Wasserstoff gilt als eine der Hoffnungen für die Energiewirtschaft basierend auf Wind- und Solarstrom. Denn das Gas kann mit überschüssigem Ökostrom hergestellt werden und dann wieder ins Energiesystem zurückfließen, wenn Wind und Sonne zu wenig liefern. Doch derzeit ist das Problem der Preis für die Herstellung des grünen Wasserstoffs und die noch zu geringen Erzeugungskapazitäten von Photovoltaik und Windkraft.
Dies wird sich aber mittelfristig ändern, wie ein aktueller Bericht der Marktanalysten von Global Data prognostiziert. Denn die Dynamik entlang der gesamten Wertschöpfungskette nimmt zu. Dies wird zu Kostensenkungen bei der Produktion, bei der Speicherung, beim Transport, bei der Verteilung und bei der Nutzung von grünem Wasserstoff führen. Voraussetzung ist preiswerter Ökostrom. Dies wiederum erfordert einen schnellen Ausbau der Erzeugungskapazitäten, damit auch hier die Preise weiter sinken.
1. Ersatz von grauem Wasserstoff
Doch der erste Schritt der Skalierung ist der Ersatz des sogenannten grauen, blauen und gelben Wasserstoffs. Dieser wird mit Kohlestrom, Kernenergie oder mit Erdgaskraftwerken hergestellt. Er findet vor allem in der Ölraffinierung, bei der Ammoniak-, Methanol- und Stahlproduktion in größerem Umfang Verwendung.
2. Hochlauf in der Energiewirtschaft
Im zweiten Schritt wird der grüne Wasserstoff aber auch eine entscheidende Rolle bei der Umstellung auf saubere Energie spielen, sind sich die Analysten sicher. Voraussetzung ist, dass seine Anwendungen in Bereichen wie Verkehr in Form von Brennstoffzellenfahrzeuge, in Gebäuden zur Wärmeversorgung und bei der Stromerzeugung vorangetrieben werden.
Wasserstoff wird immer wichtiger
Bisher spielt Wasserstoff in der Energiewirtschaft nur eine geringe Rolle. „Er macht nach Angaben der Internationalen Energieagentur weniger als 0,2 Prozent der Stromerzeugung aus“, sagt Sneha Susan Elias, Energieanalystin bei Global Data. „Dies könnte sich jedoch in naher Zukunft ändern, da die Beimischung von Ammoniak die Kohlendioxidemissionen bestehender konventioneller Kohlekraftwerke, Wasserstoffgasturbinen und Gas- und Dampfturbinen (GuD) verringern kann. Wenn es um die langfristige und großtechnische Energiespeicherung geht, kann Wasserstoff in Form von komprimiertem Gas, Ammoniak oder synthetischem Methan eine Rolle beim Ausgleich saisonaler Schwankungen von Stromangebot und -nachfrage aus erneuerbaren Energiequellen spielen.“
40 Gigawatt Elektrolyseleistung bis 2030
Die Analysten begründen ihre optimistische Prognose mit den derzeitigen Pläne und ersten Schritten, die in unterschiedlichen Regionen der Welt schon unternommen werden. So will die Europäische Union im Rahmen ihres Green Deals bis 2024 eine Kapazität zur Elektrolyse von grünem Wasserstoff in Höhe von sechs Gigawatt aufbauen. Bis 2030 sollen Elektrolyseure bereitstehen, die 40 Gigawatt überschüssigen Strom zur Wasserstoffherstellung nutzen können.
Indien und Australien als Vorreiter
Aber auch andere Regionen preschen mit Plänen vor. So hat Indien 2021 eine nationale Wasserstoffmission vorgestellt. Diese sieht vor, bis 2030 ein Produktionsvolumen von fünf Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs aufzubauen. Auch Australien hat eine nationale Wasserstoffstrategie entwickelt, die die Einrichtung von sogenannten Wasserstoff-Hubs vorsieht. Hier finden sich verschiedene Nutzer von Wasserstoff zusammen, um von schon bestehenden Nutzern oder potenziellen Wasserstoffmärkten zu profitieren. „Da die weltweit führenden Unternehmen der Energiewirtschaft nach Lösungen suchen, die ihnen bei der Dekarbonisierung oder der Verbesserung der Energiesicherheit helfen, ist Wasserstoff auf dem besten Weg, ein Energieträger zu werden, und seine Nutzung gewinnt an Dynamik“, fasst Sneha Susan Elias die Ergebnisse ihrer Studie zusammen.
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