Zu verdanken sein wird der Rekordwert vor allem dem Anschluss dreier großer britischer Windparks mit Stromerzeugungskapazitäten zumindest nicht weit unterhalb oder deutlich oberhalb der Ein-Gigawatt-Schwelle. Aber auch die Anschlüsse der ersten kommerziellen Windparks in Frankreich, Norwegen und Italien genauso wie die Wiederaufnahme des Zubaus in deutscher See führen zum neuen Bestwert des Kontinents bei den jährlichen Offshore-Windturbineninstallationen. Dies hat das aus Oslo, Houston und Singapur geführte internationale Energiewirtschaftsberatungsunternehmen Rystad Energy überprüft, wie es nun bekannt gibt.
Mit dem zweiten Bauabschnitt der dreiteiligen Nordsee-Windkraft-Großzone Hornsea wird demnach vor Ende 2022 der bis dann weltweit größte Offshore-Windpark Hornsea Two mit 1,4 Gigawatt (GW) entstanden sein. Die Inbetriebnahme folgt auf die Fertigstellung von Phase eins, Hornsea One, im Jahr 2019, womit der bisher größte Offshore-Windpark in Betrieb gegangen war. Beide Projekte gehörten dem dänischen Weltmarktführer bei Entwicklung und Betrieb von Offshore-Windparks, Ørsted. Auch der schottische 950-Megawatt-Windpark Moray East geht als Projekt eines Konsortiums mit Beteiligung der Energiekonzerne Engie und EDPR aus Frankreich und Spanien noch in diesem Jahr ans Netz, ebenso Triton Knoll mit gut 850 Megawatt (MW).
Während Großbritannien so nebenbei den nationalen Offshore-Windkraft-Zubaurekord von 2,1 GW von 2018 toppt, werden in Frankreich, Norwegen und Italien die ersten komplett kommerziellen Windparks überhaupt ans Netz gehen. So werden der französische staatliche Energiekonzern EDF und das kanadische Energieunternehmen Enbridge sowie ein kanadischer Fonds das 480-MW-Windkraftfeld Saint Nazaire vor der Bretagne eröffnen. Der schwimmende 88-MW-Windpark Hywind Tampen vor Norwegen wird als bislang größtes Floating-Offshore-Windkraftfeld zur Stromeinspeisung übergehen. Und in Italien wird der 30-MW-Mittelmeerwindpark Taranto den Betrieb aufnehmen, das erste europäische Offshore-Windkraftprojekt mit chinesischen Turbinen – und zudem der erste Mittelmeer-Windpark überhaupt.
Erneut RWE wird außerdem mit Kaskasi die Wiederaufnahme des Ausbaus der deutschen Offshore-Windkraft einleiten. Das 342-MW-Projekt in der Nordsee ist das erste, das nach einer je nach Zählweise ein- bis zweijährigen Unterbrechung in deutscher See neu in Betrieb geht. 2020 hatten die Offshore-Windkraft-Unternehmen die letzten noch anzuschließenden Anlagen zweier schon im Vorjahr teils errichteter Meereswindparks in Betrieb genommen. Die Umstellung des deutschen Vergütungssystems und des Vergabeverfahrens für neue Offshore-Windpark-Projektierungsrechte hatte zu einer zeitraubenden Übergangsphase geführt – die längst gestartete Projektierungsprozesse zumindest zeitweise unterbrach wenn nicht abreißen ließ.
Auch einige spanische Prototypen schwimmender Windenergieanlagen dürften 2022 noch in Betrieb gehen, schreibt Rystad Energy. Das bisher stärkste Offshore-Windkraft-Zubaujahr Europas war 2019, als 3,8 GW hinzugekommen waren. Im vergangenen Jahr hatte die Branche in Europa nur 1,8 GW bilanzieren können. Neue Rekordjahre erwartet Rystad Energy bereits im nächsten Jahr 2023 und für 2025, während 2024 aufgrund der unregelmäßigen Fertigstellungstermine eine leicht absackende Kurve verzeichnen werde.
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