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Wind-to-Gas

Die nächste Hürde angehen

Tim Brandt, Prokurist der Wind to Gas Südermarsch, und Volker Jahnke, Stellvertreter Wirtschaftsförderung bei der Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel mbH (egeb), über ein Projekt mit Zukunft.

Wer ist die Wind to Gas Südermarsch?

Brandt: Wir sind ein Zusammenschluss von Wind­energieanlagen-Betreibern aus unserer Region. 2013 wurde aus diesem Kreis die Breitbandnetz Südermarsch gegründet, welche den Ausbau der Breitbandinfrastruktur in Dithmarschen vorantreibt. Mit der Gründung der Wind to Gas Südermarsch soll nun die nächste Hürde der Energiewende angegangen werden – die Speicherung von erneuerbarem Strom.

Tim Brandt - © w2g
Tim Brandt

Der Norden prescht voran beim Thema Power-to-Gas. Woran liegt das?

Jahnke: Wir haben eine hohe regenerative Stromproduktion, vor allem Onshore-Wind. Bei kräftigem Wind werden die Anlagen häufig abgeregelt. Entsprechend haben sich die Projektentwickler Gedanken gemacht, wie man dem begegnen kann. Eine Idee ist Power-to-Gas (PtG).

Was heißt das genau?

Brandt: Wir planen den Bau einer Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage, mit der wir überschüssigen Windstrom nutzbar machen wollen. Es soll eine direkte Kopplung von Windpark und PtG-Anlage geben. Der Wasserstoff wird dann ins Erdgasnetz eingespeist. Physisch wird somit der Gasnetz­betreiber den Wasserstoff abnehmen. Mittelfristig sollte jedoch der Aufbau einer Wasserstofftank­stellen-Infrastruktur in Schleswig-Holstein politische Unterstützung erfahren. Um die Energiewende im Verkehrssektor umzusetzen, verspricht die Brennstoffzelle großes Potenzial, da mit ihr auch die Langstreckenmobilität möglich ist.

Wie ist der Zeitrahmen für das Projekt?

Brandt: Unser Kooperationspartner Audi betreibt bereits eine Power-to-Gas-Anlage in Niedersachsen und hat uns insbesondere bei den ersten Schritten der Planung durch Wissenstransfers sehr geholfen. Läuft alles nach Plan, können die Baumaßnahmen in einem Jahr starten. Geplant sind 2,4 Megawatt in der ersten Ausbaustufe.

Warum unterstützt die Wirtschaftsförderung ein solches Projekt?

Volker Jahnke - © egeb
Volker Jahnke

Jahnke: Wir sehen das ganze Projekt im Zusammenhang mit NEW 4.0, dem Konzept zur norddeutschen Energiewende, das Schleswig-Holstein zusammen mit Hamburg verfolgt. Über dieses Projekt wollen wir gemeinsam mit den Unternehmen eine nachhaltige Energieversorgung für die gesamte Region generieren.

Spielt die saubere Mobilität bei New 4.0 eine Rolle?

Jahnke: Ja, die spielt auf jeden Fall eine Rolle. Eine wichtige Aufgabe in diesem Projekt ist die Vermeidung von klimaschädlichen CO2-Emissionen. Im Projektverlauf werden in diesem Bereich sehr interessante Modellansätze zu erwarten sein.

Es heißt, Power-to-Gas wird erst in vielen Jahren marktfähig sein. Wie sehen Sie das?

Brandt: Es gibt verschiedene Betrachtungsweisen, wenn man über dieses Thema spricht. Unserer Meinung nach ist Power-to-Gas unerlässlich, wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen. Die reine Energiewende im Stromsektor wird hierfür nicht ausreichend sein – auch die Mobilität und der Wärmesektor müssen mit einbezogen werden. Außerdem ist uns der Ansatz der dezentralen Wertschöpfung wichtig. Stromexporte tragen nicht zur lokalen Wertschöpfung bei. Durch Power-to-Gas machen wir die Energie vor Ort nutzbar, anstatt sie für wenige Cent oder sogar kostenpflichtig ins Ausland zu exportieren.

Jahnke: Brunsbüttel bietet unter anderem den Standortvorteil, dass wir Industrie haben, die den Wasserstoff auch abnehmen kann. Das Haupt­problem der erneuerbaren Energien Wind und Sonne ist einerseits ihr stark fluktuierendes Auftreten und andererseits die Tatsache, dass sie schwer zu speichern sind. Genau diesen Tatsachen möchte die Power-to-Gas-Technologie entgegenwirken. Sie stellt eine mögliche Systemlösung für den Weg in das neue Energiezeitalter dar.

Interview: Nicole Weinhold