In Deutschland können auf bestehenden großen Parkplatzflächen Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 59 Gigawatt errichtet werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Fritz Haider vom Fraunhofer ISE.
Er hat mit Open-Street-Maps-Daten aus dem „Fach- und Rechtsgutachten zur Einführung der Photovoltaik-Pflicht in Baden-Württemberg“ alle Parkplatzflächen in Deutschland ausfindig gemacht, da keine statistischen Zahlen zur Anzahl und Größe von Parkplätzen existieren. Dabei kam zunächst heraus, dass in Nordrhein-Westfalen mit etwa 9.000 Hektar die meisten Parkplatzflächen bestehen, gefolgt von Bayern mit über 7.800 Hektar und Baden-Württemberg mit gut 6.200 Hektar. Die kleineren und bevölkerungsärmere Bundesländer haben natürlich weniger Parkplatzflächen. Doch die Parkplatzflächen in der gesamten Bundesrepublik summieren sich auf 47.000 Hektar, die sich auf 360.000 Parkplätze verteilt.
Stellflächen mit Satellit ausgewertet
Eine anschließende Satellitenauswertung hat ergeben, dass auf den Parkplätzen tatsächlich nur maximal 60 % für Stellplätze verwendet werden. In den meisten Fällen beträgt der Anteil der Stellplätze sogar nur 40 bis 50 Prozent. Der Rest sind Fuß- und Fahrwege und Grünflächen. Berechnet mit einem Durchschnitt von 50 Prozent Stellplatznutzung der Gesamtfläche ist es möglich, die Zahl der Stellplätze zu ermitteln, wobei in die Berechnung ein Stellplatz mit einer Größe von fünf mal 2,5 Metern eingeflossen ist.
Dies ist wichtig, da die Solarpflichten der Bundesländer für neue Parkplätze erst ab einer bestimmten Zahl von Stellplätzen greift. Dies auf bestehende Parkplätze übertragen bedeutet, dass zwar 85 Prozent der Parkplätze von einer eventuellen Pflicht nicht betroffen wären, unter der Annahme, dass diese dann nur für Parkplätze mit mehr als 100 Stellplätzen gelten würde. Doch bezogen auf die Fläche entfällt 64 Prozent der gesamten Parkplatzfläche auf anlagen mit mehr als 100 Stellplätzen.
284 Quadratkilometer bebauen
Unter diesen Voraussetzungen bleiben 284 Quadratkilometer übrig, die mit Solaranlagen überdacht werden könnten. Auf Basis dieses technischen Flächenpotenzials lässt sich das technische Leistungspotenzial errechnen. Fritz Haider hat dazu eher konservativ gerechnet. „Bei einem Wirkungsgrad von 20 Prozent, einer Performance Ratio, also dem Verhältnis von maximalen und tatsächlichen Ertrag, von 87 Prozent, einer jährlichen Einstrahlung von 1.086 Kilowattstunden pro Kilowatt und Jahr sowie einem Bedeckungsgrad der Fläche von von 60 Prozent, einer Modulneigung von 15 Prozent in südöstlicher Ausrichtung, bleibt ein spezifischen Ertrag von 930 Kilowattstunden pro Kilowatt im Jahr“, erklärt Haider. „Verknüpft mit der Gesamtfläche erhält man ein technisches Leistungspotenzial von 59 Gigawatt.“ Das ist mehr als ein Viertel des Zubaus, den die Bundesregierung für das Jahr 2040 anstrebt.
Etwa 4.000 neue Parkplätze pro Jahr
Doch die bestehenden und angekündigten Solarpflichten in den Bundesländern gelten nur für neue Parkplätze. „Doch für neu gebaute Parkplätze gibt es ebenfalls keine offizielle Statistik“., sagt Haider. Er hat deshalb versucht, den Zubau an Parkplätzen abzuschätzen. „Unter der Annahme, dass der Parkplatzbestand proportional zum Fahrzeugbestand ansteigt, werden in Summe etwa 4.000 Parkplätze pro Jahr neu gebaut.“ Jede Menge Potenzial, das zu den bestehenden Großparkplätzen noch hinzukommt.
Mehrfachnutzung ohne Akzeptanzprobleme
Denn auch für bestehende Großparkplätze ist das Geschäftsmodell Solarüberdachung gut geeignet. Schließlich sind die Flächen ohnehin versiegelt, die Akzeptanzfrage ist kaum relevant und sie bieten weiten Nutzen für den Parkplatz selbst – über die zusätzliche Stromerzeugung hinaus. Denn sie bieten nicht nur Schutz für die Fahrzeuge, sondern erhöhen auch die Lebensdauer des Parkplatzbelags. Sie sparen auch den Winterdienst und bieten die Möglichkeit, den Strom direkt für das Laden von Elektroautos zu nutzen, wenn eine entsprechende Ladeinfrastruktur integriert wird. (su)