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Recycling

Wiederverwerten statt entsorgen: Potenziale effizienten Recyclings nutzen

Recycling bedeutet, Rohstoffe wieder in den Kreislauf zurückzubringen und erneut verwerten zu können. Für die Abfall- und Recyclingmengen privater Verbraucher wurden vor einigen Jahren EU-weit klare Ziele definiert.

So gibt es Verpflichtungen für die Kommunen, die den Abfall trennen müssen und diese Verpflichtung an den Verbraucher weitergeben. Abfälle muss jeder getrennt sammeln, bevor sie abgeholt und wiederverwertet werden können. Seit 2015 gilt dies auch für Bioabfälle, bis zum Jahr 2020 sollen mindestens 65 Prozent Papier, Metall, Kunststoff und Glas aus Abfällen recycelt werden, die aus Siedlungsabfällen stammen. Dieses Ziel konnte 2017 mit einer Quote von 67,2 Prozent bereits erreicht werden.

Deutschland geht mit gutem Beispiel voran

Genauso wie es bei der Vermeidung von Abfall noch Potential gibt, ist das Recycling noch längst nicht da, wo es sein könnte. Deutschland liegt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei der Produktion von Abfällen relativ weit vorn.

Vermeiden lassen sich Abfälle besonders bei der Herstellung von Verpackungen und beim Gebrauch von Elektrogeräten, die heute sehr viel früher ausgetauscht werden als noch vor einigen Jahren. Hintergrund ist aber auch die Halbwertzeit der Produkte. PET-Einwegpfandflaschen müssen Händler nach Rückgabe vorsortieren und zusammenpressen, damit sie platzsparender zum Recyclingwerk transportiert werden können.

Für den Handel ist das nicht selten eine zeitraubende Angelegenheit, weshalb sich ein Getränkehändler in Stuttgart-Vaihingen öffentlichkeitswirksam dazu entschlossen hat, keine Getränke in PET-Einwegflaschen mehr zu verkaufen.

Kontrollbehörde noch unzufrieden

Bei Kunststoffabfällen aus Gelben Säcken oder der Gelben Tonne liegt die Recyclingquote mittlerweile bei knapp 58,5 Prozent, in gut zwei Jahren soll sie bei 63 Prozent liegen, so das Umweltbundesamt. Auch hier ist noch nicht alles erreicht, was im Recycling erreicht werden soll, wobei die richtige Trennung und Entsorgung das A und O ist.

Die Zentrale Stelle Verpackungsregister zeigt sich jedenfalls nicht zufrieden mit der Wiederherstellung von Verpackungen in Deutschland. Die Kontrollbehörde, die seit dem 1. Januar mit dem Verpackungsgesetz eingerichtet wurde, wacht über die Wiederverwertbarkeit von Verpackungen der Unternehmen, die im Verpackungsregister eingetragen sind. Es wurden Mindeststandards für die Recyclingfähigkeit festgelegt.

Diese müssen sich an den Kosten für die Entsorgung und Wiederverwertung beteiligen und Lizenzentgelte an duale Systeme zahlen. Zudem müssen die Unternehmen ihre verwendete oder hergestellte Verpackung der Behörde melden, was noch nicht alle getan haben. Laut Gesetz droht diesen Unternehmen ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro, wenn deren Erklärung nicht eingeht oder fehlerhaft ist.

Herausforderung Kunststoffrecycling

Vor zwei Jahren wurde Plastikmüll noch nach China verkauft. 2016 importierte China noch 1,5 Millionen Tonnen Plastikmüll aus Deutschland. Weil dadurch Meere und Flüsse verschmutzt wurden, hat China den Import aufgegeben. Doch wohin nun mit dem deutschen Plastikmüll? Die EU erhebt neue Ziele, wonach bis 2025 55 Prozent des Abfalls recycelt werden soll.

Die Zeit drängt, und neue Ideen sind gefragt. Wie das eines Hamburger Unternehmens, das Plastikabfälle wie nachwachsenden Rohstoff behandelt und daraus neuen Kunststoff herstellt. Mit einer riesigen Anlage wird der Müll gereinigt und zu neuem Rohstoff verarbeitet, aus dem dann neuer Kunststoff entsteht.

Das werkstoffliche Recycling, das zu 33 Prozent umgesetzt wird, macht, vereinfacht ausgedrückt, aus altem Kunststoff neuen. Hierfür können aber nicht alle Ausgangsmaterialien verwertet werden. Bestimmte Kunststoffarten, die aus nahwachsenden Rohstoffen bestehen, können aber auch biologisch abgebaut, also quasi durch Kompostieren nach einigen Jahren wiederverwertet werden.

Thermische Verwertung

Oft werden Kunststoffe energetisch recycelt, also verbrannt und die Energie, die dadurch entsteht, entsprechend genutzt, was mit 44 Prozent den Großteil des Kunststoff-Recyclings ausmacht. Aus Altplastik lässt sich alternativ nochmals Kraftstoff gewinnen. Gerade die problematischen verunreinigten Plastikabfälle kommen dafür in Frage.

