Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Malte Schön von Tesvolt: „Der Speicher muss durch einen Flexibilitätsvermarkter steuerbar sein“

Die Prognosen für den Ausbau von großen Speichern sind gut. Wie sehen Sie die Entwicklung der Nachfrage nach solchen großen Speichern?

Malte Schön: Tatsächlich war die Nachfrage im ersten Halbjahr 2024 sehr hoch. Im zweiten Halbjahr sahen wir einen leichten Rückgang der Anfragen, rechnen langfristig aber mit einer ordentlichen Wachstumsrate.

Wie werden diese Speicher finanziert?

In der Regel werden die Großspeicher zu 30 Prozent oder mehr aus Eigenkapital finanziert. Der übrige Anteil wird entweder über lokale Banken finanziert, oder über Finanzinstitute, die sich mit der Erneuerbaren-Branche gut auskennen.

Die spannendsten Artikel, Grafiken und Dossiers erhalten unsere Magazin-Abonnent:innen. Sie haben noch kein Abo? Jetzt über alle Abo-Angebote informieren und Wissensvorsprung sichern.

Mit welchen Geschäftsmodellen können sich diese Speicher refinanzieren?

Im Grunde finanzieren sich aktuelle Großspeicherprojekte über das Arbitragegeschäft an der Strommarktbörse. Teilweise werden zusätzliche Erlöse über die Bereitstellung von Regelenergie generiert.

Tesvolt steigt in den Energiehandel mit Strom aus Gewerbespeichern ein

Welches Geschäftsmodell ist für welchen Großspeicher passend – nach welchen Kriterien richtet es sich, ob der Speicher am Regelenergiemarkt teilnimmt oder ob er sich durch Arbitragehandel oder ein anderes Geschäftsmodell refinanziert?

Regelenergie bedarf einer Präqualifizierung beim Übertragungsnetzbetreiber, die auch Kosten verursacht und ab einer Leistung von einem Megawatt möglich ist. Daher ist es sinnvoll, erst ab einer gewissen Größe sowohl Arbitragehandel als auch Regelenergie anzubieten. Unsere Empfehlung, auch mit Blick auf den Return of Investment (ROI), ist die Größenordnung ab etwa zwei Megawatt.

Beim Arbitragehandel refinanziert sich der Speicher durch Preisunterschiede am Strommarkt. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie hier?

Wir erwarten eine positive Entwicklung dieses Geschäftsmodells in den nächsten fünf Jahren, gefolgt von einer voraussichtlichen Stabilisierung dieses Marktes. Gleichzeitig erwarten wir die Entstehung und Etablierung neuer Märkte, zum Beispiel auf Verteilnetzebene, in denen Stromspeicher ihre Fähigkeiten gewinnbringend einsetzen werden.

Sarah Scharfen von Intilion: „ Das Wichtigste ist die Schnittstelle zwischen Speicher und Vermarkter“

Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig, damit die Geschäftsmodelle jeweils umgesetzt werden können?

Der Speicher muss durch einen Flexibilitätsvermarkter steuerbar sein und in dessen Bilanzkreis eingebunden werden. Speziell für die Primärregelleistung sind darüber hinaus lokale Mess- und Steuergeräte notwendig, um den Speicher in der Frequenzstabilisierung einzusetzen. Für die Anbindung unserer Großspeicher an einen Flexibilitätsvermarkter haben wir den TEC Pro entwickelt und bieten zudem die direkte Vermarktung der Batteriespeicher an.

Sind diese technischen Voraussetzungen unterschiedlich, je nachdem, wie der Speicher refinanziert wird, und wo liegen da die Unterschiede?

Ja, sind sie. Beispielsweise wird der Speicher beim Anwendungsfall Eigenverbrauchsoptimierung anders gesteuert als im Arbitragehandel. Es bedarf hier auch nicht eines separaten Bilanzkreises. Ebenso sind je nach Betriebseinsatz zusätzliche Komponenten wie spezielle Steuergeräte notwendig.

Optimale Börsenstrom-Profite und Langlebigkeit für den Stromspeicher

Sehen Sie größere Chancen für eine Investition in einen Netzspeicher, wenn er mit einer Solar- oder Windkraftanlage kombiniert wird, oder wie werden reine Netzspeicher jetzt schon wirtschaftlich?

Der profitable Betrieb von großen Speichern und insbesondere Speicherparks ohne Anbindung an Solar- und Windkraftanlagen ist auch jetzt schon möglich. Die Wirtschaftlichkeit bei der Kombination mit Erzeugungsanlagen hängt sehr stark mit der vorhandenen Regulatorik zusammen. Heute sind diese Möglichkeiten noch vergleichsweise eingeschränkt. Aus diesem Grund engagieren wir uns aktiv in Verbänden und Politik, um Energiesysteme zu etablieren, die eine deutliche Erhöhung der Nutzbarkeit von regenerativ erzeugtem Strom als auch lukrativere ökonomische Rahmenbedingungen ermöglichen.

Wie gelingt das klimaneutrale Stadtviertel?

Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit sich Großspeicher rechnen?

Das ist sehr individuell, hier kann keine pauschale Aussage getroffen werden. Es gibt zahlreiche Anwendungen, die die Wirtschaftlichkeit des Batteriespeichers auch mit kurzen Amortisationszeiten ermöglichen. Ein sehr guter Start wäre es jedoch, Genehmigungsverfahren und Regulatorik in Deutschland zu vereinheitlichen sowie maßgeblich zu beschleunigen.

Die Fragen stellte Sven Ullrich.