Mit Johannes Overbeck, Co-CEO der Qualitas Energy in Deutschland, sprechen wir über den deutschen Regenerativmarkt und warum sein Unternehmen den Fokus auf den hiesigen Markt gelegt hat.
Welche Aktivitäten gehören zum Hauptaktionsfeld von Qualitas Energy?
Johannes Overbeck: Qualitas Energy kommt ursprünglich aus Spanien und ist seit 2006 am Markt. Wir haben über die Jahre verschiedene Fonds aufgelegt und sind jetzt im fünften Fonds, der mit 2,4 Milliarden Euro einer der größten Fonds im erneuerbaren Bereich europaweit ist. Wir sind unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien, Polen, aber auch in Ländern wie Chile und den USA aktiv und investieren in eine Bandbreite an Technologien, Wind, ganz normal Photovoltaik, aber auch konzentrierende PV, Wasserkraft in Chile, aber auch Batteriespeicher und Biogas.
Investieren Sie tatsächlich die Hälfte der 2,4 Milliarden Euro in Deutschland?
Johannes Overbeck: Ja, das ist unser Ziel. Wir erwerben Repowering- und Greenfield-Projekte im Bereich Windenergie und verfügen mit 250 Mitarbeiter:innen an sechs Standorten über eine sehr starke Präsenz auf dem deutschen Markt.
Also bewerten Sie den deutschen Windmarkt extrem positiv?
Johannes Overbeck: Ganz genau. Es ist ein einzigartiger Markt in Europa, einer der ältesten und mit Abstand der größte, aber auch ein sehr fragmentierter Markt. Die Durchschnittsgröße von Projekten ist deutlich kleiner als in vielen anderen europäischen Märkten. Und das macht es spannend in der Kombination mit den hohen Ausbauzielen.
Sehen Sie weitere Herausforderungen?
Johannes Overbeck: Es gibt ja die altbekannten Herausforderungen wie Genehmigungshemmnisse, langsame Verfahren. Mit dem erhöhten Ausbautempo bei den Erneuerbaren kommen andere Herausforderungen hinzu, etwa der Netzausbau. Durch das Wachstum sehen wir zudem erhöhten Druck auf die Lieferketten. Weiterhin ist das Thema Fachkräftemangel auch im Erneuerbaren-Bereich kein Fremdwort. Und dann haben wir eine neue Regierung vor uns, nachdem in den vergangenen drei Jahren einige Hebel in Bewegung gesetzt wurden, damit alles ein bisschen schneller geht.
Müssen wir jetzt befürchten, dass wir ein Rollback erleben?
Johannes Overbeck: Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist. Gerade für Investoren ist Planbarkeit ja das A und O, auch für Banken sind die Planbarkeit und die regulatorische Struktur fundamental. Ich hoffe, dass das stabil bleibt.
Wenn es auf regulatorischer Ebene größere Änderungen geben würde, wäre das nicht sinnvoll und es würde eine Verlangsamung bedeuten, die wir alle so nicht wollen. Aber genau solch eine regulatorische Änderung hat sich schon vor dem Zusammenbruch der Ampel abgezeichnet.
Ein von der EU angemahntes neues Fördermodell mit einem Contract for Difference scheint unausweichlich. Sie haben Varianten des CFD schon in anderen Märkten kennengelernt, richtig?
Johannes Overbeck: Das Thema Contract for Difference unterscheidet sich ja nicht völlig von dem, was wir aktuell haben. Und wenn es auf einen ähnlichen CFD hinauslaufen sollte, wie wir ihn in anderen Märkten haben, dann wird das auch von der Branche akzeptiert. Sollte es exotischer werden, was die Änderung angeht, kann es aber durchaus zum Thema werden.
Wie sehen Ihre derzeitigen Pläne für Deutschland aus?
Johannes Overbeck: Genau das leitet sich ein Stück weit vom Investitionsstil ab. Wir werden in den nächsten Jahren einen großen Anteil des Qualitas-Energy-Fonds V auf dem deutschen Markt investieren und kaufen Projekte aktiv hinzu. Dafür sind wir in Gesprächen mit verschiedenen Partnern, mit denen wir bereits Projekte realisiert haben. Ursprünglich kommen wir aus dem Bereich Repowering mit einer sehr hohen Expertise, mittlerweile fokussieren wir uns auch auf Greenfield-Projektierungen. Das heißt, wir kaufen neue Projekte, neue Entwicklungen und auch Portfolios ein. Dies wird unser Fokus in den nächsten Jahren in Deutschland bleiben.
Stichwort Partner: Arbeiten Sie auch mit kleineren Projektierern und Kommunen zusammen?
Johannes Overbeck: Absolut. Gerade durch die sechs Büros, die wir in der Nähe unserer Projektregionen haben, sind wir lokal sehr gut vernetzt. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Kommunen ist uns sehr wichtig, und auch was den Ankauf von Projekten angeht, arbeiten wir mit kleineren Entwicklern, aber auch Privatpersonen zusammen, die uns die Projekte verkaufen, weil sie wissen, dass wir die Projekte zügig und in hoher Qualität umsetzen können.
Noch eine persönliche Frage: Was ist eigentlich Ihre Triebfeder, in diesem Job zu arbeiten?
Johannes Overbeck: Ich selbst bin seit über 15 Jahren im Erneuerbaren-Bereich unterwegs und empfinde es immer noch als großes Privileg, in dieser Branche zu arbeiten. Egal, was man macht: In der Regenerativwirtschaft zahlt alles letzten Endes auf ein gemeinsames, gutes Konto ein: das Konto der nächsten Generation. Das ist, gerade wenn man selbst Kinder hat, ein sehr positives Gefühl. Uns motiviert auch der Qualitätsgedanke und dass wir Projekte erfolgreich vor Ort umsetzen. Das ist, glaube ich, das Beste, was wir machen können, um die Energiewende proaktiv zu beschleunigen.