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Aus der Forschung

Vogelzug im Störfeuer

(deg) Nachts sind alle Meere dunkel. Diese Aussage war lange Zeit wahr. Mit der zunehmenden Erschließung der Meere durch Offshore-Windparks aber bringt der Mensch Licht in den finstren Naturraum. Ein Störfaktor für Zugvögel.
Ob sich diese Störung mit technisch einfachen Mitteln reduzieren lässt, hat Avitec Research untersucht. Dazu hat das Unternehmen, das sich auf Fernerkundungsmethoden zur Erfassung des Vogelzugs spezialisiert hat, in Kooperation mit dem Windenergiedienstleister Reetec die Attraktionswirkung unterschiedlicher Warnfeuer auf den Vogelzug beobachtet.
Im Projekt Avilux untersuchten die Partner neben dem roten Warnfeuer weitere international übliche Farben auf ihre Attraktionswirkung für Vögel. Zudem haben sie ermittelt, ob verschiedene Blinkfrequenzen das Flugverhalten unterschiedlich stark beeinträchtigen. Innerhalb von drei Herbstmonaten zeichneten Wärmebildkameras das nächtliche Flugverhalten von 15.000 ziehenden Singvögeln bei verschiedenen Farbtönen und Blinkfrequenzen der Warnfeuer auf.
„Normalerweise fliegen die Vögel auf einer sehr geraden Bahn“, sagt Reinhold Hill von Avitec Research. In der Versuchsanordnung war das anders. „Allein in dem sehr kleinen Bildausschnitt vor den Lampen haben wir bei mehr als tausend Vögeln einen deutlichen Schwenk von mindestens 90 Grad registriert.“
Allerdings war es für die Vögel dabei unerheblich, welche Farbe das Warnfeuer hatte und wie es geblinkt hat. Offenbar gibt es keine für Menschen gut sichtbaren Warnlichter, die Vögel nicht irritieren. „Unsere Empfehlung lautet daher: Einen dunklen Naturraum sollte man dunkel lassen. Da kann nur eine bedarfsgerechte Befeuerung Abhilfe schaffen, die die Windparks erst beleuchtet, wenn Flugzeuge oder Schiffe in der Nähe sind“, sagt Hill.
Besonders häufig weichen die Zugvögel bei ihren Flügen in Windparknähe vom eigentlichen Kurs ab, wenn der Nachthimmel bedeckt ist. „Zugvögel können sich anhand der Sterne orientieren und haben die Fähigkeit, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen“, erklärt Hill. Diese beiden Orientierungssinne sitzen im Auge. Bei wolkenverhangenem Himmel sehen sie keine Sterne. Gleichzeitig überschattet das Licht der Windparks ihre Wahrnehmung des Erdmagnetfelds, vermutet Hill. Sie verlieren die Orientierung. „Haben die Vögel erst einmal auf das Licht reagiert, ist eine Kollision wahrscheinlicher.“