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Photovoltaik-Eigenverbrauch

Nur wenige PV-Anlagen sind wirklich autark

Marko Gerber

In Oberösterreich steht ein Einfamilienhaus, welches sich mittels Solaranlage auf dem Dach eigenständig versorgt. Die Fußbodenheizung, der elektrische Boiler sowie die gesamte Stromversorgung im Haus kann in diesem Fall vollständig durch die Photovoltaikanlage sichergestellt werden. Ein Wunsch, den viele andere Hausbesitzer oder Bauherren ebenfalls hegen. Allerdings lässt sich dieser bislang nur selten in die Praxis umsetzen. In den meisten Fällen dient die PV-Anlage auf dem Dach nur der Senkung von Strom- und Heizkosten. Der Eigenverbrauch übersteigt aber in allen Fällen die generierte Energie, sodass diese eben doch noch auf klassischem Weg „zugekauft“ werden muss. Das gilt vor allem in der kalten und somit auch dunklen Jahreszeit. Sind autarke Photovoltaikanlagen im deutschsprachigen Raum also überhaupt flächendeckend realistisch?

Das Problem liegt in der Wirtschaftlichkeit

Dass ein energieautarkes Eigenheim möglich ist, beweist das Beispiel aus Oberösterreich. Dennoch stellt es nach wie vor eher eine Ausnahme dar. Die Gründe dafür liegen weniger im finanziellen Aspekt, wie oftmals vermutet. Die Verbraucher könnten und würden sich eine solche Photovoltaikanlage also durchaus leisten. Das Problem liegt stattdessen in der Wirtschaftlichkeit. Um ausreichend Strom zu produzieren, muss die Photovoltaikanlage zum Stand heute sowie in unseren (zumindest zeitweise) eher dunklen Breitengraden sehr groß sein. Auf vielen Dächern ist schlichtweg nicht ausreichend Platz vorhanden. Hinzu kommt der Bedarf eines Stromspeichers, welcher ebenfalls häufig zu Platzmangel führt. Es ist daher unerlässlich, vorab die mögliche Dimensionierung zu berechnen und anschließend zu prüfen, ob das Maximum für die Energieautarkie der Anlage überhaupt ausreicht. Schließlich ist diese, neben dem Umweltaspekt, der wichtigste Grund für viele Immobilienbesitzer, in eine Photovoltaikanlage zu investieren. Sie möchten unabhängig sein von Stromnetzen, steigenden Preisen & Co.

Energieautarkie muss nicht immer das Ziel sein

Dass die geplante Photovoltaikanlage nicht autark arbeiten würde, ist aber noch kein Grund, von der Idee gänzlich abzurücken. Die meisten Anlagen erreichen schließlich immerhin einen Eigenverbrauchsanteil von 60 bis 80 Prozent. Sie gelten in diesem Ausmaß als deutlich wirtschaftlicher gegenüber einer stromautarken Lösung und können somit eine kostengünstige Alternative sein – allein schon aufgrund der zahlreichen Fördermöglichkeiten.

Grundlagen der Wirtschaftlichkeitsberechnung für Photovoltaikanlagen

Ganz oder gar nicht, lautet also nicht das richtige Motto, wenn es um die Entscheidung für oder gegen eine Photovoltaikanlage geht. Stattdessen sollte ihr stets eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorausgehen. Ziel ist also herauszufinden, ob sich die Investition lohnt und wie groß die Anlage sein sollte. Allerdings haben viele verschiedene Faktoren Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage, weshalb diese Berechnung bestenfalls von einem erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden sollte. Zu diesen Einflussfaktoren gehören beispielsweise

• die Eigenverbrauchsrate,

• die Investitions-, Betriebs-, Wartungs- und Finanzierungskosten,

• der Zinssatz,

• die Inflation sowie

• die Energiepreissteigerungsrate.

Nicht alle dieser Eventualitäten lassen sich exakt vorhersagen – die Inflation oder die Energiepreissteigerungsrate beispielsweise. Schlussendlich handelt es sich beim Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung also nur um einen groben Richtwert, der Aufschluss darüber gibt, ob und wann der Anlagenbetrieb vermutlich schwarze Zahlen schreibt. Wie bereits erwähnt, ist Geld aber nicht immer der einzige Grund für eine solche Investition. Vielen Menschen sind schwarze Zahlen weniger wichtig als die Schonung der Umwelt oder die Unabhängigkeit von Stromnetzbetreibern, dem Staat & Co. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ist bei der Planung einer Photovoltaikanlage also eine wichtige Entscheidungsgrundlage, längst aber nicht die Einzige.

Autarke Photovoltaikanlagen sind eigentlich keine neue Entwicklung

Die Erwartungen an die Solarenergie waren von Beginn an hoch. Nun zeigen sich viele Verbraucher enttäuscht angesichts ihres geplatzten Traums von der Energieautarkie. Vorschnell, wie sich die Experten sicher sind. Denn die Photovoltaik-Technologie befindet sich noch in den Kinderschuhen. Sie entwickelt sich in rasantem Tempo weiter und wird in diesem Zuge auch immer wirtschaftlicher. Bereits jetzt zeigen Einzelfälle wie das Einfamilienhaus in Oberösterreich, dass es zumindest in der Theorie durchaus möglich ist, in Zukunft energieautark zu leben. Photovoltaik-Inselanlagen versorgen zudem schon seit vielen Jahren kleinere Ferienhäuser, Wohnwagen, Notrufsäulen, Boote und andere Systeme eigenständig mit Energie. Immer dann also, wenn ein Anschluss an das Stromnetz zu aufwändig oder teuer wäre.

Fazit: Kommt der Umbruch und wenn ja – wann?

Energieautarke Häuser wird es aber auch in solchen Regionen bald vermehrt geben, in welchen das Stromnetz durchaus erreichbar wäre. Noch zeigen sich zwar viele Kritiker skeptisch, wenn es um Modelle für solche Immobilien geht, doch die ersten Praxisbeispiele beweisen, dass das Konzept funktionieren kann. Die Prognosen für den Solarstrom sind hervorragend und die Denkansätze gehen sogar weit über energieautarke Gebäude hinaus. Stattdessen soll es irgendwann sogar möglich sein, dass Metropolen vollständig auf Solarstrom setzen. Schlussendlich bleibt es also abzuwarten, wie schnell sowie in welche Richtung sich die Technologie in den kommenden Jahren entwickelt. Dass sie zunehmend wirtschaftlicher und somit auch für Hausbesitzer, Bauherren & Co immer attraktiver wird, daran besteht zum Stand heute allerdings keinerlei Zweifel. Alles, was es dafür braucht, ist nur noch ein wenig Geduld.