Tilman Weber
Wie die britische Wirtschaftsberatungsagentur Wood Mackenzie jetzt prognostiziert, könnten 2027 in der Region Asien-Pazifik bereits 47 Gigawatt (GW) Offshore-Windkraft installiert sein. Führungsnation beim Offshore-Ausbau in Asien bleibt laut dieser Wood-Mackenzie-Projektion das schon als globale Windenergie-Führungsmacht erfolgreiche China. Mit etwa 31 GW installierter Leistung werde China seine Windverstromung zur See ausgehend vom heutigen Wert von rund 2 GW verfünfzehntfacht haben. An die zweite Stelle sehen die britischen Consulter beim Blick in Glaskugel den chinesischen Inselstaat Taiwan – Daten aus Umfragen, Projektgenehmigungen und Projektanfragen sowie staatlichen Ausbauzielen sind die Grundlage dieser Projektion. 8,7 GW sieht Wood Mackenzie hier an installierter Erzeugungskapazität für Offshore-Windstrom voraus.
China bleibt wichtigster Markt, Taiwan folgt dank helfender Politik
Wood Mackenzies Senior Analyst Robert Liew betonte, Taiwan zeichne bezogen auf seine Chancen bei der Offshore-Windkraft „ein relativ stabiles regulatorisches Regime, eine unterstützende Regierung und Offenheit für ausländische Investitionen aus“. Als weitere besonders wichtige Länder für den Ausbau von Windparks im Meer in der Asien-Pazifik-Region hob Liew ansonsten noch Japan und Südkorea hervor. Um das vorauszusehende Volumen der dann installierten Offshore-Windkraft in dieser Region aufzubauen, seien in den kommenden fünf Jahren alleine in Ostasien bereits Investitionen in Höhe von 37 Milliarden US-Dollar notwendig.
Chinesische Technologie noch nicht ganz soweit?
Welche Turbinenhersteller von diesem Offshore-Windkraft-Boom am meisten profitieren können, ist laut dem Wood-Mackenzie-Spezialisten allerdings noch eine spannende Frage. Denn noch seien die meist unter den größten zehn Windturbinenbauern der Welt gelisteten Unternehmen dieses Landes nicht in der Lage, Turbinen der inzwischen gefragten Leistungsgröße ab acht Megawatt in ausreichender Qualität anzubieten, sagte er sinngemäß.
Laut dem Weltwindenergierat GWEC dürfte die weltweit installierte Leistung auf See bis Ende 2027 ein Volumen von gut 90 GW erreicht haben. Die aktuelle Prognose des GWEC fokussiert die genauere Analyse zu den Erwartungen asiatischer Offshore-Windkraft-Märkte ebenfalls auf China und Taiwan – um an dritter Stelle aber besonderes Augenmerk auf Japan zu richten. Dabei verweist GWEC auf die bis 2030 durch die japanische Regierung gewünschten 10 GW Offshore-Windkraft. Ende 2017 waren laut GWEC fünf GW in konkreten japanischen Projekten bereits in Planung. Für weitere sieben GW sollen Anfragen zu möglichen Netzanschlüssen vorgelegen haben.
Noch ist Europa aber unangefochten die Nummer eins: Von knapp 19 GW weltweit auf See installierter Kapazität befanden sich knapp 16 GW in Europa. In Asien waren außer China nur Vietnam mit 99 MW, Japan mit 65 MW, Südkorea mit 38 MW und Taiwan mit 8 MW beim Offshore-Windkraft-Ausbau schon Akteure. Ansonsten sind außerhalb Europas bislang nur 30 MW vor der Ostküste der USA installiert. Im kommenden Jahrzehnt dürften hier ebenfalls Erzeugungsvolumen einer Größenordnung von einigen GW hinzukommen.