Der Schweriner Energieversorger Wemag und das auf die Entwicklung von großen Stromspeichern spezialisierte Berliner Unternehmen Younicos haben mit dem gemeinsamen Bau eines Batterieparks in der mecklenburgischen Landeshauptstadt begonnen. Mit den fünf Megawattstunden Batteriekapazität des Speichers will die Wemag vor allem kurzfristige Netzschwankungen ausgleichen. Die Leistung des Speichers beträgt fünf Megawatt und wird dazu beitragen, die Netzfrequenz stabil zu halten und damit die Integration von Strom aus Solar- und Windkraftanlagen zu verbessern. Der Speicher, der auf der Lithium-Ionen-Technologie basiert, wird im September 2014 in Betrieb gehen.
Integration der erneuerbaren Energien verbessern
„Speicher sind die Schlüsseltechnologie, um die Versorgung mit Strom aus regenerativen Quellen weiter auszubauen. Ich freue mich besonders, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Batteriespeicher eine Vorreiterrolle übernehmen“, erklärt Erwin Sellering (SPD), Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, während des feierlichen Spatenstichs. „Diese Vorreiterrolle übernehmen wir gern“, betont Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der Wemag. „Mit der Errichtung des größten kommerziellen Batterieparks Europas trägt die WEMAG einen Teil zur Integration von Erneuerbaren Energien in das Stromnetz bei.“
Geschäftskonzept Regelleistung
Neben der verbesserten Integration der erneuerbaren Energien in das Stromnetz der Wemag soll der Speicher vor allem beweisen, dass ein solcher Batteriepark auch wirtschaftlich betrieben werden kann. „Nach der Anschubfinanzierung durch das Innovationsprogramm des Bundesumweltministeriums in Höhe von 1,3 Millionen Euro wird der Großspeicher sein Geld am Primärregelenergiemarkt verdienen“, erklärte Pätzold das Geschäftskonzept, das hinter dem Bau des Speichers steht. Denn dabei wird durch die Regelung von Kraftwerken das Angebot und die Nachfrage von Strom ins Gleichgewicht gebracht. Das haben bisher die konventionellen Kraftwerke geleistet, die zumeist sehr schwer steuerbar sind. Vor allem Kohle- und Atomkraftwerke brauchen sehr lange, um auf das Angebot und die Nachfrage von Strom flexibel zu reagieren. Das ist bei Batteriespeichern anders. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile können sie mit voller Leistung Strom ins Netz einspeisen und ebenso schnell wieder abgeschaltet werden. Damit wird die Netzsteuerung viel einfacher. Außerdem kann der Speicher die Regelleistung umweltschonend bereitstellen.
Über die Netzfrequenz gesteuert
Technisch funktioniert das, indem die insgesamt 25.000 Lithium-Ionen-Akkus von Samsung, die Younicos in den Speicher verbaut, nur zur Hälfte geladen werden. Die automatische Steuerung erfolgt über die Frequenz des Netzes. Sinkt diese unter 50 Hertz, springt der Speicher an und speist Strom ins Netz. Steigt die Netzfrequenz über einen bestimmten Wert, merkt der Speicher selbständig, dass zu viel Strom im Netz ist und stoppt die Einspeisung. Steigt die Netzfrequenz weiter, schaltet er auf das Laden der Akkus um. Auf diese Weise kann er die Fluktuation von Solar- und Windstrom ausgleichen. Die Investition amortisiert sich zum einen über die Laufzeit des Speichers von mindestens 20 Jahren. Für diesen Zeitraum gibt Samsung Garantie für die Zellen. Zum anderen spart die Wemag durch den Speichereinsatz erhebliche Kosten für den Netzausbau, der beim weiteren Voranschreiten der Energiewende notwendig würde. Denn vor Windkraftanlagen im windreichen Westmecklenburg und im Norden Brandenburgs mit einer Gesamtleistung von 800 Megawatt drücken zeitweise viel Strom ins Netz der Wemag. Im vergangenen Jahr erzeugten diese Anlagen immerhin 80 Prozent der Strommenge, die die Wemag in ihrem Netzgebiet an die Kunden liefert. Für dieses Jahr rechnet der Energieversorger damit, dass bilanziell der gesamte Strom, den die Wemag verkauft, aus diesen Windkraftanlagen stammt. „Die Volatilität der Einspeisung hat zugenommen, damit auch der Regelbedarf“, erklärt Projektleiter Tobias Struck.
Regelbedarf steigt
„Wir freuen uns, dass wir mit der WEMAG jetzt so ein wichtiges Zeichen in den Energiemarkt senden können“, sagt Clemens Triebel, Gründer und Vorstand von Younicos. „Wenn wir den Umstieg auf Erneuerbare ernst nehmen, müssen wir in der Lage sein, fossile Kraftwerke ganz abzuschalten, wenn genug Wind- und Sonnenstrom da ist“, betont er. „Leistungsfähige Speicher, die kurzzeitige Schwankungen ausgleichen, sind der entscheidende Hebel für die wirtschaftliche Integration von mehr erneuerbaren Energien: Jedes Megawatt an installierter Batterieleistung ersetzt das Zehnfache an sonst für die stabile Stromversorgung benötigter konventioneller Kraftwerksleistung. Das entlastet unsere Netze und spart Kosten. Und: Obwohl das noch nicht voll honoriert wird, werden wir zeigen, dass sich solche Speicher schon heute rechnen.“ (Sven Ullrich)
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