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Bau der schwimmenden Solaranlage auf dem Cottbuser Ostsee hat begonnen

Noch ist es eine Brachfläche, die einer Mondlandschaft gleicht. Doch schon in wenigen Jahren soll hier ein riesiger See entstehen. Die Rede ist vom ehemaligen Tagebau Jänschwalde, nur zehn Kilometer östlich von Cottbus. Doch schon vorher baut die der Berliner Projektentwickler EP News Energies (EPNE) im Auftrag der LEAG hier eine große Solaranlage, die auf dem See schwimmen soll.

Technologie aus der Schifffahrt

Dazu nutzt EPNE eine neue Technologie. Denn sie wird sogenannten Dalben festgemacht. Das sind in den Boden eingerammte Pfähle, die eigentlich aus dem Brückenbau und der Schifffahrt kommen. An Dalben werden unter anderem Seebrücken verankert, die sich flexibel an den Wasserspiegel anpassen müssen. In der Schifffahrt dienen sie dem Festmachen von Schiffen. Dazu werden die Dalben in den Meeres- oder Hafengrund eingerammt. Auf dem Cottbuser Ostsee werden an 15 Meter langen Dalben, die im verdichteten Tagebauboden verankert werden, die Modulfelder befestigt. „Der Cottbuser Ostsee, auch aus Sicht der Projektentwicklung ein Highlight“, betont Dominique Guillou, Geschäftsführer von EPNE. „Die Anlage wird auf dem trockenen Seeboden gebaut und schwimmt dann mit steigendem Wasserspiegel auf. Das ist bisher einmalig und der Grund für das innovative Verankerungssystem.“

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Vorteil des Verfahrens ist die wartungsarme Verankerung aufgrund weniger notwendiger Anker und der Verzicht auf eine Vielzahl von Ankerketten, welche beim an- und absteigenden Wasserspiegel nachjustiert werden müssten. Die EPNE befestigt an 34 Dalben fast 1.900 Schwimmkörper, auf denen etwa 51.000 Solarmodule montiert werden.

Leistung erhöht

Die Anlage solle sich gut in das Gesamtbild des Sees einfügen und auch in Einklang mit der touristischen Nutzung stehen, erklärt Guillou. „Darauf haben wir bei der Planung großen Wert gelegt. Nach zwei Jahren intensiver Planung und einer sehr guten Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern freuen wir uns, dass es jetzt in die Realisierungsphase startet.“ Deshalb wird auch mit 16 Hektar weniger als ein Prozent der künftigen Wasserfläche für die Photovoltaik genutzt. Denn der See soll am Ende etwa 1.900 Hektar umfassen. Im Laufe der Projektentwicklung konnten LEAG und EPNE die Leistung der schwimmenden Solaranlage vor vorher geplanten 21 auf 29 Megawatt erhöhen. Dadurch steigt der prognostizierte Jahresstromertrag auf 29.000 Megawattstunden.

Energieregion erhalten

Tatsächlich ist der See und die Anlage ein Teil der Strukturwandelstrategie der Lausitz. Einerseits kann sich die Region, in der bisher von der Kohleverstromung eine zentrale Rolle spielt, auch nach dem Kohleausstieg eine Perspektive verschaffen. Andererseits kann sie weiterhin ein Zentrum der Energieerzeugung in Ostdeutschland bleiben – nur dann mit erneuerbaren Energien. „Deutschlands größte schwimmende Solaranlage auf dem größtem Bergbaufolgesee steht für die künftige Nutzung der einzigartigen Flächenpotenziale dieser Region. Dieses Vorhaben reiht sich konsequent in unser Transformationsprojekt Gigawattfactory ein, mit der wir die Lausitz zu einem grünen Powerhouse umwandeln wollen“, gibt auch Thorsten Kramer, Geschäftsführer der LEAG, die Richtung an.

Startpunkt für weitere Projekte

Die Anlage solle ein Startpunkt für weitere erneuerbare Projekte im Umfeld des Sees werden, sagt er. „Mit einer Kombination von Floating PV, Windkraft und Seethermie steigt der Cottbuser Ostsee zu einer Modellregion für eine nachhaltige Energieversorgung auf“, umreißt Kramer das Ziel. „Wir wagen Neues. Und das gemeinsam in der Region. Und so bleiben Cottbus/Chóśebuz die Stadt der Energie und die Lausitz eine Energieregion auf höchstem und zukunftsträchtigen Niveau. Das ist ein Pfund im Strukturwandel, der eine sichere, stabile und grüne Versorgung mit Energie braucht und bekommen wird“, ergänzt der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick.

Regulatorische Hürden abbauen

Tatsächlich ist hier noch jede Menge Platz für viele Ökostromanlagen – sowohl für Photovoltaik als auch für Windkraft. Dazu kommt die existierende Infrastruktur, die auf Großkraftwerke ausgelegt ist und die den Strom auch aufnehmen kann. Das Fraunhofer ISE bestätigte den Flächen auf Bergbaufolgeseen in ehemaligen Kohlerevieren selbst unter Berücksichtigung paralleler Nutzungsaspekte enorme Potenziale für die Photovoltaiknutzung von bis zu 2,74 Gigawatt. „Allerdings müssten Investitionsanreize durch Innovationsausschreibungen geschaffen werden, da die Investitionskosten für schwimmende Solaranlage höher liegen als bei herkömmlichen Photovoltaikfreiflächenanlagen“, warnen die Projektbeteiligten. „Mit dem Abbau regulatorischer Hürden, sowie der Einordnung von Tagebauseen als Konversionsflächen im EEG könnte die Technologie deutlich zu den Ausbauzielen des Bundes beitragen.“ (su)