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Energiehelden gesucht!

Nicole Weinhold

Katja Weinhold ist Sprecherin des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und als Geschäftsführerin der BWP Marketing & Service GmbH zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung im BWP. Wir fragten sie, wie es gelingen kann, der boomenden Nachfrage nach Wärmepumpen eine ausreichende Zahl an Fachkräften gegenüberzustellen, die diese installieren können.

Der BWP steht vor ganz besonderen Herausforderungen, oder? Deutschland hat das Ziel, sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 zu installieren. Gibt es genug Fachkräfte, um das zu realisieren?

Katja Weinhold: Von Anfang 2024 an sollen 500.000 Geräte pro Jahr eingebaut werden, um bei diesen sechs Millionen zu landen. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, auch für uns. Es fehlt nicht nur an Installateuren, Planern und Ingenieuren, die die großen Projekte in Angriff nehmen. Gerade im Bereich der Installationsbetriebe, wo die Auftragsbücher natürlich generell schon sehr voll sind, gibt es einen großen Nachrüst-, Schulungs- und Qualifizierungsbedarf.

Wie bekommt man die jungen Leute in diese Ausbildungsberufe, diese Ausbildung zu wählen, SHK-Anlagenmechaniker oder Elektriker zum Beispiel?

Katja Weinhold: Wir müssen zwischen zwei Dingen unterscheiden. Das Thema Weiterbildung und Qualifizierung von Fachkräften, von denen Installateure insbesondere im Bereich Sanitär, Heizung, Klima tätig sind. Das sind die SHK-Anlagenmechaniker auch Installateure, Heizungsbauer, Klempner etc. genannt. Das Berufsbild des Anlagenmechanikers, von denen sind schon ungefähr 350.000 Handwerker unterwegs – beim Thema Heizung beschäftigen sie sich vorwiegend mit Gas und Öl und sie decken auch das ganze Thema Sanitär ab. Das ist ein sehr, sehr umfangreicher Beruf. Und die, die jetzt schon draußen sind, die müssen sich weiterbilden und qualifizieren. Das heißt also, die müssen in Richtung Wärmepumpe geschult werden, so wie sie eben auch in anderen Bereichen Weiterbildungen und Schulungen machen.

Das Elektrohandwerk spielt bei der Wärmepumpe insofern eine Rolle, als dass die Wärmepumpe mit Strom betrieben werden muss. Und insofern spielt der Elektriker hier mehr als bei Gas und Ölheizungen eine Rolle. Viele Betriebe arbeiten mit Elektrobetrieben zusammen, die am Ende die Elektroinstallationen machen und entsprechend auch abnehmen. Es gibt auch Elektrobetriebe, die ­speziell auch schon selber Wärmepumpen einbauen also einen Zusatzausbildung im Bereich SHK absolviert haben oder einen Zweitmeister im Betrieb haben.

Es geht mir bei den Qualifizierungsmaßnahmen darum, dass man eben die Anlagenmechaniker, also die Heizung-Installateure, die jetzt draußen sind, zum Thema Wärmepumpe qualifizieren muss, bzw. Quereinsteiger über modulare Angebote fit für die Installation von erneuerbaren Heizungssystemen machen muss.

Wie viel Prozent der Handwerker sind bereits qualifiziert für die Wärmepumpe?

Katja Weinhold: Also ich würde sagen rund 35 Prozent. Da gibt es aber auch Studien bei Landesverbänden, die eher so im Bereich 20 Prozent rauskamen. Man muss wahrscheinlich von einem Mittelwert ausgehen. Wobei sich schon einiges getan hat und mehr und mehr Betriebe auf den Wärmepumpen-Zug aufspringen.

Katja Weinhold, Geschäftsführerin der BWP Marketing & Service GmbH

Thema Zusatzausbildung. Da wird gerade unter dem Schlagwort Bootcamp gestritten, ob ein paar Wochen Weiterbildung in einer Art Bootcamp ausreichen, um Themen wie die Wärmepumpe ins Handwerk zu integrieren.

