Die bisherige Unterschätzung der Bedeutung von Großspeichern für die Energiewende im politischen Raum ist offensichtlich. Die Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) planen zwischen 2025 und 2045 keinen Ausbau von Großbatteriespeichern. Dies führte dazu, dass diese in der Vergangenheit auf der politischen Agenda der Bundesregierung kaum Beachtung fanden.
In dieser Legislaturperiode wurden jedoch verbesserte politische Rahmenbedingungen für Investitionen in Großbatteriespeicher durch die Arbeit des Bundestages geschaffen, insbesondere bei der Verlängerung der Netzentgeltbefreiung für Speicher, entgegen der Empfehlung der Bundesregierung. Die derzeitige Speicherdefinition im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) zeigt bisher wenig Wirkung aufgrund fehlender Verknüpfungen im EnWG und EEG.
Es ist klar, dass Großbatteriespeicher eine entscheidende Rolle in der Energiewende spielen. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) geht laut Netzentwicklungsplan 2023 von einem erheblichen Ausbau von Großspeichern bis 2045 aus, unterstützt durch Studien von Frontier Economics, Fraunhofer ISE, TenneT und dem Ten-Year-Network-Development-Plan (TYNDP).
Trotzdem werden in Deutschland immer mehr Großbatteriespeicher ohne staatliche Förderungen gebaut. Es fehlt jedoch noch das Bewusstsein dafür, wie entscheidend der Ausbau von Großbatteriespeichern für die Erreichung der Klimaziele ist. Frontier Economics zeigt in einer Studie, dass Großbatteriespeicher die CO2-Emissionen erheblich reduzieren können.
Mit der Stromspeicher-Strategie vom 19. Dezember 2023 setzt die Bundesregierung einen ersten Schritt, um die Rolle von Großbatteriespeichern in der Energiewende zu definieren. Allerdings ist die Strategie derzeit nur eine politische Absichtserklärung ohne klaren legislativen Zeitplan. Dennoch weist sie in die richtige Richtung.
Eine Schwäche der Strategie liegt darin, dass sie von dem Ziel im Koalitionsvertrag abweicht, Speicher als eigenständige Säule des Energiesystems zu definieren. Die Anwendung von Vorgaben für Verbraucher und Erzeuger auf Großbatteriespeicher verpasst eine umfassende Lösung zu Themen wie Netzentgelten, Baukostenzuschüssen oder Netzanschlussbedingungen.
Um die Wirkung der Stromspeicher-Strategie zu stärken, sollte das BMWK konkrete Zahlen und einen Ausbaukorridor für Großbatteriespeicher festlegen. Dies würde Investoren eine hohe Sicherheit bieten, ähnlich wie beim Ausbau erneuerbarer Energien.
Es ist wichtig, eine Vision dafür zu entwickeln, wie Speicher netzdienlich und marktlich eingesetzt werden können, um die Abregelung erneuerbarer Energien zu reduzieren und Kosten für das Engpassmanagement zu sparen. Die Stromspeicher-Strategie vernachlässigt jedoch das Potenzial von Speichern zur Kostensenkung im Netzengpassmanagement.
Die Verschiebung der Zuständigkeit für Netzentgelte, Baukostenzuschüsse und Netzanschlusskostenbeiträge zur BNetzA schränkt den Spielraum für den Gesetzgeber ein. Dennoch ist es wichtig, politische Leitlinien für diese Themenfelder aufzustellen, an denen sich die BNetzA orientieren kann.
Die Stromspeicher-Strategie ist ein erster Schritt, dem nun konkrete Maßnahmen folgen müssen, um regulatorische und politische Unsicherheiten abzubauen. Eine aktive Steuerung durch die Politik ist erforderlich, um langfristig Investitionssicherheit zu gewährleisten. Ein dynamischer Ausbau von Großbatteriespeichern kann die Energiewende vorantreiben, Kosten senken und die Energiesicherheit in Deutschland stärken.