Als Produktmanagerin betrachtet Alina Möbius den Markt und nimmt Marktanforderungen auf, um sie in den eigenen Produkten umzusetzen.
Es gibt viele neue Speicherhersteller, oder?
Alina Möbius: Das stimmt. Aber das gibt der Markt auch her. Die Marktzahlen wachsen exponentiell.
Wofür genau brauchen wir Ihre Speicher?
Alina Möbius: Ein Speicher kann viele Rollen übernehmen. Einerseits ist ja bekannt, dass durch den Ausbau von erneuerbaren Energien Erzeugung und Verbrauch immer weiter auseinanderrücken. Hier kann der Batteriespeicher eingesetzt werden, um die von den Erneuerbaren produzierte Energie, wenn sie gerade nicht gebraucht wird, einzuspeichern und wieder abzugeben in Zeiten, in denen die Energie gebraucht wird.
Zudem haben wir Frequenzschwankungen im Netz, beispielsweise wegen der volatilen Einspeisung von Erneuerbaren oder durch ungeplante Ausfälle von anderen Kraftwerken. In diesem Fall kann der Batteriespeicher in der Primär- und Sekundärregelleistung die Frequenz ausgleichen und Netzausfällen vorbeugen.
Künftig werden Batteriespeicher vermehrt dafür eingesetzt, viele Anwendungen gleichzeitig abzubilden.
Der Batteriespeicher kann aber auch unseren Bedarf am Netzausbau reduzieren, indem er beispielsweise an Netzanschlusspunkten eingesetzt wird, die eine zu geringe Leistung abgeben können für beispielsweise große Ladeparks. Da kann der Batteriespeicher mit einer kleineren Leistung beladen werden, aber eben die benötigte große Leistung an die Ladepunkte abgeben. Es ist wahrscheinlich, dass regionale Netzausfälle, sogenannte Brownouts, in Zukunft vermehrt auftreten werden.
Brownouts?
Alina Möbius: Ja. Blackouts sind die großen Netzausfälle, aber in der Regel kommen häufiger kleine regionale Netzausfälle vor. Und da kann der Batteriespeicher von Intilion eingesetzt werden, weil er in solchen Fällen einspringen, ein Netz bilden und so wichtige Erzeuger und Verbraucher weiter versorgen und wirtschaftliche Ausfälle reduzieren kann.
Macht Intilion auch Hybridprojekte?
Alina Möbius: Die am weitesten verbreitete Kombination ist wohl Photovoltaik mit Batteriespeichern. Die Innovationsausschreibungen haben diese Kombination explizit noch mal gefördert. Wir hoffen, dass das Thema jetzt durch den erhöhten oberen Wert bei den Ausschreibungen weiter angekurbelt wird. Um ein Beispielprojekt von uns zu nennen: Wir haben gerade in Sachsen mit den Stadtwerken Leipzig einen Speicher mit 3,7 Megawattstunden umgesetzt, gekoppelt mit einer 13,5-Megawatt-Solaranlage. Und die wird jetzt in der Sekundärregelleistung vermarktet.
Zudem gibt es sogenannte Hybridspeicher. Da hat Intilion mit den Stadtwerken Bielefeld ein Projekt umgesetzt, richtig?
Alina Möbius: Im Fall der Stadtwerke Bielefeld haben wir zum einen den Batteriespeicher mit 7,6 Megawattstunden geliefert. Diesen haben wir gekoppelt mit sogenannten Widerstandsheizern. Das Gesamtkonzept wird in diesem Fall sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärregelleistung vermarktet. Und wenn ein Energieüberschuss im Speicher entsteht, kann die Energie wiederum in die Widerstandsheizer gebracht werden, die daraus Wärme generieren, die ins Fernwärmenetz der Stadt gespeist wird.
3,7 Megawattstunden hat der Speicher, den Intilion für die Stadtwerke Leipzig zusammen mit einer 13,5-Megawatt-Solaranlage für die Sekundärregelleistung installiert hat.
Die Stadtwerke Bielefeld wollten das Projekt unbedingt an ihrem alten Stadtwerkestandort haben. Intilion konnte also nicht einfach auf der grünen Wiese bauen?
Alina Möbius: Ja, das hat sich kompliziert dargestellt, aber wir haben es am Ende gut umgesetzt. Der Batteriespeicher und der Trafo stehen mittlerweile in einem Bestandsbürogebäude. Die Widerstandsheizer stehen auf einer anderen Ebene im Gebäude in einer alten Turbinenhalle und die Umrichter in einem Innenhof dazwischen. Es war komplex, die Komponenten auf die Räumlichkeiten aufzuteilen. Dann wurde die Statik des Bürogebäudes nachgerüstet. Der Batteriespeicher wiegt ungefähr neun Tonnen. Dafür ist kein Bürogebäude ausgelegt. Auch war der Brandschutz ein großes Thema, weil Menschen in dem Gebäude arbeiten. Aber da kam uns unser selbst entwickeltes Brandschutzsystem zugute.
Würden Sie so etwas auch für andere Stadtwerke umsetzen?
Alina Möbius: Wenn jemand Interesse hat, kann er gerne auf uns zukommen. Wir haben in dem Fall das ganze Projekt selbst geplant und umgesetzt und rechnen damit, dass künftig mehr solcher Projekte kommen, zumal wir durch die Energiewende alle Sektoren weiter elektrifizieren wollen, also sowohl Wärme als auch den Mobilitätssektor. Und da ist es unabdingbar, dass Speicher eingesetzt werden, um die Erneuerbaren konstant bereitstellen zu können.
Wo geht die Reise hin bei den Speichern?
Alina Möbius: In Deutschland haben wir das Ziel, Photovoltaik und Wind stark auszubauen. Da brauchen wir Batteriespeicher, um das Netz zu stabilisieren. Die Anwendungsfälle werden weiter zunehmen. Künftig werden Batteriespeicher wahrscheinlich vermehrt dafür eingesetzt, um viele Anwendungen gleichzeitig abbilden zu können. Bei Großspeichern wird es ein Spiel aus primärer und sekundärer Regelleistung sein, um das Netz zu stabilisieren. W