„Ab heute Ihr Braunkohle-Schlamm, Herr Woidke!“, steht in großen schwarzen und rostbraunen Lettern auf der Greenpeace-Fahne. Zu den Füßen der Aktivisten erstreckt sich ein schlammiger Tümpel, über den Platz des Brandenburger Landtags. 8.000 Liter dieser Brühe haben die Aktivisten aus der Wudritz, einem mittlerweile braun gefärbten Zufluss der Spree, gepumpt und hierher verfrachtet.
„Woidke ist bei Braunkohle Überzeugungstäter. Deshalb muss er sich auch mit den schmutzigen Folgen dieses Energieträgers auseinandersetzen“, begründet Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl die Aktion. Die Aktivisten fordern vom neuen Ministerpräsidenten, die fünf weiteren geplanten Tagebaue zu stoppen und so eine weitere Zerstörung der Brandenburger Umwelt zu verhindern.
Die Braunfärbung von Wudritz und Spree ist laut Greenpeace eine direkte Folge des Braunkohletagebaus: Um an die Kohle zu gelangen, müssen zunächst die Erdschichten über der Kohleschicht abgetragen werden. Sie enthalten Eisen- und Schwefel-Wasserstoff-Verbindungen (Sulfate) und werden als so genannter Abraum separat auf einer Kippe gelagert.
Ist der Tagebau ausgekohlt, wird der Abraum im Zuge der Rekultivierung in die Grube zurückbefördert. Nun können Eisen und Sulfate in das Grundwasser sickern – von dort gelangen sie ins Oberflächenwasser und geben ihm den speziellen Farbton. Das ist für Menschen ungefährlich, beschädigt aber das Ökosystem des Flusses, weil der Lichteinfall in das Wasser stark reduziert wird.
Energiekonzern Vattenfall, Betreiber mehrerer Tagebauwerke in Brandenburg, bestreitet in einer Stellungnahme, etwas mit der Braunfärbung zu tun zu haben. Schließlich würde das Grundwasser bei den aktiven Braunkohlestätten einer Wasserbehandlung unterzogen, bevor es in die Spree geleitet wird. Schuld seien vielmehr – und so begründet auch Greenpeace die Färbung – die stillgelegten Tagebauwerke.
Allerdings müssen freilich auch die Stätten von Vattenfall einmal stillgelegt und saniert werden. Der Energiekonzern habe dazu laut eigenen Angaben erste konkrete Planungen für tagebaugebundene Langfristkonzepte zum Grundwasserschutz in Gang gesetzt. Greenpeace dagegen fordert, schon während der Nutzung den Abraum zu neutralisieren - etwa indem Kalk eingestreut wird. Die bisherigen Auflagen sehen das jedoch nicht vor. Die Umweltfolgen der Kohleförderung werden erst angegangen, wenn die Stätten ausgedient haben, kritisiert die Umweltschutzorganisation.
(Denny Gille)
Bilder, Videos und Zusatzinformationen zum Zustand der Spree-Zuflüsse und zum brandenburger Braunkohleabbau finden Sie unter www.braunkohle.info.