Hy Iron ist ein Zusammenschluss deutscher und namibischer Unternehmen. Diese wollen in Arandis, einer kleinen Stadt in der Provinz Erongo im Westen von Namibia, eine Produktionsstätte für grünen Stahl aufbauen. Gerade wurde der symbolische Startschuss für das Projekt Oshivela gegeben.m nächsten Jahr soll das erste Eisenerz in die Anlage gefüllt und zu Roheisen reduziert werden.
Industriearbeitsplätze entstehen
Oshivela bedeutet Eisen in der vor Ort gesprochenen Sprache Oshiwambo. Selbiges wird ab kommendem Jahr in Rohform aus der Anlage kommen. Mit dem Projekt verfolgt Hy Iron gleich zwei Ziele. Einerseits ist es ein Teil des Aufbaus einer industriellen Basis und der Schaffung spezialisierter Arbeitsplätze in Namibia. Denn das Land will sich als Exporteur von nachhaltig hergestelltem Eisen etablieren. Andererseits ist es ein Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes der Stahlindustrie. Denn diese muss – auch angesichts steigender Energiepreise – klimafreundliche Technologien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Rohmaterialien im Drehofen
Grundlage der emissionsfreien Eisenproduktion in Arandis ist eine Technologie, die vom Aachener Unternehmen CO2 Grab in Zusammenarbeit mit TS Elino in Düren entwickelt wurde. Diese besteht aus einem luftdichten Drehrohrofen. Das sind Öfen, die in vielen Industrien eingesetzt werden. Dabei wird das Rohmaterial in ein Rohr eingefüllt. Durch die Drehung kommt es in Kontakt mit dem Brenn- oder Reduktionsmittel. Dieses ist im Fall der Anlage in Arandis grüner Wasserstoff. Das System wird derzeit im niedersächsischen Lingen getestet und soll dann in Arandis in größerem Maßstab zum Einsatz kommen.
Eisenerz direkt reduzieren
Der benötigte Wasserstoff wird vor Ort hergestellt. Dazu bauen die Projektpartner eine Elektrolyseanlage auf, die mit Strom aus einem Solarkraftwerk mit einer Leistung von 20 Megawatt betrieben wird. Überschüssiger Solarstrom, der nicht direkt für die Wasserstoffproduktion genutzt werden kann, wird ins örtliche Stromnetz eingespeist.
Dieser grüne Wasserstoff wird zusammen mit dem Eisenerz in den Drehrohrofen gegeben. Dadurch kann der im Eisenerz enthaltene Sauerstoff bei im Vergleich zur Eisenherstellung mit Koks im Hochofen niedrigen Temperaturen mit dem Wasserstoff reagieren. Am Ende entsteht Wasser, Roheisen und etwas Schlacke aus Material, das sich ebenfalls noch im Eisenerz befindet. Dieses direkt reduzierte Eisen kann im Anschluss in Gießereien weiterverarbeitet werden. Es eignet sich aber auch für den 3D-Druck und Eisen-Luft-Batterien und andere Zwecke.
Produktion skalieren
Die Produktion in Arandis soll im kommenden Jahr zunächst mit einer Kapazität von fünf Tonnen pro Stunde starten. Mittelfristig soll am Standort in Namibia aber die Produktion auf eine Million Tonnen Roheisen pro Jahr steigen, mit denen die Stahlindustrie in Ländern auf der ganzen Welt beliefert werden kann. Damit könnten jährlich Treibhausgasemissionen von rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. (su)