Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Betriebsführung von Windparks: KI zur Analyse großer Mengen an Betriebsdaten 

Enercity hatte 2023 60 Onshore-Windparks mit 166 Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von 365 Megawatt (MW) erworben und will bis 2025 ein GW an Windleistung im Bestand haben. Da fällt viel Betriebsführungsarbeit an. Wir sprechen mit Ralf Nietiet, Geschäftsführer der Enercity Erneuerbare GmbH, und Thomas Oetjen, stellvertretende Leitung Betriebsführung, über aktuelle Herausforderungen und Chancen. 

Wie bewältigen Sie die zunehmend komplexeren Aufgaben in der Betriebsführung Ihres wachsenden Regenerativ-Portfolios?

Ralf Nietiet: Aktuell betreiben wir bereits Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als einem Gigawatt. Davon sind 364 eigene Windenergieanlagen und 79 Fremdanlagen.

Für unsere Kunden und uns ist die oberste Maxime, die Steigerung der energetischen Verfügbarkeit jeder einzelnen Anlage. Die kontinuierliche Überwachung des ordnungsbemäßen Betriebszustandes sowie das Reduzieren von Stillständen durch geeignete Maßnahmen und die Steuerung geplanter Arbeiten im Einklang mit dem Wetter-Forecast lassen uns maximale Erträge erwirtschaften.

Die Implementierung der Leitwarte war ein wichtiger Meilenstein für die Rund-um-die-Uhr-Überwachung und das Monitoring unserer Windparks.

Ralf Nietiet, Geschäftsführer Enercity Erneuerbare GmbH

enercity

Ralf Nietiet, Geschäftsführer Enercity Erneuerbare GmbH

Wie bewerten Sie die Situation, dass auf den Bereich der Betriebsführung mehr und mehr Aufgaben fallen?

 Thomas Oetjen: Wir sind lösungsorientiert! Komplexe Themen sind für unsere Mitarbeitenden keine Herausforderungen. Wir stellen sicher, dass wir über die erforderlichen Ressourcen und Fachkenntnisse verfügen, um diese Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können.

Des Weiteren bieten die zusätzlichen Aufgaben die Möglichkeit an, bestehende Prozesse zu optimieren und effizienter zu werden. Dafür setzen wir unseren Fokus auf moderne Technologien und Digitalisierungsstrategien.

Ein weitgestrecktes Netzwerk, der Austausch und das gemeinschaftliche Vorgehen in Arbeitskreisen, Verbänden und Gremien, sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit innovativen Akteuren der Branche helfen dabei den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die resultierenden Aufgaben in das Tagesgeschäft zu integrieren.

Wichtig ist, dass man die steigenden Anforderungen auch gegenüber dem Betreiber bzw. Kunden transparent darstellt und dies in der Vertragsgestaltung berücksichtigt.

Thomas Oetjen, stellvertretenden Leitung Betriebsführung

enercity

Thomas Oetjen, stellvertretenden Leitung Betriebsführung

 

Wie lässt sich bei technischer Betriebsführung und Inspektion durch Digitalisierung Effizienz steigern?

Thomas Oetjen: Infolge der Implementierung unserer Leitwarte, werden alle Betriebsdaten in eine zentrale Plattform eingepflegt. Dies erleichtert die Überwachung und das Monitoring der Windparks. Eine schnellere Reaktion auf Abweichungen und eine Steigerung der Effizienz ist somit gewährleistet.

Durch den Einsatz von KI zur Analyse großer Mengen an Betriebsdaten lassen sich ressourcenschonend Erkenntnisse aus dem Anlagenverhalten gewinnen, um frühzeitig auf Anomalien reagieren zu können. Neben der Optimierung der Betriebsführungsprozesse ermöglicht die KI-gestützte Überwachung ein proaktives Handeln, mit dem sich Ausfallzeiten und Schäden minimieren und im besten Fall verhindern lassen. Wir haben uns schon früh mit dem Thema beschäftigt und uns für die Integration der KI-gestützten Überwachung in unsere Prozesse entschieden, woraus mittlerweile eine mehrjährige erfolgreiche und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einem der führenden Anbieter entstanden ist. Wir sehen in der KI-gestützten Überwachung eine große Chance den stark wachsenden Anlagenbestand mit den beschränkten Ressourcen effizient zu managen.