Katja Weinhold: Eine Schnellausbildung in Form des vorgeschlagenen Bootcamps steht im Konflikt mit unserem dualen Ausbildungssystem. Insbesondere im SHK-Handwerk und dem Elektrohandwerk ist es schwierig, hier eine „Schnellausbildung“ für die Installation für Wärmepumpen zu etablieren. Um Quereinsteigern oder zugewanderten Arbeitskräften einen Einstieg in den Bereich der erneuerbaren Heizungssysteme und Heizungssanierung zu ermöglichen, wäre aus unserer Sicht eine Anpassung der Berufsbilder mittelfristig wünschenswert. Am besten gewerkeübergreifend: SHK, Elektro und Kälte-Klima. Die Möglichkeit beispielsweise eine Art „Grundausbildung“ im Bereich der Heizungsmodernisierung oder Gebäudetechnik anzubieten, die dann je nach Bedarf und Neigung, über modulare Weiterbildungsmaßnahmen erweitert werden kann, wäre ein Weg. In diese Richtung wird in den involvierten Handwerksverbänden auch bereits gedacht und es entstehen auf Landesebene bereits entsprechende Angebote.

Hat der Verband die Sorge, dass der Rollout für Wärmepumpen zu langsam vonstattengehen könnte aufgrund eines Mangels an Arbeitskräften?

Katja Weinhold: Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, weil die Nachfrage so sprunghaft angestiegen ist. Aber wir sehen auf der anderen Seite auch, dass es 40.000 Betriebe gibt, die bisher Gasheizungen eingebaut haben. Das Potenzial ist da und durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen kann man das schaffen. Wir hätten uns ein nachhaltigeres, stetiges Wachstum gewünscht. Jetzt gibt es stattdessen einmal eine steile Kurve nach oben, wo es dann tatsächlich zu Wartezeiten kommt - unter anderem auch aufgrund der Tatsache, dass die Handwerker überlastet sind. Aber unterm Strich sollte es machbar sein, die sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 zu verbauen – dazu haben sich alle Akteure innerhalb der Produktionskette der Wärmepumpe bekannt.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs beim Thema Wärmepumpe aus?

Katja Weinhold: Das ist das nächste große Thema. Das eine Thema ist Qualifizierung von denen, die schon im Beruf stehen. Zweites Thema sind Quereinsteiger, die vielleicht eine andere Ausbildung haben, zum Beispiel in der KFZ-Branche. Da gibt es viele Mechatroniker:innen, die aufgrund der Veränderungen in diesem Bereich ein neues Aufgabenfeld suchen und prädestiniert sind, über Umschulungsmaßnahmen zu erneuerbaren Heizungssystemen zu kommen.

Drittes Thema ist der Nachwuchs, die jungen Leute, die immer mehr ins Studium drängen, denen muss vermittelt werden, dass das Handwerk jetzt und künftig begehrt und lukrativ ist. Die Löhne steigen enorm durch die starke Nachfrage.

Auch der Zentralverband des Handwerks hat gerade eine tolle Plakatkampagne zum Beispiel „Was gegen das Handwerk spricht? Meine Akademikereltern“. In dieser Form muss m.E. regierungsseitig mehr getan werden – auch der BEE hat hier gute Ansätze und Ideen, um Berufe im Bereich der ­Erneuerbaren Energien insgesamt populärer zu machen.

Wir haben jetzt zum Beispiel ein ganz spannendes Wärmepumpen-Onlinetraining. Das haben wir vor drei Jahren entwickelt, eigentlich für Azubis, weil wir festgestellt haben, dass in der Ausbildung das Thema erneuerbare Energien in den Berufsschulen, aber auch in den überbetrieblichen Ausbildungszentren viel zu kurz gekommen ist. Das Training ist spielerisch und eignet sich zum Beispiel auch, um in den Schulen schon die Leute abzuholen und zu sagen: Hier, guck mal, Wärmepumpen, ganz spannend, hier kannst Du zum Helden der Energiewende werden.          

Ohne Auszubildende stockt die Energiewende - etwa beim Thema Wärmepumpe.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Ohne Auszubildende stockt die Energiewende - etwa beim Thema Wärmepumpe.

KEE - Karrieremesse Erneuerbare Energien: 26. bis 27.01.23

Fachkräfte AUS Hochschule und Handwerk Sprungbrett für Berufs- und Quereinsteiger:innen

Mit Grußwort von Robert Habeck

KEE

Karrieremesse Erneuerbare Energien Am 26. und 27. Januar 2023 laden der BWE und BEE gemeinsam zur Jobmesse ein. Sie erwarten Nachwuchskräfte aus Hochschule und Handwerk, sowie Quereinsteiger:innen mit Affinität zu den erneuerbaren Energien.

Weitere Informationen:
www.bwe-seminare.de/kee

Foto: BWE