Statistisch schlugen vor allem die Rückgänge in Schweden, Niederlande und Polen zu Buche. Auch das leichte Schrumpfen des Windenergiemarktes an Land in Deutschland gab wohl mit den Ausschlag für eine Rückwärtsbewegung des europäischen Windkraftmarktes um zwei, bezogen auf die 27 EU-Länder um drei Gigawatt (GW). Denn Deutschland verfehlte als maßgebend führender Markt des Kontinents die Branchen-Erwartungen an ihn um mindestens 0,3 bis je nach Optimismus 0,8 GW.
Mit an Land und auf See zusammen noch 12,9 Gigawatt (GW) neu hinzugebauter Windpark-Nennleistung in der Europäischen Union (EU) sowie 16,4 GW in ganz Europa blieben die Turbineninstallationen ohnehin hinter den verbandseigenen Prognosen deutlich zurück. Anfang 2024 hatte Wind Europe eine EU-weite Inbetriebnahme von noch knapp 16 GW immerhin fast auf dem Niveau der beiden Vorjahre 2023 und 2022 mit damals 16,2 und 16,1 GW erwartet. Die Installationen des Gesamtkontinents hätten von den 18,3 GW von 2023 auf 20,9 GW ansteigen sollen.
Infolge des schlechten Abschneidens reduzierte Wind Europe insbesondere die Prognose für den EU-Zubau im aktuellen Jahr 2025. Vor einem Jahr war der Verband noch von einem deutlichen Aufschwung im Jahr 2025 innerhalb des Staatenverbundes auf mehr als 20 GW on- und offshore ausgegangen. Jetzt prognostiziert er für dieses Jahr rund 17,5 GW EU-Windkraftzubau. Erst 2026 sollen die Errichtungen hier gemäß der neuen Wind-Europe-Prognose bis knapp an die 20-GW-Jahreszubauschwelle reichen.
Knappheiten in den Netz- und in Hafenkapazitäten sowie eine zu geringe Verfügbarkeit von Schiffen zählt Wind Europe zu den Bremsfaktoren der Windkraft auf See im vergangenen Jahr. An Land hielten Netzengpässe, Genehmigungsschwierigkeiten und schwierige finanzielle Bedingungen den Windparkbau mehr auf, als es für das vorher angenommene Ausbautempo noch zuträglich gewesen wäre. Auch das von der EU festgesetzte Ausbauziel für 2030 von 425 GW Windkraft an Land und auf See rückt nun weiter denn je in die Ferne. Im vergangenen Jahr hatte Wind Europe bis 2030 einen EU-Ausbau von 393 GW und damit wenigstens „in Sichtweite“ auf die 425 GW vorausgesagt. Jetzt gehen die Brancheninteressen-Vertreter von nur 351 GW aus. Dafür müssten im Zeitraum bis dahin jährlich 20 GW in der EU hinzukommen.
Nach Stillstand 2023 - Windkraft in Europäischer Union soll 2030-Ziel noch nahekommen
Windausbau in Europa: Jetzt geht es an die Umsetzung!
„2023 Meilenstein für die Offshore-Windenergie in Europa“
Dank der von Wind Europe als europäisch mitbilanzierten Türkei blieb es wie im Vorjahr über den gesamten Kontinent hinweg bei sieben Ländern mit Gigawattzubau. An der Spitze stagnierte Deutschland mit knapp rückläufigen 3,3 GW an Land im Vergleich zu grob 3,5 GW im Vorjahr, und andererseits zugenommenen 730 Megawatt (MW) im Meer nach 250 MW im Jahr 2023 auf dem Niveau des Vorjahres. Statt zusammen 3,9 GW waren es hierzulande 2024 nun gerundet 4,0 GW neue Windkraft. Nicht-EU-Land Großbritannien trug an zweiter Stelle mit 1,9 GW um 0,5 GW mehr als im Vorjahr und damit wie die Türkei ebenfalls von jenseits des Staatenbundes ein noch erkleckliches Plus aufs europäische Windkraftzubaukonto ein. Freilich hatte das Vereinigte Königreich damit selbst die Wind-Europe-Erwartungen von Anfang 2024 um fast die Hälfte untertroffen, mit insbesondere in der Offshore-Windkraft nicht rechtzeitig vor dem Jahreswechsel abgeschlossenen Inbetriebnahmen. Frankreich mit 1,7 GW wie im Vorjahr, Finnland mit 1,4 GW nach 1,3 GW ebenfalls stagnierend, die Türkei mit erwartungsgemäßen 1,3 GW – nach nur 0,4 GW im Vorjahr um gewichtige 0,9 GW mehr – sowie Spanien und noch ganz knapp Schweden mit grob gerundet 1,2 und 1,0 GW kamen ebenfalls noch über die Marke einer vierstelligen Megawatt-Dimension.
Dabei steuerte einzig Spanien unter den EU-Staaten mit Gigawattzubau auch tatsächlich ein klares Plus bei – mit 400 MW mehr im Vergleich zu 800 MW Zubau im Jahr 2023. Schwedens Markt halbierte sich indes. Im vorigen Jahr hatten die Windenergieunternehmen dort knapp 2 GW neu fertig gestellt. Dahinter gehörten 2024 Polen, Italien und Litauen noch zu den zehn erfolgreichsten Ländern Europas beim Windparkzubau 2024.
Mehr noch als Schweden musste indes die Niederlande besonders stark zurückstecken. Nach 2,4 GW 2023 verzeichnete sie nun 161 MW Neubau. Das Minus von 2,2 GW ist einem statistischen Total-Ausfall geschuldet, dass das bei Meereswindkraft sehr ambitionierte Nordseeland 2024 keinen einzigen Windpark auf See fertig stellen konnte. 2023 waren es zwei Offshore-Windparks mit 1,9 GW neuer Anschlussleistung. Und auch Polen verzeichnete 352 MW weniger neu errichtete Windpark-Erzeugungskapazität als 2023 – der Zubau betrug noch 805 MW statt 1,16 GW.
Kleinere Lichtblicke boten derweil Länder auf mittlerem Windkraftausbauniveau wie Italien mit rund 700 MW Zubau und Litauen mit 500 MW, die um 150 und sogar um 260 MW zulegten. Auch Estland mit 330 MW baute 170 MW mehr als im Vorjahr zu.