Solarpower Europe (SPE) hat eine Datenbank erstellt, in der alle aktuellen Ausbauzahlen in den europäischen Ländern dargestellt sind. Diese sind zudem abgeglichen mit den jeweiligen nationalen Ausbauplänen für das Jahr 2030, die die Regierungen verabschiedet haben. Daraus wird ersichtlich, welche Aufgaben in den jeweiligen Ländern mit Blick auf den Photovoltaikzubau in den nächsten sieben Jahren noch bestehen.
Potenziale für 2030 ausgerechnet
Zudem ist in der Datenbank ersichtlich, welches Potenzial die einzelnen Länder für den Ausbau der Photovoltaik bis 2030 grundsätzlich haben und auf welchen Zielerreichungspfad sie sich befinden. So ist für Deutschland Ende 2022 eine installierte Leistung von 68 Gigawatt angegeben. Die Bundesregierung will bis 2030 diese Leistung auf 215 Gigawatt ausgebaut wissen. Damit bliebt die Bundesregierung aber hinter dem tatsächlich erreichbaren Ausbau. Dieser läge im Jahr 2030 bei 259 Gigawatt.
Hürden aufgelistet
Die Ausbauprognose beim jetzigen Marktwachstum liegt bei 225 Gigawatt – vorausgesetzt, die Hürden für die Photovoltaik werden nicht wieder heraufgesetzt. Denn die Solarbranche in Deutschland hat schon ohnehin mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Die wichtigsten davon listet SPE in der Datenbank ebenfalls auf. Für Deutschland ist hier unter anderem der Fachkräftemangel angegeben, der er Branche gerade enorm zu schaffen macht. Außerdem nennt SPE unter anderem die vorgeschlagenen Regelungen zur Erlösobergrenze, die erhebliche Auswirkungen auf den größten europäischen Solarmarkt haben könnte.
Österreich braucht Netzanschlüsse
Für Österreich gibt SPE zum Beispiel neben dem Fachkräftemangel unter anderem fehlende Netzanschlussmöglichkeiten für Photovoltaikanlagen an. Hier sind sowohl die Politik als auch die Netzbetreiber gefragt, den Ausbau endlich voranzubringen und mehr Intelligenz ins Netz zu bringen. Außerdem sind die Genehmigungszeiten in der Alpenrepublik sehr lang und die Voraussetzungen für eine Zulassung sehr uneinheitlich.
Ausbau geht gut voran
Dennoch ist der Ausbau seit dem Inkrafttreten des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes und der Veröffentlichung der neuen Förderregeln. auf einem guten Weg. Inzwischen hat die österreichische Solarwirtschaft vier Gigawatt Leistung angeschlossen. Damit kann das Ausbauziel von 13 Gigawatt beim jetzigen Marktwachstum durchaus erreicht werden – es sind derzeit sogar 20 Gigawatt möglich. Obwohl in den nächsten sieben Jahren in Österreich durchaus Anlagen mit einer Gesamtleistung von 28 Gigawatt am Netz sein könnten.
Belgien hat Ausbauziel schon erreicht
In Belgien sieht die Situation ganz anders aus. Hier hat die Solarbranche das von der Regierung angestrebte Ziel von acht Gigawatt bis 2030 schon Ende des Vergangenen Jahres erreicht. Doch es wäre mehr drin in Belgien. So könnte beim derzeitigen Marktwachstum der Ausbau auf 20 Gigawatt wachsen – ohne Begrenzungen sich sogar auf 27 Gigawatt verdreifachen. Doch die Ausbauziele der Erneuerbaren sehen keinen parallelen Netzausbau vor. So bleiben die Kapazitäten zum Anschluss weiterer dezentraler Solaranlagen schwierig. Dazu kommen noch die Hürden bei der Genehmigung und Umsetzung von Projekten.
Frankreich hinkt hinterher
Die administrativen Prozeduren sind auch in Frankreich ein zentrales Hindernis bei der Umsetzung von Solarprojekten. Neben Problemen beim Netzanschluss sind es hier vor allem die strengen Regulierungen, die Paris festlegt, und die langen Genehmigungsprozesse, die den Entwicklern von Solarprojekten das Leben schwer machen. Dazu kommen noch teilweise immense bürokratische Hürden beim Zugang zu Land behindern den Bau von größeren Solaranlagen. Vor allem die Agriphotovoltaik wird sehr restriktiv behandelt. Auf der anderen Seite ist das Geschäftsmodell des Eigenverbrauchs im Vergleich zu anderen Ländern weit unterentwickelt, weil entsprechende Fördermechanismen nicht vorhanden sind.
110 Gigawatt wären möglich
Dies führt dazu, dass die installierte Leistung in Frankreich nur bei 16 Gigawatt liegen. Das sind pro Kopf 235 Watt Solarleistung. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Leistung pro Einwohner bei 807 Watt und in Österreich bei 445 Watt. Doch trotz der Hindernisse entwickelt sich der Zubau bei anhaltendem Marktwachstum bis 2030 immerhin in Richtung 71 Gigawatt installierter Leistung. Das sind 27 Gigawatt mehr als die im nationalen Ausbauprogramm vorgesehenen 44 Gigawatt. Möglich wären aber sogar 110 Gigawatt bis 2030, wenn die Hürden wegfallen würden.
SPE hat in der Datenbank alle 27 EU-Staaten aufgenommen und die jeweiligen Daten und Ausbaupläne ausgewertet. Sie finden die Datenbank auf der Webseite von SPE. (su)