Das muss man sagen, Aldi Süd ist in Sachen Solardächer kein Newcomer. Ende 2013 tummelten sich nach Angaben des Discounters über 480 Photovoltaikanlagen auf Aldi-Süd-Filialdächern und weitere 45 auf Logistikzentren in Mittel- und Süddeutschland. In diesem Jahr sind 278 weitere Anlagen in Planung und Umsetzung, sodass bei Fertigstellung der Vorhaben auf einer Solarfläche von 1,91 Millionen Quadratmetern jährlich rund 110 Millionen Kilowattstunden erzeugt werden. Das ist genug Strom für knapp 37.000 Vier-Personen-Haushalten.
Image-Gewinn ist in Ordnung
Der Blogger Antonius Quodt hat nun beobachtet, dass es in der Kölner Robert-Perthel-Straße zahlreiche Nachbarn seinem Unternehmen nachgemacht haben und Solaranlagen installiert haben. Zuletzt eben auch Aldi Süd. Er schreibt: "Und bei aller Liebe… Es wäre zu schön zu glauben, dass Ikea und Aldi Süd ihr grünes Gewissen entdeckt haben. Vielleicht auch, aber die kaufmännischen Aspekte dürften zu dem Engagement ebenfalls einen Beitrag geleistet haben." Er geht davon aus, dass die Unternehmen, bei denen ständig Licht brennt, rund 60 Prozent des erzeugten Sonnenstroms direkt nutzen können. Quodt lässt Fünfe gerade sein. Für ihn ist es in Ordnung, wenn auch noch ein Image-Gewinn dabei herausspringt. Immerhin trage ja jede Solaranlage dazu bei , die Kohleverstromung zu reduzieren. Das heißt natürlich nicht, dass bei Aldi alles in Ordnung ist, zum Beispiel Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter oder Situation der Zulieferer.
Zudem hat Aldi ein weitergehendes Forschungsprojekt im baden-württembergischen Rastatt verfolgt. Zusammen mit dem Fraunhofer ISE hat der Billigheimer dort zwischen 2010 und 2013 ein ganzheitliches Energiekonzept mit geothermisch gestützter Kälteverbundanlage getestet. Dabei sollte der Primärenergiebedarf um 50 Prozent gegenüber anderen Filialen gesenkt werden. 2013 ist das ISE dann mit einem Konzept herausgekommen, das Marktbetreibern immerhin 25 Prozent Energieeinsparung beschert. "Einige Teile unseres Konzeptes wurden von Aldi Süd bei Neubauten bereits übernommen, im ersten Betriebsjahr konnten so bereits 20 Prozent Energie eingespart werden", sagt Nicolas Réhault vom ISE.
Und was soll Tchibos "Kindergiewende"?
Tchibo verteilt gerade Werbeblättchen, die lustig-bunt die "Kindergiewende" ausrufen. Worum geht's? Man soll wechseln zu Tchibo als Ökostromanbieter. Der Händler bietet seit 2010 bereits 100 Prozent Strom aus Wasserkraft an. Es handelt sich dabei um alte, längst abgeschriebene Kraftwerke in Norwegen. Neue Regenerativanlagen werden so also nicht gebaut. Und dann fördert man noch mit seinem Wechsel zu Tchibo Umweltbildungsprojekte für Kinder. Tatsächlich hatte Tchibo auch im Jahr 2010 eine Solaranlage im Verkaufsangebot. Das hatte sich aber wohl nicht gerechnet. (Nicole Weinhold)