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Vogelschutz

Wie Windparks auf tierischen Flugverkehr achten könnten

Eine Forschergruppe der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) untersucht seit Anfang Juni in Zusammenarbeit mit dem Berliner Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE), was sensorbasierte automatisierte Vogeldetektionssysteme in Windparks tatsächlich zur Verbesserung des Vogelschutzes und zugleich der Windparkerträge leisten können. Bis im kommenden Jahr erproben die Wissenschaftler zwei sogenannte Antikollisionssysteme – eines mit einer Kamera und eines mit einem Radarsystem – und analysieren die Wirksamkeit ihres Einsatzes im Vergleich zu pauschalen Windkraftverbotszonen in von gefährdeten Vögeln genutzte Areale.

Dabei überprüfen die Brandenburger Forscher zunächst, wie genau die Angaben der Hersteller der Antikollisionssysteme zutreffen. Diese Systeme identifizieren Vögel wie Rotmilane in Entfernungen von bis zu 750 Metern, mit einer Erfassungsrate von 92 Prozent der anfliegenden Tiere sowie einer Tier-Erkennungsrate von 97,5, darf Herstellerangaben wie etwa denen der Firma Arsu GmbH bezogen auf ihr System Identiflight geglaubt werden. Die Systeme geben daraufhin das Signal an die Anlagensteuerungen, woraufhin die Windrotoren in ein langsames und für Vögel ungefährliches Trudeln übergehen. Freilich erzeugen sie dann auch fast keinen Strom mehr.

Darüber hinaus will die HNEE will in dem von Brandenburg in Auftrag gegebenen und mit 1,8 Millionen Euro geförderten Projekt auch empirische Daten dafür liefern, dass sich die Systeme durch technologische Fortentwicklung noch gezielt in ihrer Wirkung verbessern lassen. Und schließlich soll auch eine Abwägung mit Interessen der Windkraft stattfinden: Welche wirtschaftlichen Auswirkungen haben solche bedarfsgerechten Abschaltungen und inwiefern führen sie zu Abnutzungen und Ermüdungen des Turbinenmaterials? Die brandenburgische Politik erhofft sich zudem von dem Projekt eine Diskussionsgrundlage dafür zu gewinnen, inwiefern sich durch den Einsatz solch automatisierter Vogel-Früherkennungssysteme die pauschalen Schutzabstände um Vogelhorste von Greifvögeln wie Rotmilane oder um deren Jagdgebiete verringern oder teilweise abschaffen lassen. Diese Schutzabstände sollen dazu führen, dass Vögel nicht signifikant häufig in die Rotationen der Windturbinenflügel hineingeraten und davon erschlagen werden. Doch besteht nach Angaben des Wirtschafts- und Energieministeriums des Bundeslandes die Gefahr, dass diese Schutzabstände zu viele Flächen aus der Windkraftnutzung herausnehmen und damit die brandenburgische Zielsetzung für die Windkraft von 10,5 Gigawatt Windenergiekapazität im Jahr 2030 nicht mehr erreichen lassen.