Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE|FNN) hat neue Regeln für den Anschluss von Erzeugungsanlagen an das Mittelspannungsnetz erarbeitet. Die neue Anwendungsregel E VDE-AR-N 4110: Technische Anschlussregeln Mittelspannung (TAR Mittelspannung) ist jetzt im Anhörungsverfahren und alle betroffenen Unternehmen, Verbände und Einzelpersonen können noch bis zum 17. April 2017 ihre Änderungsvorschläge unterbreiten.
Auf die Energiewende reagiert
Die neue Regel ersetzt die aus dem Jahr 2008 stammenden Richtlinien „Erzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz“ und „Technische Anschlussbedingungen Mittelspannung“. Der VDE|FNN regiert damit auf die Veränderungen, die sich hinsichtlich des Ausbaus von volatilen Erzeugungsanlagen in dieser Netzebene in den vergangenen acht Jahren ergeben hat. „Die neue Anwendungsregel ist Teil unserer Aktivitäten, um das System auf die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien im Sinne der Energiewende vorzubereiten“, beschreibt Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE|FNN, die Intention des jetzt veröffentlichten Entwurfs der neuen Anschlussregelungen. „Mit der TAR Mittelspannung bieten wir Anwendern ein übersichtliches Regelwerk sowohl für Erzeugungs- als auch Verbrauchsanlagen sowie für Speicher.“
Anschlussregeln für Speicher definiert
Damit verweist Kerber auf eine der zentralen Neuerungen der Anschlussregeln. Im Jahr 2008 war die Vorgabe von konkrete Bedingungen für den Anschluss von elektrochemischen Speicher an das Mittelspannungsnetz nicht notwendig, da es kaum solche Anlagen gab. Der Speicherboom begann schließlich in den Kellern der Einfamilienhäuser, die mit den kleinen Anlagen und Systemen ausschließlich in das Verteilnetz einspeisen. Doch in den vergangenen Jahren wurden immer mehr große Speicher errichtet, die vor allem die Stabilität der Netze mit einer Spannung zwischen einem und 60 Kilovolt sichern, an denen die großen Solar- und Windparks angeschlossen sind. Die Zahl solcher Systeme nimmt stetig zu und sie werden in Zukunft einer der zentralen Lieferanten von Regelenergie sein.
Mit den neuen Regelungen in der TAR Mittelspannung bekommen Hersteller von großen Speicheranlagen frühzeitig technisch verbindliche Standards und stärken somit Netz und System langfristig, betonen die Experten vom VDE|FNN. Die Anwendungsregel definiert dabei nicht nur die elektrischen Voraussetzungen für den Anschluss von Speichern an das Mittelspannungsnetz, sondern auch die Ausführung von Schutzeinrichtungen und die Anforderungen an die Gebäude und Container, in denen die Speicheranlagen untergebracht sind.
Anschlussbedingungen für Erzeugungsanlagen neu geregelt
Der Entwurf regelt aber auch die Voraussetzungen neu, die dezentrale Erzeugungsanlagen für den Anschluss an das Mittelspannungsnetz mitbringen müssen. Vor allem die Anforderung einer erweiterten Fähigkeit der Erzeugungsanlagen, kurze Spannungseinbrüche zu durchfahren und Blindleistung bereitzustellen, wird für die Planer und Errichter von Solarparks und Windkraftanlagen an Land von Bedeutung sein. Die Experten von VDE|FNN gehen davon aus, dass mit den neuen Anforderungen die Netzstabilität auch mit dem weiteren Ausbau der volatil ins Netz einspeisenden Erzeugungsanlagen zunimmt. (Sven Ullrich)