Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) wurden im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als eine Million neue Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeerzeugung installiert, mehr als jemals zuvor. Aus Daten der Bundesnetzagentur geht hervor, dass allein Solarstromsysteme mit einer Spitzenleistung von rund 14 Gigawatt auf Dächern und Freiflächen neu in Betrieb genommen wurden. Das sind 85 Prozent mehr Photovoltaik-Leistung als im Vorjahr 2022 (rd. 7,5 GW). Für 2024 rechnet der Branchenverband mit einer anhaltend hohen Nachfrage. Er begründet dies mit weiter steigenden Strompreisen und attraktiven Förderkonditionen.
Zum Jahresanfang legt auch das Fraunhofer ISE eine Energiebilanz des Jahres 2023 vor. Mit Daten der Strombörse und der Übertragungsnetzbetreiber sowie der öffentlichen Nettostromerzeugung als Bezugswert kommt diese auf einen Ökostromanteil von 59,7 Prozent. Bezugsgröße für diesen Erneuerbare-Energien-Anteil 2023 ist laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE die deutsche Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung. Sie ist die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch der Kraftwerke und wird in das öffentliche Netz eingespeist. Der Anteil an der Last habe bei 57,1 Prozent gelegen (Vorjahr: 50,2 Prozent), heißt es vom Fraunhofer ISE. Dieser Wert repräsentiere den Strommix, der letztlich aus der Steckdose komme. Diese Nettogrößen sind laut Fraunhofer ISE maßgeblich für den Stromhandel und die Netzauslastung.
Die Last im Stromnetz betrug 457 TWh, das seien 26 TWh weniger als 2022. Fraunhofer ISE vermutet, dass aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen deutlich Strom eingespart wurde. Auch der gestiegene Selbstverbrauch von Solarstrom senke die Last. Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.
Mehrere Organisationen hatten bereits zum Jahresende Auswertungen für den Ökostrom-Anteil im Strommix 2023 vorgelegt. Die AGEE Stat, der BDEW und das ZSW beziehen sich dabei auf Bruttoverbrauch und Bruttoerzeugung. Auf den Bruttostromverbrauch bezieht sich auch das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien zu erreichen. Für 2023 kalkulierte die AGEE Stat gute 50 Prozent, ZSW und BDEW knapp 52 Prozent. Dabei betonen alle Organisationen die Vorläufigkeit der Daten. Verlässliche Werte liegen in der Regel erst im Frühjahr vor.
Dass das Fraunhofer ISE auf so hohe Wert kommt, erklärt sich zu einem guten Teil durch den Fokus auf die öffentliche Nettostromerzeugung, bei der die Eigenerzeugung von Industrie und Gewerbe außen vor bleibt. Diese erfolge hauptsächlich mit Gas. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt laut Fraunhofer ISE bei 54,9 Prozent (2022: 48,2 Prozent). (nw)