Energien von 66 Prozent an der Stromversorgung des Landes und von knapp 20 Prozent an der Gesamtenergieversorgung dank vor allem viel Wasserkraft zu den nachhaltiger Energie-versorgten Ländern weltweit. Dies ist etwa auf dem Niveau der Versorgung Deutschlands mit grüner Energie. Zugleich freilich ist das nordamerikanische Land Netto-Exporteur von fossilen Energierohstoffen wie Öl und Gas, die es mit dem energie- und umweltverbrauchsintensiven Fracking beispielsweise gewinnt.