Der Zubau von Solaranlagen in Baden-Württemberg kommt nicht so schnell voran wie er könnte. Um wieder Schwung in den Ausbau der Photovoltaik im Ländle zu bringen, wird die Landesregierung in Stuttgart künftig regionale Photovoltaiknetzwerke finanziell fördern. Die Netzwerke sollen vor allem in Regionen entstehen, in denen der Ausbau ins Stocken geraten ist. Sie sollen vor Ort den Zubau der Photovoltaik wieder vorantreiben. Denn im wesentlichen sieht die Landesregierung Informationsdefizite als Grund für den schleppenden Ausbau. Dazu kommt noch der organisatorische Aufwand. Diese Hürden sollen mit den Netzwerken abgebaut werden.
3,5 Millionen Euro für drei Jahre
Insgesamt wird jede der zwölf Region in Baden-Württemberg ein solches Netzwerke gründen. Bisher haben die Regionen Donau-Iller, Neckar-Alb und Südlicher Oberrhein schon mal vorgelegt. Das Solar Cluster Baden-Württemberg und die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) organisieren den fachlichen Austausch und die Vernetzung untereinander.
Für die Unterstützung der Netzwerke stehen insgesamt 3,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre zur Verfügung. „Mit diesem Geld werden Beratungs- und Netzwerkinitiativen in Baden-Württemberg unterstützt, um die klimafreundliche Solarstromerzeugung auszuweiten“, erklärt Volker Kienzlen, Direktor der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA). Grundlage der Beratungsangebote ist eine Internetseite, auf der die Partner Informationen bereitstellen. Hier können die Nutzer aber auch Informationen austauschen. Jedes Netzwerk bekommt eine separate Seite, auf der speziell auf die Gegebenheiten vor Ort eingegangen wird. Dazu kommen noch ein Onlinerechner, mit dem die Interessenten die Erträge und Potenziale für ihr Gebäude ausrechnen können. „Im engen Austausch mit den Initiativen wollen wir einen Expertenpool für Fachfragen und Vorträge aufbauen sowie Dossiers, Flyer und Leitfäden mit Informationen für verschiedene Zielgruppen erstellen“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer des Solar Clusters. „So muss nicht jede Initiative das Rad neu erfinden.“
Erst die Hälfte des Potenzials genutzt
Ziel ist es, die Installation von Dachanlagen und die Errichtung von Solarparks vor Ort voranzutreiben. Bis zu elf Gigawatt Solarstromleistung finden auf den Dächern im Ländle Platz, wenn das gesamte Flächenpotenzial genutzt wird. Derzeit ist etwa die Hälfte dieser Leistung auf den schwäbischen und badischen Dächern installiert. Auch der Bau von Solarparks geht nicht so schnell voran wie erwartet und notwendig, um den Anteil der Photovoltaik im südwestlichen Stromnetz auf das gewünschte Niveau zu heben. Dabei sind gerade in Baden-Württemberg die Bedingungen für die Photovoltaik gut. Die Einstrahlungswerte sind hoch und die wirtschaftlichen Aussichten perfekt. Schließlich kann der Solarstrom auf Dächern für sechs bis elf Cent pro Kilowattstunde erzeugt werden, wie die Experten des Solar Clusters betonen. „Sogar, wer seinen Solarstrom vollständig in das Stromnetz einspeist, macht Gewinn. Und wer ihn teilweise selbst verbraucht, erhöht den Gewinn entsprechend.“
Das Ziel: Zwölf Prozent Solarstrom bis 2020
Außerdem planen Solar Cluster und KEA Veranstaltungen für die Akteure. „Sie sollen dem direkten Erfahrungsaustausch über Hemmnisse und deren erfolgreiche Überwindung dienen“, erklärt KEA-Direktor Kienzlen. Dazu wird die Netzwerkoffensive in den bereits bestehenden jährlichen Solarbranchentag eingebunden. Zudem werden die Netzwerke bei der Energiewendekampagne der Landesregierung vertreten sein.
Zur Unterstützung des Photovoltaik-Ausbaus holen die Partner auch die wichtigen Multiplikatoren in Baden-Württemberg an einen Tisch – auf der Anbieterseite ebenso wie auf der Nachfrageseite: Hersteller, Installateure, Energieberater und Forschungsinstitute sowie Kommunen, die Wohnungswirtschaft, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und die Industrie. Hinzu kommen die Industrie- und Handelskammern sowie die regionalen Energieagenturen als Fachleute.
Um dem Zubau noch einen weiteren Schub zu verpassen, wird die Landesregierung unter anderem die beiden Förderprogramme zu Solarstromspeichern und solaren Wärmenetzen weiterführen. Außerdem will sie eine Unterstützung für Mieterstrommodelle etablieren und den Bau von Solaranlagen auf den landeseigenen Dächern vorantreiben. Ziel ist es, den Solarstromanteil von derzeit acht auf zwölf Prozent im Jahr 2020 zu steigern und die Nutzung der Solarwärme signifikant zu erhöhen. (Sven Ullrich)