Die Terminplanung für die dreitägige Offshore-Windkraft-Konferenz Windforce in Bremerhaven, die vom 20. bis 22. Juni in Bremerhaven stattfinden wird, ist ein symbolischer Fingerzeig auf die Innovationschancen durch den von der Politik beschleunigten Offshore-Windkraftausbau. Wie die Wirtschaftsvereinigung WAB als Veranstalterin erklärt, findet die 18. Windforce beabsichtigt an ihrem Gründungstag statt. Der Verband, der sich selbst auch als „Wind- und Wasserstoffverband“ bezeichnet und die Produktion des emissionsfreien Energieträgers Wasserstoff mittels Offshore-Windstrom vorantreiben will, teilte hierzu mit: „Die 18. Windforce wird mit dem 20. Geburtstag des Wind- und Wasserstoff-Verbands zusammengelegt. „In einer Zeit, in der die neue Bundesregierung die Ziele und Regeln für den Ausbau der Windenergie auf See und für ‚grünen‘ Wasserstoff neu definiert, ist der Dialog der beteiligten Akteure von großer Bedeutung“, sagte die WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler am Dienstag bei der Vorstellung des Programms.
In zwei größeren Vortragseinheiten werden am dritten Konferenztag hierzu Akteure ihre wirtschaftlichen und technologischen Konzepte austauschen. Sie thematisieren die Wertschöpfungschancen beim grünen Wasserstoff, die denkbare Nutzung des Energieträgers als Schifffahrtstreibstoff, die Potenziale des Gutes für die Häfen, die notwendige technische Infrastruktur für dessen Speicherung und Verdichtung, eine Standardisierung der Elektrolyse-Anlagen zur Wasserstoffproduktion sowie die zwei Pilotprojekte Green H2 Atlantic Project und Hyoffwind.
Die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Claudia Schilling, forderte, begleitend müssten die Hafenstandorte bei den notwendigen Investitionen in ihre Infrastruktur auch durch den Bund finanziell unterstützt werden. Leistungsfähige Hafeninfrastrukturen seien für eine Offshore-Windkraft- und Wasserstoffwirtschaft notwendig. „Die deutsche Energiewende kann nur mit den Häfen gelingen.“
WAB-Vorstandsmitglied Tim Meyerjürgens, COO und damit Chef das operativen Geschäfts beim für die Nordsee-Windparkanbindung zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet Holding, erklärte, dass eine Entbürokratisierung nun Voraussetzung für raschen Ausbau sei: Wichtig sei, „dass wir eine kontinuierliche Beschleunigung umsetzen, um auch die langfristigen Ziele zu erreichen. Die Politik ist nun gefragt, schnell die Rahmenbedingungen für Planung, Genehmigung und Bau anzupassen, damit eine echte Beschleunigung möglich wird, beispielsweise durch den Verzicht auf Raumordnungsverfahren, wann immer möglich und sinnvoll oder die Aufweitung der Bauzeitenfenster für die Kabelverlegung“.
Aber auch der Fachkräftemangel könnte den Ausbauboom für Windkraft und Wasserstoff noch gefährden. WAB-Vorstandsmitglied Matthias Brandt, Vorstand des Windparkinstandhaltungsdienstleisters Deutsche Windtechnik, verwies hierzu ebenfalls auf politischen Handlungsbedarf: „Einige verschenkte Jahre müssen aufgeholt werden“, sagte Brandt mit Verweis auf den zuletzt unterbrochenen Offshore-Windkraftausbau in Deutschland infolge einer abrupten Reform des Marktsystems. Eine Ausbildungsoffensive sei möglich, betonte Brandt: „Die Unternehmen stehen bereit, sich in diesem Bereich noch stärker zu engagieren. Potenzielle Lösungen wie etwa Ausbildung, Qualifikation, Branchentransfer oder gesteuerte Fachkräftezuwanderung liegen seit Jahren vor und müssen ebenfalls flankiert werden.“
Sorge und Hoffnung zugleich machen aktuelle globale Handelsprobleme sowie der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende schnelle Trennung der Länder der Europäischen Union (EU) von sämtlichen Rohstoffimporten aus Russland. Diese Situation verstärkt noch durch internationle Handelsstreits und die Probleme der Coronapandemie führen zu hohen Kosten und Unsicherheiten bei der Herstellung und Lieferung der Anlagen und Komponenten. Der stellvertretende Chef des französischen Windenergieverbandes FEE, Matthieu Monnier, betonte, für die Stromproduktion in Frankreich sei die Antwort entsprechend der Empfehlung des französischen Präsidenten der Ausbau der Offshore-Windkraft und der Kernenergie. Es gelte nun zu verdeutlichen, dass die Offshore-Windkraft die Projekte für den schnellen Ausbau bereits habe und kurzfristig mehr Strom unabhängig von Energierohstoffimporten produzieren könne. Kernkraftwerke benötigten im Neubau hingegen 10 bis 15 Jahre.
WAB-Vorstand Brandt sagte zu den Belastungen der Branche durch Rohstoff- und Energiekosten sowie Lieferketten-Unterbrechungen: „Auch in Deutschland macht man sich Sorgen.“ Trotzdem sei aber gerade der Ausbau von Erneuerbare-Energien-Anlagen „ein prädestinierter Bereich“, um auf derartige Unsicherheiten zu antworten. Er sei „sehr überzeugt, dass wir die Expertise haben, den Ausbau relativ schnell umsetzen zu können.“ Die Konferenz in Bremerhaven müsse daher auch das Gespräch darüber fördern, dass die in Frankreich und in Deutschland bisher zu langsamen Planungsverfahren für den Offshore-Windkraftausbau beschleunigt werden.