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Stabile 117 Gigawatt, kein Marktwachstum: China und die 17 anderen Windkraft-Leitmärkte

Der Weltwindenergierat GWEC hat den von der Internationalen Erneuerbare-Energien-Agentur (Irena) schon vorweg errechneten Windenergietrend einer Stagnation beim jährlichen Kapazitätszubau bestätigt. Wie Irena vier Wochen zuvor trug GWEC auch nach Abfrage und Überprüfung der inzwischen wohl abgeschlossenen Bilanzen der nationalen und kontinentalen Windenergieverbände ein Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres zusammen. So starteten 2024 weltweit neue Windparkkapazitäten mit einer Erzeugungskapazität von zusammen 117 Gigawatt (GW) neu den Betrieb, nach 16,6 GW im Vorjahr. Der Zuwachs des Marktes um 400 Megawatt (MW) entspricht einem Plus um 2,4 Prozent.

Das ist nicht nichts und etwas besser, als der von Irena im März noch angezeigte Rückgang des Weltmarktes um 1,5 GW. Die Irena-Statistiker ziehen rückgebaute Nennleistungen durch den Ersatz alter durch neue leistungsstärkere Windenergieanlagen vom Jahreszubau ab, während GWEC den kompletten Brutto-Neubau zählt. Und ohnehin wächst der Weltwindenergiemarkt in Schüben mit immer wieder abwechselnden Phasen von sprunghaftem Wachstum und Stillstand oder gar leichtem Rückgang. Auf einerseits Phasen mit mal zwei bis mal vier aufeinander folgenden Jahren mehr oder weniger gleichbleibender Zubauvolumen folgten bisher immer wieder meist einzelne oder zwei Jahre nacheinander eintretende Wachstumssprünge um bis zu oder gar mehr als 50 Prozent. Häufig ergeben sich die Marktbewegungen aus entsprechenden Wachstumssprüngen des abgeschlagen führenden Windkraftlandes China, das dieses Mal um 4,2 GW mehr Windkraftzubau verzeichnete als 2023 und so die 80-GW-Marke bei den jährlichen Neuinstallationen mit genaugenommen 79.824 MW annähernd erreichte. Das entsprach fast 70 Prozent der weltweit netto neu an die Stromnetze angeschlossenen Windparknennleistungen.

Dass die starke chinesische Steigerung beim Errichten neuer einspeisebereiter elektrischer Leistung für die Umwandlung von Wind in grünen klimafreundlichen Strom nicht für einen wenigstens gleich starken Zuwachs der globalen Neuerrichtungen ausreicht, spricht gegen den Windkraftweltmarkt des Jahres 2024. Tatsächlich haben einige der weltweit größten Windstromländer im vergangenen Jahr zurückgesteckt oder zumindest den schon erwarteten Aufschwung vermissen lassen. Unterhalb eines statistisch schon auf den gesamten Weltmarkt durchschlagenden Niveaus allerdings zeigen sich nun mehrere Länder mit stabilen Entwicklungen.

„2024 markierte ein weiteres Rekordjahr für die Windenergie mit 117 GW neuer Installationen weltweit“, kommentiert GWEC-Geschäftsführer Ben Backwell das Weltmarktergebnis. „Um von der marginalen Marktsteigerung des vergangenen Jahres abzusehen, erzählt dieser Marktbericht die Geschichte einer Industrie, die zunehmend in neue Regionen vorstößt … auf Basis der wachsenden Nachfrage nach einer sicheren Versorgung mit sauberer Energie in einer zunehmend unsteten Welt.“

Tatsächlich enthält die GWEC-Statistik mehrere spannende Auf- und Abwärtsbewegungen einzelner nationaler Märkte, die sich derzeit gegenseitig aufheben. So verloren die amerikanischen Staaten in Nord-, Mittel- und Südamerika zusammengenommen sowie gerundet 4,2 GW an Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr. Nach 14,4 im Jahr 2023 waren es im vergangenen Jahr noch 10,2 GW. Auch in Europa kamen mit 16,5 GW deutliche 1,8 GW weniger Windstromleistung neu ans Netz als 2023. In Asien, Australien und den ozeanischen Pazifikstaaten waren es 2024 mit einem Bruttozubau um 88,3 GW dagegen 5,4 GW mehr als im Jahr davor, was das chinesische Wachstum immerhin um 1,2 GW übertrifft und bezogen auf den bisher kleinen Anteil nichtchinesischer asiatischer Länder am Rotoraufziehen einen 16-Prozent-Zuwachs bedeutete. Auch in Afrika und dem Nahen Osten, wo bislang Windkraft kaum eine Rolle spielt, gab es ein 1-GW-Plus. Dies verdoppelte dort den Zubau im Vergleich zum Vorjahr kontinentweit auf rund 2 GW.

