Neben dem Blick in die internationalen Märkte war ein zentraler Punkt des diesjährigen Forum Solarpraxis in Berlin vor allem die Frage, wie es nach dem Ende der Einspeisevergütung in den bestehenden europäischen Märkten mit der Branche weitergehen kann. Vor allem das Thema der alternativen Finanzierung von Photovoltaikprojekten hat das Auditorium mit großem Interesse verfolgt. Schließlich musste sich die Solarstrombranche im Verlaufe der Diskussion um das EEG bis Mitte des Jahres den Vorwurf gefallen lassen, sie sei nur etwas für Investoren, die genügend finanzielle Mittel haben, um sie sich auch leisten zu können. Gerade nach der erheblichen Kürzungen der Förderung in Deutschland und anderen europäischen Ländern gerät der Eigenverbrauch von Solarstrom in den Mittelpunkt Die die Branche muss sich mit alternativen Formen der Finanzierung auseinandersetzen.
Genossenschaften haben nicht ausgedient
Der bisherige Schwerpunkt der alternativen Finanzierung von Projekten liegt bei den Energie- und Betreibergenossenschaften. Immerhin gibt es schon mehr als 500 solcher Genossenschaften, in Deutschland, von denen die meisten in Photovoltaikanlagen investieren. In ihrem Vortrag hebt Marlis Brunner, Dozentin am Euro-Business-College, die Genossenschaften als das am besten geeignete Modell der gemeinschaftlichen Finanzierung von Bürgerprojekten hervor. Der Vorteil liegt im vergleichsweise geringen Risiko für jedes einzelne Mitglied der Genossenschaft bei maximalem Mitspracherecht.
„Soziale Medien sind mehr als nur Facebook“
Doch damit ist das Potenzial längst nicht erschöpft. Die Unternehmen müssen beim Vertrieb von Anlagen viel stärker das Internet einsetzen. Hier spielen soziale Netzwerke eine nicht unerhebliche Rolle. „Das ist mehr als nur Facebook“, sagt Antje Radcke, Chefin der Plattform Energie Kommunikation mit Sitz in Hamburg, auf die Befürchtung hin, dass die potenziellen Kunden von Photovoltaikanlagen nicht in sozialen Medien präsent sein könnten. „Gerade der Eigenverbrauch eröffnet eine neue Dimension. Es gibt inzwischen kein Unternehmen mehr, das versucht, darüber Kunden zu gewinnen. Es geht darum, den Grad er Autarkie und der Unabhängigkeit von Stromversorgern zu erhöhen. Gerade das ist geeignet, um auch im breiteren Umfeld zu sehen, was man zur Energiewende beitragen kann.“ Die ehemalige Vorsitzende von B90/Die Grünen definiert eine neue „Generation Energiewende“, die jetzt nach den Renditeinvestoren kommt und aktiv zur Energiewende beitragen will. „Das ist eine Gruppe, die zwar immer noch auf das Geld schaut, aber auch die Energiewende mitgestalten will“, sagt Radcke. Es geht letztlich nicht mehr ausschließlich darum, dass die Anlage möglichst viel Rendite abwirft. So können die Unternehmen punkten, die über soziale Medien Ertragsdaten oder Wetterdaten kommunizieren, damit der Kunde seinen Alltag darauf abstimmen kann. Aber es geht auch um die Vernetzung der schon aktiven Kunden und dem sozialen Austausch. Schließlich können sich dort auch interessierte Neukunden informieren. Die erhalten hier Informationen aus erster Hand.
Eigenverbrauch alternativ finanziert
Wenn es um die Gewinnung von Neukunden geht, die zwar gern in eine Solarstromanlage investieren würden, denen aber die dazu notwendigen Mittel für die Finanzierung fehlen, kommen Alternativen wie Crowdfunding und die alternative Fremdfinanzierung ins Spiel. Bei Crowdfunding geht es um die Mobilisierung informellen privaten Kapitals. Wenige Hundert bis mehrere Tausend Menschen beteiligen sich an der Finanzierung eines Projektes. Die Aktivierung des Kapitals geschieht dabei über das Internet. „Immerhin hat das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer-ISI) das Crowdfunding als geeignete Strategie für die Finanzierung von Erneuerbare-Energie-Anlagen empfohlen“, argumentiert Peer Piske, Geschäftsführer von Green Asset und Mitbetreiber der Plattform Crowd Energy. Sie ist eine von inzwischen mehreren Plattformen in Deutschland, die sich mit der gemeinschaftlichen Finanzierung von Solarstromprojekten beschäftigen. „Das ist eine geeignete Form der Finanzierung von Solarstromprojekten, die in übliche Finanzierungsrahmen nicht hineinpassen“, erklärt Piske weiter.
Wenn es um das Thema Fremdfinanzierung geht, war das bisher immer von Banken besetzt. Aber inzwischen gibt es noch andere Formen der Fremdfinanzierung. Eine davon ist die Bereitstellung einer Dachfläche an einen Betreiber von dem der Hausbewohner gleich den auf dem Dach produzierten Solarstrom kauft. „Das ist etwas anderes als ein herkömmliches Grünstromprodukt, das immer noch abstrakt bleibt“, sagt Florian Berghausen, Geschäftsführer von DZ-4. Das junge Unternehmen mit Sitz in Hamburg realisiert und betreibt Solaranlagen auf bereitgestellten Hausdächern und versorgt die Haushalte mit dem auf dem Dach produzierten Strom. „Das ist letztlich nichts anderes als eine Asset-Finanzierung und funktioniert wie ein Kreditkarte“, erklärt Berghausen. (Sven Ullrich)