Auch wenn die Zuhausekraftwerke von Lichtblick derzeit in der Hauptsache mit Erdgas betrieben werden – die Hamburger halten sich die Option offen, in Zukunft mehr und mehr Biomethan beizumischen. Abgesehen davon gilt in Deutschland die Definition, dass Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung aufgrund seiner Effizienz als Ökostrom bezeichnet wird, selbst wenn der Brennstoff Erdgas ist.
Noch Lichtjahre vom Ziel entfernt
Lichtblick hat im September 2009 sein Schwarmstrom-Konzept am Markt eingeführt. Die Hamburger wollen 100.000 Mini-Blockheizkraftwerke – Zuhausekraftwerke genannt – in Deutschland bei Verbrauchern installieren. Sie werden zentral per Fernsteuerung zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet. Jedes Mini-KWK besitzt 20 Kilowatt elektrische Leistung. Die Kraftwerksleistung summierte sich also auf zwei Gigawatt. Lichtblick fährt die Mini-KWK zur Erzeugung von Spitzlast-Strom hoch. Die Abwärme wird in den Gebäuden genutzt, in denen die Zuhausekraftwerke stehen. Sollte Strom erzeugt werden, wenn keine Wärme nachgefragt wird, wird diese in einem Pufferspeicher geparkt. Das Ziel wird vom Branchenverband Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) als utopisch angesehen. In der Tat ist man mit aktuell rund 420 installierten Zuhausekraftwerken vom Ziel weit entfernt. Parallel legt Lichtblick jetzt auf anderer Ebene aber weiter vor.
Guttuender Fokus mehr Dezentralität
Eine Auftragsstudie zeigt, dass sich über die Einbindung kleiner Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in die Stromversorgung Kosten in Höhe von bis zu eine halbe Milliarde Euro beim Ausbau der Stromnetze bereits bis zum Jahr 2020 einsparen ließen, da im Netz benötigter Spitzlast-Strom gar nicht erst von der Hochspannungsebene bis hinunter auf die Verteilnetze transferiert werden müsste, sondern in den Verteilnetzen bei Bedarf bereits kursiert, da über Mini-KWK-Anlagen in Form eines virtuellen Kraftwerks bereit gestellt. Die Hamburger argumentieren außerdem pro, dass sie ihr virtuelles Schwarmstrom-Kraftwerk binnen 60 Sekunden herauf- oder herunterfahren können. Außerdem sagen sie, dass die Vielzahl aus einzelnen Anlagen das Kraftwerk weniger störanfällig macht als wäre es ein einzelnes. Hinzu kommt die effiziente Nutzung von Energie über die gleichzeitige Wärmenutzung.
Laut Studie könnten über dezentrale Mini-Kraftwerke zwischen 8 und 29 Prozent Kosten vermieden werden. Das Gutachten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), „Abschätzung des Ausbaubedarfs in deutschen Verteilungsnetzen aufgrund von Photovoltaik- und Windeinspeisungen bis 2020“ schätzt die Kosten für den Ausbau der Netzübergänge auf der Umspannebene auf 1,7 bis 4 Milliarden Euro. Dafür sei eine Mini-KWK-Kapazität von bis zu acht Gigawatt erforderlich. Das ist das Vierfache der angestrebten Schwarmstromkapazität.
Die Studie nennt weitere Voraussetzungen. Die Verteilnetzbetreiber müssen die Last-Situation in den betroffenen Netzgebieten genau kennen. Dafür sei die Installation von Smart Metern erforderlich. Die Errichtung von KWK-Anlagen müsse von der Netzregulierungsbehörde als Netzoptimierung anerkannt werden, so dass entstehende Kosten über Netzentgelte als anrechenbare Kosten abgegolten werden.
Was ist der Preis?
Es müsse außerdem lastvariable Netzentgelte geben, die Preissignale zur Netzlastoptimierung senden. Außerdem Anreize für die Markteinführung flexibler, intelligent steuerbarer Mini-KWK-Lösungen, um die Potentiale dieser Technologie heben zu können. Der Bundestag ist derzeit befasst mit dem Kabinettsentwurf zur Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes. Mini-KWK ist darin nicht gesondert verankert. Lichtblick fordert die Berücksichtigung darin. Über die volkswirtschaftlichen Kosten indes zur Implementierung eines solchen Energiesystems auf Basis von Mini-KWK gibt die Lichtblick-Studie keinen Aufschluss. (Dittmar Koop)
Link zur Studie: https://www.lichtblick.de/?id_rec=226