Der Energiedienstleister EWE hat damit begonnen, in seinem neuen Kavernenspeicher in einem unterirdischen Salzstock im brandenburgischen Rüdersdorf Wasserstoff einzulagern. Acht Tage sind für die Einlagerung von sechs Tonnen Wasserstoff eingeplant, wie das Unternehmen mitteilt. Das ist ausreichend Treibstoff, um damit 1.000 Wasserstoff-Pkw vollzutanken.
Tankfahrzeuge liefern den Wasserstoff
Der Wasserstoff für die Testbefüllung wird mit sechs Tankfahrzeugen angeliefert. Durch die kontinuierliche Befüllung werde die Sole, die sich vom Bau des Hohlraums noch in der Kaverne befindet, gleichmäßig verdrängt und an die Erdoberfläche gebracht. Immerhin 500 Kubikmeter dieses Gemischs aus Salz und Wasser sind bisher in der Kaverne. Diese wässrige Lösung transportiert EWE über eine vorhandene Soletransportleitung zu einer speziellen Soleversenkstation in Heckelberg ab. Heckelberg wiederum hat sich als Standort für diese Versenkstation angeboten, da der Ort nur 20 Kilometer nördlich von Rüdersdorf liegt und die dortigen Gesteinsschichten für die Versenkung von Sole eignen.
Livedaten aus der Kaverne
Nach Abschluss der Befüllung testet EWE den Kavernenspeicher auf Herz und Nieren. Hier geht es vor allem um den Wechsel zwischen Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff.Ziel ist es, neben dem Betrieb der Anlage auch die Qualität des Wasserstoffes nach dem Ausspeichern zu prüfen. Dazu zeichnet EWE auch unterirdische Livedaten der Temperatur und des Drucks in der Kaverne auf und wertet sie aus. Dazu hat EWE ein Glasfaserkabel und Drucksensoren während des Baus der Kaverne installiert. Durch diese digitale Anwendung werde die kontinuierliche Messung in der Kaverne möglich.
Feuchtigkeit überprüfen
Bei den Tests geht es auch um die Aufbereitung des Gases für den Einsatz. „Dazu gehört auch der Nachweis, wie viel Feuchtigkeit der Wasserstoff untertage aufnimmt und wie die Trocknungsanlage eingestellt werden muss“, erklärt Hayo Seeba, Projektleiter bei EWE Gasspeicher. „Denn eine Reinheit von nahezu 100 Prozent ist wichtig für zukünftige Anwendungen, vor allem im Mobilitätsbereich.“ Außerdem will EWE mit dem Testbetrieb die technischen Verfahren optimieren, mit denen die Einbindung von grünem Wasserstoff in das deutsche Energiesystem gelingt.
DLR untersucht Gasproben im Labor
Parallel zu den Tests in Rüdersdorf beginnt das Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) mit der Untersuchung der Qualität des Wasserstoffs im Labor. Die ersten Gasproben dafür entnehmen die Forscher:innen schon vor dem jetzigen Befüllen der Kaverne. Später nehmen sie Gasproben auch während des Betriebs und analysieren diese hinsichtlich der Gasreinheit.
Die Forscher:innen des DLR untersuchen auch die Sole. Dies soll Rückschlüsse über den möglichen mikrobiellen Einfluss auf die Wasserstoffqualität geben. Die Ergebnisse fließen in die Bewertung ein, ob der gespeicherte Wasserstoff direkt für den Einsatz in Brennstoffzellenfahrzeugen geeignet ist oder ob für diese oder andere Anwendungen eine Reinigung erforderlich ist.
Verschieden Szenarien durchtesten
Über ein Jahr lang werden diese Untersuchungen laufen. In dieser Zeit testet EWE drei unterschiedliche Ein- und Ausspeicherszenarien mit verschiedenen Druckänderungen. „In unseren Tests wollen wir Szenarien nachbilden, die zukünftig möglich sind“, sagt Hayo Seeba. „Mal speichert ein Speicherkunde wenig und mal mehr Wasserstoff ein, mal wird weniger und mal mehr Wasserstoff für Anwendungen benötigt. Wir spielen dabei alle Betriebsmöglichkeiten durch, die später durch einen Speicherkunden auftreten könnten.“
Nächte Wasserstoffkaverne entsteht in Niedersachsen
Die Erkenntnisse aus Rüdersdorf werde EWE im nächsten Schritt in einem großtechnischen Speicherprojekt im niedersächsischen Huntorf einbringen. Dieses bringt Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen. Das Projekt ist Teil des grundsätzlichen Ziels von EWE, die Speicherung von Wasserstoff zu etablieren. Das Unternehmen verfügt mit 37 Salzkavernen in Huntorf, Nüttermoor, Jemgum und Rüdersdorf über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff geeignet wären. Auf diese Weise wäre der grüne Wasserstoff in großen Mengen speicher- und bei Bedarf nutzbar. (su)