GreenGas wurde 2010 gegründet. Die Münchener bietet Biogas aus biogenen Reststoffen am Markt an und führen den Nachweis über eine Zertifizierung durch den TÜV-Nord. Der bescheinigt über das Produkt-Label „geprüftes Bioerdgasprodukt“ GreenGas, dass es sich um ein Biogas aus biogenen Reststoffen handelt. Zu diesen zählen beispielsweise Reste aus der Lebensmittelindustrie oder tierische Abfallprodukte. Der Vorteil von Gas aus diesen Quellen ist erstens, dass es im Vergleich zu Biogas aus Energiepflanzen wie Mais, also nachwachsenden Rohstoffen (NawaRos), relativ günstig im Bezug ist, da die Rohstoffe vergleichsweise günstig sind.
Im Einklang mit dem Zeitgeist
Das Produkt träfe einen Nerv der Zeit. Aus Branchenkreisen ist zum Beispiel zu hören, dass Endverbraucher, die sich für ein Beimischungsprodukt Biogas interessieren, vermehrt die Frage stellen, ob das Biogas aus „Futtermitteln“ oder „Lebensmitteln“ hergestellt wird. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2009 bevorzugt die Verstromung von Biogas aus NawaRos, da das Gesetz für Strom aus diesen Quellen einen Bonus zahlt. Im neuen EEG 2012 gibt es diesen nicht mehr. Stattdessen gibt es Einsatzstoffklassen – und es ist außerdem das erklärte Ziel der Politik, über das neue EEG die Produktion von Biogas aus biogenen Reststoffen zu stärken.
Europa liefert große Potenziale
In der Debatte um das EEG 2012 wurde jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass das Potenzial von Biogas aus biogenen Reststoffen in Deutschland begrenzt sei. Doch GreenGas scheint dies zu umgehen, in dem es das Biogas aus biogenen Reststoffen von Produzenten europaweit einkauft. Welche Potenziale hier möglicherweise noch brach liegen, zeigen die ersten Versuche des Fraunhofer IGB, Biogas aus den Resten der Olivenölproduktion herzustellen. Hat GreenGas damit einen gordischen Knoten durchschlagen? Das Konzept klingt fast zu genial, um richtig zu sein.
Aufbereitung wird eingespart
„Das Biogas wird in einer Zuckerfabrik in Ungarn erzeugt, die aus den Reststoffen der Zuckerproduktion Biogas erzeugt“, sagt GreenGas-Sprecherin Anna Zipse. Der Clou ist, dass das ungarische Unternehmen das Biogas zwar selbst nutzt, also damit Erdgas faktisch zwar ersetzt, das Biogas als solches aber nicht geltend macht. So kann das Biogas in Form von Zertifikaten an den Händler übertragen werden. Die Übertragung durch Nutzen, aber nicht Geltendmachen birgt nach diesem Modell überdies den Vorteil, dass das Gas nicht zu Biomethan aufbereitet werden muss – und laut GreenGas dennoch genau so auf dem deutschen Markt angesehen werden kann. Über die Zertifikate wiederum können Kunden von GreenGas bilanziell praktisch jede beliebige Beimischungsquote an Biogas in ihrem Produkt erzielen – abgedeckt über die Zahl der eingekauften Biogas-Zertifikate. Der Ökostrom- und Biogasanbieter Polarstern, der von GreenGas sein Biogas bezieht – die Geschäftsführung ist identisch – räumt allerdings ein, dass das Biogasprodukt von Polarstern nicht zur Erfüllung der Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) verwendet werden kann. Die Begründung lautet, dass dafür ein Biogas in Deutschland produziert worden sein muss – was wiederum die Aufbereitung zu Biomethan notwendig macht, um Biogas auf dem Wärmemarkt verkaufen zu können. Die Ökoenergieanbieter Lichtblick oder Sauber Energie praktizieren das. Es bleibt also die Frage offen, wie tragfähig das Biogasangebot von GreenGas und Polarstern ist. Weitere Informationen an dieser Stelle werden folgen. (Dittmar Koop)