Nach mehreren Wochen Installationsarbeit ist in Kabul ist Afghanistans erste solarthermische Anlage in einem Mehrfamilienhaus in Betrieb gegangen. Die Anlage soll die Warmwasserbereitung und die Heizungsunterstützung vor allem in den kalten Wintern übernehmen. „Schließlich sind die Winter in Kabul ähnlich denen in Deutschland“, weiß Assghar Mahmoudi. Der gebürtige Afghane arbeitet für Solar Sky in Kassel, die das Projekt zusammen mit Regenerative Energie- und Montagesysteme (REM) im bayerischen Rottenburg an der Laaber realisiert hat. Die afghanische Metropole mit fast drei Millionen Einwohnern liegt immerhin auf einer Höhe von über 1.800 Metern über dem Meeresspiegel und das Klima ist mit heißen Sommern und kalten Wintern kontinental geprägt. „Es gibt dort vier Monate, in denen die durchschnittlichen Temperaturen unter Null Grad Celsius fallen“, berichtet Mahmoudi weiter. „In Afghanistan gibt es aber keine wirklichen Heizungssysteme. Da auch der Strom immer wieder ausfällt, ist eine verlässliche Beheizung der Wohnräume sehr schwierig.“ Die Solarthermie soll da Abhilfe schaffen.
Hohe Globalstrahlung und viele Sonnenstunden
Solar Sky hat 20 Flachkollektoren von REM mit einer jeweiligen Bruttokollektorfläche von 2,51 Quadratmetern auf dem Dach eines Hauses installiert, in dem 20 Familien leben. Die auf dem Dach aufgeheizte Wärmeträgerflüssigkeit gibt seine Energie an das Wasser in einem der beiden Solarspeicher mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von 1.500 Kubikmetern.
Der Solarthermiemarkt in Afghanistan beschränkt sich bisher vor allem auf kleine Thermosyphonsysteme zur Warmwasserbereitung. Die Unterstützung der Raumheizung kommt bisher nicht vor. Dabei findet die Solarthermie in Zentralasien gute natürliche Bedingungen vor, vor allem in den kalten aber sonnigen Wintern. Die Globalstrahlung in Kabul ist mit 2.000 Kilowattstunden pro Quadratmeter sehr hoch. Selbst im Winter scheint die Sonne sehr oft. In den Monaten November bis Februar liegt die Globalstrahlung zwei bis drei Mal höher als in Deutschland. „Auch die Anzahl der Sonnenstunden ist im Vergleich zu Deutschland im Schnitt doppelt so hoch“, weiß Thomas Fertl, Vertriebsleiter bei REM. „Das führt dazu, dass die solarthermische Anlage in Afghanistan einen deutlich höheren solaren Deckungsgrad erreicht, als in Deutschland.“
Erste Erfahrungen in Afghanistan
Zusätzlich zur Solarwärme deckt das Haus seinen Wärmebedarf über zwei gasbetriebene Heizungskessel, die im Keller des Gebäudes installiert sind. Für die beiden deutschen Unternehmen sind es die ersten Erfahrungen in Afghanistan. Das jetzige System ist erst einmal ein Pilotprojekt. Wenn es funktioniert, werden noch weitere Anlagen auf Mehrfamilienhäusern in Kabul und Umgebung installiert. Insgesamt sind 21 Systeme in Vorbereitung.