Die Nachfrage nach zertifiziertem Ökostrom durch Unternehmen, die gleichzeitig Kunden von Stadtwerken sind, steigt stetig weiter an. Das bedeutet für die Stadtwerke, in Ökostromanlagen zu investieren. Um das einfacher bewerkstelligen zu können, haben sich sechs fränkische Regionalversorger zusammengetan und Ökostrom Franken als eigenes Unternehmen gegründet.
Jetzt ist der erste Solarpark der gemeinsamen Gesellschaft in Heidenfeld, einem Gemeindeteil von Röthlein in Unterfranken, südlich von Schweinfurt, ans Netz gegangen. Der Generator steht auf einer 6,5 Hektar großen Fläche und leistet 6,2 Megawatt. „Mit unserer ersten PV-Freiflächenanlage unterstützen wir die Energiewende unserer Stadtwerke-Gesellschafter aus der Region, die sich bereits seit langem für eine verantwortungsvolle ökologische Energieversorgung einsetzen“, erklärt Michael Kolloch, einer der beiden Geschäftsführer von Ökostrom Franken. „Diesen Weg werden wir konsequent fortsetzen – zum einen für die Bürgerinnen und Bürger und zum anderen für den Erhalt der regionalen Wertschöpfung und die zuverlässige Versorgung, die mit Blick auf die aktuellen weltpolitischen Ereignisse wichtiger ist als je zuvor“, ergänzt sein Co-Geschäftsführer Martin Grimmeisen.
6,5 Gigawattstunden pro Jahr erwartet
Die 15.500 Module, die die Monteure von Zeitgeist Engineering aufgeständert haben, liefern nach Prognosen der Planer jedes Jahr 6.500.000 Kilowattstunden sauberen Ökostrom. Dieser wird von den beteiligten Stadtwerken entsprechend der Anteile an der Ökostrom Franken genutzt und weitervermarktet. So nehmen die Infra Fürth und N-Ergie Regenerativ jeweils 25,1 Prozent des Stroms ab. Die Stadtwerke Schwabach und die Erlanger Stadtwerke nutzen die Anlage zu jeweils 14,9 Prozent. Die restlichen 20 Prozent des Stroms gehen zu jeweils gleichen Anteilen an die Stadtwerke Stein und die Gemeindewerke Wendelstein.
PPA abgeschlossen
Diese verkaufen den Sonnenstrom als zertifizierten Ökostrom über spezielle Stromlieferverträge (PPA) an regionale Kunden über den Modus der sonstigen Direktvermarktung, wie er in EEG vorgesehen und möglich ist. Dadurch sichern sich die beteiligten Versorger nicht nur den Zugriff auf immer stärker nachgefragte, regionale und zertifizierte CO2freie Strommengen, sondern kommen auch komplett ohne Förderung aus.
Bürgerbeteiligung möglich
Doch auch beim Bau der Anlage selbst haben die Projektpartner auf die Wünsche und Ansprüche der Bevölkerung und des Naturschutzes geachtet. So können sich interessierte Bürger über ein Angebot von N-Ergie Bürgersolar an der Anlage beteiligen. Zwar richtet sich das Angebot vorrangig an die Bewohner von Röthlein, aber auch Interessenten aus den angrenzenden Gemeinden Kolitzheim, Grafenrheinfeld und Schwebheim können sich finanziell beteiligen.
Einbindung von Naturschutz und Bevölkerung
Zudem wurden umfangreiche Maßnahmen für den Naturschutz ergriffen. „Mit der neuen Anlage, die sich optimal in das Landschaftsbild einfügt, trägt unsere Kommune aktiv zum Klimaschutz hier bei uns vor Ort bei“, betont Peter Gehring, Bürgermeistern von Röthlein. „Besonders hervorheben möchte ich die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und dass viel Wert auf den Naturschutz sowie die Einbindung der Bevölkerung gelegt wurde.“
Vogelschutz beachtet
So liegt der nordöstliche Teil der Fläche zum Teil innerhalb des Vogelschutzgebiets Schweinfurter Becken und nördliches Steigerwaldvorland. Dort ist neben zahlreichen anderen Vogelarten auch der Lebensraum des streng geschützten Ortolans, einer seltenen Ammerart, heimisch. Zu dessen Schutz wurde in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Schweinfurt beim Bau der Anlage ein 100 Meter breiter Streifen zum Waldrand frei gehalten. Um Nistplätze und Futter zu schaffen, werden in diesem Bereich unter anderem auch spezielle Getreidesorten angebaut, Apfelbäume gepflanzt und eine Blühmischung gesät. (su)
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