Allerdings gibt es Kritik an dieser Vorgehensweise: Die Einreihung von Kunststoffen in den Bereich der „erneuerbaren Kraftstoffe“ ist dabei der springende Punkt. Denn auch durch die Nutzung des Kunststoffmülls für die Energiegewinnung wird nicht auf fossile Energieträger verzichtet.

Elektroschrott wird nur zu 40 Prozent recycelt

Kreislaufwirtschaft ist auch im Bereich Technologie ein Thema. Im Dezember vergangenen Jahres haben zehn Windenergie-Unternehmen einen Verein gegründet, der sich für den nachhaltigen Rückbau und das Recycling von Windkraftanlagen einsetzt.

Solche Gedanken scheinen in Bezug auf den haushaltsüblichen Elektroschrott noch unterentwickelt zu sein. Lediglich etwas mehr als 40 Prozent des Elektroschrotts wird in Deutschland derzeit wiederverwertet. Andere EU-Länder können hier bereits sehr viel höhere Quoten erzielen.

Hintergrund dafür ist der teils große Aufwand, aus altem Elektroschrott brauchbare Materialien wiederzuverwerten. Platinen oder Metallkörper werden häufig von Altmetallverwertern ausgebaut, der Rest wandert dann in der Verbrennung.

Dabei wäre es sinnvoll, wertvolle Edelmetalle, deren Vorhaben gerade in Europa nicht sehr groß sind, aus dem Elektroschrott wiederzuverwerten. Es gibt inzwischen Methoden, Altmetalle aus dem Elektroschrott effektiver herauszufiltern. Die einzelnen Materialien werden thermisch zerlegt, sogar bislang nicht recycelbare Metalle wie Tandal oder Indium können auf diese Weise wiederverwertet werden.

Sonderfall Batterien

Auch Batterien enthalten spezielle Stoffe, die problematisch für den Abfall sind und deshalb fachgerecht entsorgt werden müssen. Dasselbe gilt auch für Akkus in Elektrogeräten oder –fahrzeugen. Gerade letztere gewinnen im Zuge der Energiewende eine große Bedeutung. Somit muss hier auch über ein Recycling der enthaltenen Stoffe nachgedacht werden.

Knackpunkt ist derzeit noch, dass es oftmals aufwendiger und teurer ist, problematische Stoffe aus dem komplizierten Materialverbund heraus zu recyceln als sie neu zu gewinnen. Bei einigen Materialien wird sich dies jedoch irgendwann umkehren. Zahlreiche Stoffe werden in Zukunft rarer werden und somit wertvoller. Spätestens dann müssen Methoden entwickelt werden, diese seltenen Materialien in möglichst großem Umfang in den Stoffkreislauf zurückzuführen.

Bedeutung des Recyclings bei Elektronikprodukten

Ein Blick in ein Smartphone zeigt, bei welchen Elementen dies künftig der Fall sein wird. Vor allem bestimmte Metalle werden als Rohstoffe für die Energiewende verstärkt benötigt. Da die Vorkommen einiger davon auf der Welt sehr eingeschränkt sind und sich etwa auch nur in einzelnen Ländern befinden, wird hier künftig eine größere Abhängigkeit entstehen.

Das Recycling ist in naher Zukunft dann eine Notwendigkeit um sich von einem eingeschränkten Markt nochmal unabhängiger zu machen. Nur wenn eine höhere Recyclingquote erzielt werden kann und dazu entsprechend praktikable Verfahren entwickelt werden, lässt sich der künftige Bedarf an Rohstoffen für die Energiewende decken.

Olympia-Medaillen aus Elektroschrott

Japan als Gastgeber der Olympischen Spiele 2020 hat bereits vor zwei Jahren damit begonnen, Elektroschrott zu sammeln, insbesondere alte Mobiltelefone. Daraus sollen die olympischen Medaillen gefertigt werden. Medaillen ausschließlich aus Elektroschrott, so das Ziel, und tatsächlich: Fünf Millionen Mobiltelefone wurden gesammelt, das entspricht 28 kg Gold, 3500 kg Silber und 2700 kg Bronze. Der Wert der Edelmetalle, die aus den Schrotthandys gewonnen wurden: Satte drei Millionen Euro!

Der einzige Wehrmutstropfen ist der immense Aufwand, der hinter diesem Verfahren steckt, der aber beweist, dass einiges in Sachen Recycling möglich ist. In diesem Fall steht allerdings der Beispielcharakter im Vordergrund. Dennoch sind solche Projekte ein Anreiz für Unternehmen und Wissenschaftler, neue Verfahren im Bereich Recycling zu entwickeln.

Ökobilanz beim Recycling entscheidend

Was am Ende maßgeblich mit entscheidet ist schließlich auch der Energieaufwand der bei der Rückgewinnung bestimmter Stoffe notwendig wird. Ist dieser noch höher, als bei der Neugewinnung der jeweiligen Materialien, fehlt natürlich der Anreiz fürs Recycling. Gleichzeitig ist für die Ökobilanz nichts gewonnen. Hier ist die Forschung gefragt, neue Techniken und Verfahren zu entwickeln.

Autor: Ronny Marino