Die Durchführung von Drohneninspektionen in Windparks sowie PV-Parks ermöglicht eine schnellere und sichere Überprüfung von schwer zugänglichen Bereichen. Drohnen können präzise Daten und Bildmaterial liefern, die für eine nachfolgende Analyse mit einer fortschrittlichen Analysesoftware der Entscheidungsfindung dienen.

Abonnieren Sie jetzt den Youtube-Kanal von ERNEUERBARE ENERGIEN und profitieren Sie vom Fachwissen der Regenerativbranche. Hier geht‘s zu unserem Youtube-Channel.

 

Wo sehen Sie derzeit die größten Schwächen im technischen Zustand von Windparks?

Thomas Oetjen: Ohne auf einzelne oder typenspezifische Probleme einzugehen, kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass ein nicht geringer Anteil der Anlagen, die sich bereits seit einigen Jahren im Weiterbetrieb befinden zunehmend Probleme bereiteten wird.  Trotz Beschleunigung des Ausbaus können einige Repoweringvorhaben aus unterschiedlichen Gründen nicht wie geplant umgesetzt werden. Dies führt in der Überbrückungszeit zu erhöhten Ausfallzeiten und Instandsetzungsbedarf bis hin zur frühzeitigen Außerbetriebnahme, weil durch Verschleiß und Materialermüdung die Lebensdauer von Komponenten erreicht ist und sich die Instandsetzung ggf. nicht mehr rechnet.

Wie sich die rasante Entwicklung der Dimensionen der Windenergieanlagen über die Betriebszeit auswirkt, wird sich zeigen.  Gleiches gilt für die Auswirkungen der stark steigenden Nachfrage und dem Druck auf die Hersteller den Markt zu bedienen. Der Aufwand für betreiberseitige Qualitätskontrollen ab Werk über die Betriebszeit wird aus unserer Sicht weiter ansteigen.

 

Können Sie sich vorstellen, dass ein Fachkräftemangel im Service oder auch in der Betriebsführung zu einer sinkenden technischen Verfügbarkeit führt?

Thomas Oetjen: Ja, ein Fachkräftemangel im Service und in der Betriebsführung kann durchaus zu einer sinkenden technischen Verfügbarkeit von Windparks führen.

Der stark umkämpfte Arbeitnehmermarkt und die einhergehende Fluktation kann zum Verlust an Fachwissen und Erfahrung sowie der Identifikation mit dem Unternehmen und dem Verantwortungsbewusstsein für die betreuten Anlagen führen, was sich negativ auf die Qualität der Arbeit auswirkt.

Unzureichende Wartung aufgrund eines Mangels an Fachpersonal sowie Engagement und Kompetenz bei Mitarbeitern kann zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Ausfällen und längeren Stillstandszeiten führen. Probleme können entsprechend nicht rechtzeitig behoben werden, was die Betriebszeit der Anlagen erheblich verringern kann. Zudem kann ein Mangel an Fachpersonal dazu führen, dass weniger Inspektionen durchgeführt werden, wodurch potenzielle Probleme unentdeckt bleiben.

Wir setzen in der Betriebsführung auf eine starke Mitarbeiterbindung. Ein strukturiertes Onboarding sowie die Förderung und Weiterbildung in Verbindung mit einem angenehmen Arbeitsumfeld haben in den letzten Jahren ein starkes Team heranwachsen lassen, dass wir mit unserem Wachstum stetig erweitern. Bei Interesse sind offene Stellen auf unserer Homepage zu finden.

Weitere News zu Enercity:

Enercity baut solare Testanlage auf Flughafen

Nutzung geologischer Stockwerke

Stadtwerke müssen viermal mehr in Nachhaltigkeit investieren