Zwei Prozent der Landesfläche für Windenergienutzung ist die politische Forderung der Bundesregierung – an jedes Bundesland. Proteste dagegen gab es reichlich, vor allem aus den süd- und ostdeutschen Bundesländern. Eine neue Studie, deren Ergebnisse der Bundesverband Windenergie (BWE) jetzt vorstellte, zeigt: Lediglich die Stadtstaaten haben ein Problem, zwei Prozent ihrer Fläche für die Windenergienutzung bereitzustellen. Alle anderen könnten zum Teil deutlich mehr als das.
Platz 1 geht an Sachsen-Anhalt
Ganz vorn liegt Sachsen-Anhalt mit 11,1 Prozent der Fläche, gefolgt von Thüringen mit 9,6 Prozent. Auf dem dritten Platz liegt Brandenburg mit 8,3 Prozent, dicht dahinter Niedersachsen mit 7,8 Prozent möglicher Fläche für den Ausbau der Windenergie. Mit etwas Abstand auf Platz 5: Mecklenburg Vorpommern (5,8 Prozent).
Selbst Bayern, von wo aus der Widerstand gegen die Windkraft oft am stärksten ist, könnte laut Studie 4,6 Prozent seiner Fläche nutzen und liegt damit nur knapp hinter Schleswig-Holstein (5,2 Prozent) oder Sachsen (5,4 Prozent). Das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen kommt auf 2,7 Prozent und damit den niedrigsten Wert der Flächenländer.
Albers: Potenziale auch in Stadtstaaten
„In den Flächenländern gibt es nachweislich mehr als genug Platz“, betont BWE-Präsident Hermann Albers. „Für große Flächenstaaten wie Bayern oder Baden-Württemberg heißt das: die Zeit der Ausreden ist vorbei.“
Aber auch für die Stadtstaaten gelte: Potenziale seien vorhanden. „Zusätzliche Optionen ließen sich durch die Nutzung der Windenergie in Industriegebieten und konfliktarmen Gewerbegebieten heben. Wie das geht, zeigen die 14 Windenergieanlagen im Hamburger Hafen“, so Albers.
26,1 Prozent der Flächen in Deutschland theoretisch nutzbar
Die jetzt vorgestellte Studie ist eine Neuauflage der 2011 erschienenen ersten Flächenanalyse. Unter Berücksichtigung öffentlich zugänglicher Daten haben Wissenschaftler des Fraunhofer IEE sowie vom Umweltplanungsbüro Bosch & Partner auf Basis einer bundesweiten Raumbewertung Potenzialflächen für die Windenergienutzung in den Bundesländern erarbeitet. Dazu wurden zunächst alle kategorischen Ausschlussflächen, wie Siedlungsgebiete, Naturschutzgebiete oder Industrieflächen mit entsprechenden Puffern ermittelt.
Die danach verbliebenen Flächen wurden in sechs verschiedene Konfliktrisikoklassen von Klasse 1 (sehr geringes Konfliktrisiko) bis Klasse 6 (sich überlagerndes, hohes Risiko) eingeteilt. Je nach Risikoklasse wurden Anteile der Flächen für die Windenergiennutzung berechnet: Von den Flächen in Klasse 1 wurden so 100 Porzent aufgenommen, von Klasse 4 nur 20 Prozent und Klasse 6 null Prozent. Gemäß dieser Analyse sind 26,1 Prozent der Bundesfläche (93.268 km2) keine Ausschlussflächen.
Nur wenig Flächen konfliktfrei – Repowering bringt 0,3 Prozent zusätzlich
Allerdings gibt es im Gegenzug auch nur sehr wenige Flächen der Klassen 1 und 2 mit geringem Konfliktrisiko: Gerade 0,7 Prozent fallen in diesen Bereich. „Windenergie ist nicht ohne Konflikte nutzbar“, stellte Wolfgang Peters von Bosch & Partner klar.
Eine Ausnahme bilden in der Studie die Repoweringflächen: Hier wurde für alle Flächen, die vor 2010 mit Anlagen bebaut wurden, die niedrigste Konfliktrisikoklasse 1 angenommen, sofern nicht näher als zwei Anlagenhöhen (2H) zur Wohnbebauung im Innen- oder 1H zum Außenbereich liegen – immerhin 921 km² oder 0,3 Prozent der Bundesfläche bis 2030, die zusätzlich zur Verfügung stehen.
Komplette Studie liegt ab Mitte Juni vor
„Der Ausbau der Windenergie braucht Flächen, Flächen brauchen politischen Gestaltungswillen“, so Hermann Albers weiter. „Für uns gilt weiterhin: Auf 2 Prozent der Fläche lassen sich 200 GW Leistung installieren, die aus heutiger Sicht 770 TWh sauberen Strom liefern können. Dafür sind 30 – 35.000 Anlagen erforderlich.“
Die Studie mit dem Titel „Flächenpotenziale für Windenregie an Land“ liegt nach Worten von BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm ab Mitte Juni in Textform vor.