Belectric hat in den vergangenen Monaten viele Solarparks aufgebaut. Mit welcher Entwicklung im Bereich Photovoltaikfreiflächenanlagen rechnen Sie in den nächsten Monaten?
David Johann: Die Nachfrage nach Photovoltaikfreiflächenanlagen ist nach wie vor sehr groß und entsprechend setzt Belectric auf Wachstum. Aufgrund von gestiegenen Systemkosten bedingt durch Covid, stark gestiegenen Rohstoffpreisen und Engpässen in den Lieferketten beobachten wir eine Verschiebung von Projekten in die zweite Jahreshälfte 2022 oder nach 2023.
Auf welchen Märkten erwarten Sie ein starkes Wachstum?
Deutschland ist für Belectric der wichtigste Markt. Aufgrund der Klimaschutzziele setzen auch viele andere europäische Länder stark auf den Ausbau von erneuerbaren Energien – wie seit einigen Jahren die Niederlande oder das Vereinigte Königreich. In den kommenden Jahren wird außerdem großes Wachstum in den nordischen Staaten wie Dänemark und Schweden als auch in Polen erwartet. Italien und Spanien sind etablierte Märkte und bieten aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung ebenfalls enormes Potential.
Direkte Stromlieferverträge, die sogenannten PPA werden immer mehr zum Finanzierungsmodell. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in diesem Segment und welchen Anteil nehmen Solarparks mit PPA bei Belectric ein, im Vergleich zu Anlagen, die mit Einspeisevergütung oder Marktprämie gebaut werden?
Mit der steigenden Elektrifizierung unserer Gesellschaft und der damit einhergehenden Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Energien sehen wir aktuell eine positive Entwicklung bei PPA. Diese bieten mehr Flexibilität als die Vermarktung von Photovoltaikprojekten über Einspeisevergütung oder Marktprämien, bieten aber mittlerweile auch gute Sicherheiten, um Projektfinanzierungen zu strukturieren. In den letzten Jahren haben PPA für Belectric nur eine geringe Rolle gespielt. Bereits im kommenden Jahr werden Projekte mit Einspeisevergütung aber nur noch 20 bis 30 Prozent Anteil an den von Belectric entwickelten und realisierten Projekten haben.
Belectric hat im März den Energiepark Haringvliet Zuid in Betrieb genommen, der mit Windkraft kombiniert ist. Das ist ein spannendes Segment. Gibt es dafür eine Nachfrage und wie entwickelt sich diese?
Ja, auch die Nachfrage nach Hybridprojekten steigt. Zum einen wird die Nachfrage öffentlich gefördert, zum Beispiel über die Innovationsausschreibung in Deutschland. Zum anderen gibt es Standorte, an denen etwa Windkraftanlagen gebaut wurden und der Zubau einer Photovoltaikanlage den Business Case verbessern kann. Beispielsweise durch effizientere Ausnutzung des Netzanschlusses, was durch den Einsatz einer Batterie zudem gut ausbalanciert werden kann.
Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination mit Speichern. Welche Märkte sind da stark?
Deutschland und das Vereinigte Königreich als Vorreiter im Bereich erneuerbare Energien und Einsatz von großen Batteriespeichern. In den anderen Märkten werden Hybridprojekte noch eher konzeptionell besprochen.
Wie sinnvoll sind solche Hybridprojekte?
Hybridprojekte werden aufgrund ihrer Netzdienstleistungen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende liefern.
Welche Hürden stehen solchen Hybridprojekten im Wege?
Die Genehmigungsprozesse sind aufwendiger. Speziell aufgrund der Komplexität ist die Wirtschaftlichkeit der Projekte und damit die Investitionsentscheidung in vielen Fällen schwierig.
Wie können dieses Hürden abgebaut werden?
Politisch müssten Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Die staatliche Unterstützung und damit die Realisierung von Projekten führt zu technologischem Fortschritt auf dessen Basis sich Projekte in Zukunft ohne staatliche Unterstützung rechnen und außerdem vermehrt in Hybridprojekte investiert wird.
In den vergangenen Monaten war der Modulmarkt sehr angespannt. Welche Auswirkungen hat das auf die Realisierung der Projektpipeline von Belectric – sowohl zeitlich als auch preislich?
Nicht nur der Modulmarkt. Die Marktlage für alle wichtigen Komponenten wie Stahl, Kupfer, Transport und so weiter für Photovoltaikkraftwerke ist durcheinander geraten. Die Turbulenzen in den Märkten erfordern eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Belectric und seinen Lieferanten im Risikomanagement. Belectric mit seinen 20 Jahren Branchenerfahrung und höchsten Ansprüchen an Qualität konnte diese schwierige Phase gut bewältigen. Allerdings haben die stark gestiegenen Systemkosten für Neugeschäft teilweise zu Projektverzögerungen von einigen Kunden geführt. Aufgrund seiner eigenen Projektentwicklung kann Belectric auf eine gut gefüllte Pipeline bauen und blickt positiv ins Jahr 2022.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
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