Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Wellenkanal und Rotorblätter: Windforschung bekommt neue Teststände

Sie sollen die Tests von Komponenten großen Windenergieanlagen in Deutschland auf eine neue Stufe heben: In Hannover und in Bremerhaven sind jetzt zwei neue große Prüfinfrastrukturen für Rotorblätter und Gründungsstrukturen offiziell eingeweiht worden, die in dieser Ausführung weltweit einmalig sind. Gemeinsam ist ihnen zudem eine hohe Förderung: In Bremerhaven wurden 23 Millionen Euro und in Hannover 35 Millionen Euro investiert. Grund genug für Wirtschaftsminister Robert Habeck, gleich bei beiden vorbeizuschauen.

Rotorblattprüfstand 115m+

In Bremerhaven feierte das Fraunhofer IWES die Inbetriebnahme des neuen Rotorblattteststandes 115m+. Dort können künftig Rotorblätter mit einer Länge von mehr als 120 Metern getestet werden. Hersteller könnten neben biaxialen Ganzblatttests auch nur einzelne Teilsegmente eines Rotorblattes prüfen, heißt es in einer Presseinformation des IWES. Der modulare und umrüstbare Aufbau des Prüfstandes ermögliche den Wissenschaftler:innen, flexibel auf Anforderungen zu reagieren und intelligente Testmethoden weiterzuentwickeln. Zudem kann das gesamte Materialverhalten der Rotorblätter getestet werden. Der gesamte Prüfstand kann auch virtuell abgebildet werden und schafft somit Testmöglichkeiten für viele weitere innovative digitale Prüfmethoden. „Die Kombination der Lasten von 160 Meganewton Meter (MN m) statisch, 70 MN m Ermüdung und der Dreh- und Kippfunktion macht diese Anlage weltweit einmalig“, sagt Steffen Czichon, Abteilungsleiter Rotorblätter, Fraunhofer IWES.

Wettlauf in der Technologieentwicklung

„Es besteht ein rasantes Tempo in der Technologieentwicklung und Optimierungen von Rotorblättern“, sagte Andreas Reuter, Institutsleiter des IWES. Diese würden allerdings anderswo schneller umgesetzt. „Wir müssen jetzt sicherstellen, dass die Windenergieindustrie bestmöglich aufgestellt ist, um die Offshore-Ausbauziele umzusetzen“, so Reuter.

Wie zum Beweis meldete R&D Research in der vergangenen Woche die die Ertüchtigung eines Rotorblattprüfstandes für das Massachusetts Clean Energy Center’s Wind Technology Testing Center (WTTC), der nun ebenfalls Rotorblätter bis 130 Meter Länge testen kann.

Großer Wellenströmungskanal in Hannover

Mit dem anderen Ende einer Offshore-Anlage beschäftigt die zweite neue Forschungsanlage im Norden: An der Universität Hannover wurde der erweiterte Großen Wellenströmungskanal offiziell in Betrieb genommen. Untersucht werden hier unter anderem feste und schwimmende Gründungsstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen. Durch die Erweiterung verfügt der 300 Meter langen Wellenströmungskanal laut Leibniz Universität nun über eine leistungsfähige Strömungsanlage, einen Tiefteil zur Untersuchung von Gründungsstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen und eine hochleistungsfähige Wellenmaschine zur Erzeugung von Ozeanwellen mit bis zu drei Metern Höhe. Jetzt bestehe die Möglichkeit, Wellen und Strömung gleichzeitig zu erzeugen. Keine andere Einrichtung weltweit bietet diese Möglichkeit, heißt es in einer Presseinformation. Bisher konnten ausschließlich im 1983 in Betrieb gegangenen Kanal ausschließlich Wellen erzeugt werden.

Wollen Sie über die Energiewende auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter von ERNEUERBARE ENERGIEN – dem größten verbandsunabhängigen Magazin für erneuerbare Energien in Deutschland!

Minister Habeck betonte bei beiden Standorten die Wichtigkeit der Forschung für die Windindustrie. „Die Windenergie ist eine der zentralen Stromquellen in Deutschland“, betonte Habeck. Damit die zukünftig noch weiter steigenden Bedarfe an grünem Strom gedeckt werden können, brauche es einen effizienten und kostenoptimalen Ausbaus der Windenergienutzung. „Forschung und Entwicklung sind elementare Bestandteile des Weges, der vor uns liegt: Innovationen und Optimierungen sorgen für weitere Kostensenkungen, und Weiterentwicklungen helfen dabei, die zur Verfügung stehenden Flächen an Land und auf See so effizient wie möglich zu nutzen.“ (kw)

Zum Weiterlesen:

Netzeigenschaften von WEA: Schnellere Prüfung mit neuartigem Prüfstand

Fraunhofer ISE betreibt neues Solartestfeld

Kann Künstliche Intelligenz den Konflikt Windkraft – Naturschutz entschärfen?