Der Absatz von Solarthermieanlagen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011 gesunken. Insgesamt wurden 2012 etwa 145.000 solarthermische Systeme mit einer gesamten Kollektorfläche von 1,15 Millionen Quadratmeter installiert. Damals gingen 149.000 Solarwärmeanlagen mit einer Kollektorfläche von 1,27 Millionen Quadratmetern in Betrieb. Das geht aus einer aktuellen, gemeinsamen Marktstatistik des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) und des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) hervor.
Solarthermie konnte nicht profitieren
Damit konnte die Solarthermie nicht vom forcierten Heizungsmarkt im Jahr 2012 profitieren. Immerhin stieg der Gesamtabsatz auf dem Wärmemarkt 2012 im Vergleich zu 2011 um etwa sechs Prozent von 639.500 auf auf über 677.000 Anlagen. Damit ging der Anteil der Solarthermie an den verkauften Heizungsanlagen von 23,3 Prozent im Jahr 2011 auf 21,4 Prozent im vergangenen Jahr zurück. Immerhin bewahrheitete sich die Branchenprognose, dass der Markt im vierten Quartal 2012 noch einmal an Dynamik gewinnen konnte. So war die Anzahl der in den letzten drei Monaten installierten Anlagen mit 75.000 Stück höher als die in den ersten drei Quartalen gebauten Solarwärmesysteme in Deutschland, als die Branche 70.000 neue Anlagen zählte. Im letzten Quartal wurden aber offensichtlich zunehmend kleine Anlagen gebaut. Denn die Kollektorfläche pro neu installierter Anlage betrug in den letzten drei Monaten durchschnittlich nur 5,5 Quadratmeter. In den ersten neun Monaten wurden Anlagen mit einer durchschnittlichen Kollektorfläche von 10,6 Quadratmetern installiert – ein Hinweis darauf, dass der Verkauf von großen Anlagen für Gewerbe und Industrie langsam in Schwung kommt.
Zinsgünstige Kredite ab März
In der Solar- und Heizungsbranche ist man aber immer noch zuversichtlich, dass der Markt wieder in Schwung kommt, auch wenn das Ziel, das der BSW-Solar im Fahrplan Solarwärme anvisiert hat, klar verfehlt wurde. Im Szenario der forcierten Expansion, das die Autoren der Studie für das wahrscheinlichste halten, war ein Zubau von nahezu 1.100 Megawatt solarthermischer Leistung vorgesehen. Tatsächlich hat die Branche aber nur 805 Megawatt erreicht. Die guten Aussichten begründen die Branchenverbände und Unternehmen mit der Einführung von zinsgünstigen Krediten für die Installation von solarthermischen Anlagen mit einer Kollektorfläche von maximal 40 Quadratmetern oder einer Wärmepumpe mit einer maximalen Nennwärmeleistung von 100 Kilowatt. Die Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) vergibt die Darlehen an Haus- und Wohnungseigentümer ab 1. März dieses Jahres, die mit der Förderung im Marktanreizprogramm (MAP), das vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) koordiniert wird, kombinierbar ist. Pro Wohneinheit verleiht die KfW bis zu 50.000 Euro zu einem festen und günstigen Zinssatz. Die Laufzeit beträgt bis zu zehn Jahre. „Mit dem KfW-Kredit und den BAFA-Zuschussprogrammen sind die wirtschaftlichen Vorteile beträchtlich“, erklärt Peter Gawlik, Geschäftsführer von Sonnenkraft Deutschland. „Man spart bei der anfänglichen Investition, man spart bei der Finanzierung, und dann spart man jedes Jahr bei den Heizkosten. Die Einsparungen während der Kreditlaufzeit sind größer als die Kosten für den Kredit, so dass sich die Investition in eine solare Heiz- und Warmwasserlösung über die Laufzeit des Kredites selbst bezahlt. Die weiter gehenden Ersparnisse nach den ersten zehn Jahren stehen dann voll dem Nutzer zur Verfügung“, rechnet Gawlik vor.
Rahmenbedingungen verbessern
Die schlechte Marktlage im vergangenen Jahr schieben die Branchenvertretungen auf die unsicheren Rahmenbedingungen. „Vor allem ein kontinuierliches und haushaltsunabhängiges Förderinstrument fehlt nach wie vor, um den dringend notwendigen forcierten Ausbau der Solarwärme zu erreichen“, kritisiert der BSW-Solar. „BDH und BSW-Solar fordern alle Parteien daher auf, endlich die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Durchbruch der erneuerbaren Wärme zu schaffen. Dies müsse unabhängig vom Wahlausgang eines der ersten Projekte der neuen Bundesregierung sein.“ Schließlich hinkt der Anteil der erneuerbaren Energien auf dem Wärmemarkt mit 11 Prozent weit hinter dem Anteil von 25 Prozent im Strommarkt hinterher. (Sven Ullrich)