Dabei legten einige der Führungsmärkte im Vergleich zum Vorjahr durchaus Verschnaufpausen ein. So fielen die USA als zweitwichtigster Markt auf an Land und in der See erledigte Neuerrichtungen von deutlich unter 4,1 GW um gut 36 Prozent zurück – was nicht zuletzt verschobenen Entscheidungen über die Neuauflage der Steuererleichterungen zuzuschreiben sein soll und ausgerechnet wohl eine Folge des größeren Augenmerks ist, den die vorige Regierung auf den Inflation Reduction Act zur Ansiedlung von Erneuerbare-Energien-Unternehmen in den USA gelegt hatte. So analysiert es der US-amerikanische Erneuerbarenverband ACP. Außerdem war die verschleppte Bearbeitung der Netzanschlussanfragen für neue Windparks ein wichtiger Grund. In Deutschland blieb der Zubau mit nur 0,1 GW mehr neuer Anschlussleistung fast ohne jeden Zuwachs bei 4 GW, weil der Windmarkt an Land nur 3,3 GW einbrachte, rund 0,2 GW weniger als 2023 und etwa 0,7 GW weniger als erwartet. Hier waren fehlende Netzkomponenten ein Problem, aber auch bei Offshore-Windparks verspätet bereit gestellte Steckdosen auf dem Meer, wie die Umspannstationen der Netzbetreiber für die Durchleitung des Stroms an Land heißen.

Andererseits stabilisieren sich auch Märkte oder holen stetig auf. In Brasilien und in Indien blieb es bei Volumen deutlich oberhalb der Drei-Gigawatt-Grenze mit 3,3 und 3,4 GW. In Großbritannien mit knapp 2 GW, Frankreich mit 1,7, Finnland 1,4, Kanada knapp 1,4, der Türkei mit 1,3, Taiwan mit 1,2 sowie noch knapp 1,2 GW Spanien kommen weitere Länder auf sich stabilisierende Trends im Über-Eins- bis Zwei-Gigawatt-Bereich. Die GWEC-Daten belegen zusätzlich, dass es in allen Weltregionen nun Märkte mit in den kommenden Jahren wohl zunehmenden Volumen gibt. Dazu gehören Polen und Italien mit 805 und knapp 690 MW, wobei die Nordwestslawen ab 2026 vor allem auf See neue volumenstarke Netzanschlüsse verzeichnen werden und Italien auf einer zunehmend verlässlichen Ausschreibungspraxis mit neuen anvisierten Zuschlagsvolumen und Zuschlagsregeln mittels der Gesetze Fer-X und Fer-2 aufbaut. Australien war gemäß GWEC Schauplatz eines Zubaus von zwar einstweilen nur 835 MW. Der Weltwindenergierat korrigierte damit das von Irena einen Monat zuvor noch auf 2,4 GW kalkulierte Ausbaugeschehen auf einen den GWEC-Berechnungsregeln gemäß deutlich geringeren Wert. Allerdings hält die Windkraftorganisation fest, dass auf dem fünften Kontinent aktuell Windparks mit zusammen 3,3 GW im Bau sind und alleine 2024 Finanzierungszusagen von Investoren und Projektierern für 2,2 GW neue Windkraft eingingen. Damit dürfte Down Under sich wohl bald wieder in Richtung seines bisherigen Rekordes von 1,7 GW Zubau von 2021 zubewegen – oder wie von Irena schon jetzt festgehalten darüber hinaus.

In Asien spielt der Taiwanesische Markt im vergangenen Jahr alleine deshalb eine noch bedeutende Rolle, weil die Offshore-Windpark-Bautätigkeit mit 933 MW stark blieb. Japan bestätigte mit 704 MW, dass das Land auf den vielen Inseln neben 100 MW neuer Offshore-Anschlussleistung den Windpark-Ausbau an Land weiterhin nicht vernachlässigt. Usbekistan erreichte wohl mindestens 500 MW Zubau, wie ein Abgleich mit den Irena-Daten vermuten lässt. Diesem Land schreibt GWEC für die kommenden Jahre ebenfalls eine stabile Weltmarktrolle zu. Selbst in Afrika sind mit Ägypten und Marokko nach Inbetriebnahmen von Windparks mit kombinierten Kapazitäten von 793,5 beziehungsweise 520 MW zwei Länder zu finden, die sich regelmäßig als Führungsmärkte etablieren.